„Dieses Jahr blicken wir nicht nur auf 100 Jahre Groß-Berlin zurück, sondern schauen in die Zukunft, um Szenarien zu entwickeln, die aufzeigen, welche Weichen wir schon heute für die Zukunft der Metropolregion Berlin-Brandenburg stellen müssen”, sagt Eva Krapf, Vorsitzende des AIV-Schinkel-Ausschusses. Aufgabe war es, auf dem Siedlungsstrahl Berlin - Karow - Buch - Panketal - Bernau an Entwürfen für ausgewählte Orte aufzuzeigen, wie sich die absehbaren Veränderungen von Umwelt und Gesellschaft stadträumlich, landschaftlich und baulich darstellen und auf die zukünftige Gestaltung von Stadt- und Landschaftsräumen auswirken werden. Das Thema war in die Fachsparten Architektur, Städtebau, Landschaftsarchitektur und Freie Kunst unterteilt. Mit seiner Masterarbeit „Die fliegende Stadt” entwickelte Christian Rapp aus dem Landkreis Landsberg im Wintersemester 2019/2020 eine Utopie, für die er nun ausgezeichnet wurde. Sein Blick in die Zukunft beschreibt folgendes Szenario: „Wir schreiben das Jahr 2070: Klimawandel und Umweltzerstörung haben uns stark zugesetzt. Der Bedarf an Lebensraum für Mensch und Tier ist hoch. Ballungsgebiete werden immer stärker verdichtet, wodurch die Städte noch stärker aufgeheizt werden, da das kühlende Grün den kulturellen Bedürfnissen weichen musste.” Um weitere negative Folgen einzugrenzen, müsse auf neue städtebauliche Ansätze gesetzt werden, erklärt Rapp seine Vision. Doch wo findet man die Luft, Städte in ihrem Dasein effizient und ohne großen Platzbedarf zu erweitern? Man fügt eine zweite Ebene hinzu, die in starker Verbindung mit der bestehenden steht, so die Idee des Architekturstudenten. Beide Ebenen profitieren voneinander und ergänzen einander. „Diese Utopie erscheint anfangs oft als unmachbares Wolkenschloss, doch die Auseinandersetzung mit ihr könne unserer Architektur Flügel verleihen”, sagt Rapp. Sein Konzept einer „fliegenden Stadt” ist demnach so gedacht, dass der Austausch der beiden Ebenen eine Gleichberechtigung schaffen und sie funktionell verschmelzen lassen soll. Der untere Ort erhalte somit eine Schule, Bürogebäude, Unterhaltungsmöglichkeiten und einen Kindergarten, während die oberen Bewohner durch die Natur, Grünanlagen, Handwerksbetriebe und Landwirtschaft unten profitieren. Um eine fliegende Stadt zu verwirklichen, benötige man der Vision zufolge ein Tragsystem. In Rapps Szenario wird die Stadt exemplarisch von einem Heliumballon gehoben. Bei dem Tragsystem handelt es sich um ein Hängesystem, das alle Bauteile auf Zug belastet. Somit könnten die tragenden Bauteile sehr dünn und somit leicht gestaltet werden. „Ich bin sehr stolz auf Herrn Rapp”, freut sich Professor Katinka Temme, der den Studenten betreute. Der Wettbewerb sei ein sehr bedeutender Wettbewerb unter den Architekten, wenn nicht der bedeutendste überhaupt. Eingegangen waren 92 Arbeiten, acht wurden ausgezeichnet wurden. Die Preisträger können sich über Preisgelder in Höhe von 18 200 Euro freuen. Konzept birgt neue städtebauliche Ansätze