Da es aus Gessertshausen aber eine Mehrheit an Gegenstimmen gab, sprachen sich insgesamt nur zwölf Kommunen für den Ausbau der bestehenden Bahnstrecke aus; Neusäß, Langenneufnach, Ustersbach, Aystetten, Kutzenhausen, Horgau, Fischach, Dinkelscherben, Diedorf, Gersthofen, Zusmarshausen und Adelsried. Landrat Martin Sailer spricht dennoch gar von einem „historischen Beschluss für ein Jahrhundertprojekt”. Mit dem Ergebnis sende man ein ernstzunehmendes und starkes Signal nach Berlin. Sailer erhofft sich eine „Beschleunigung des Verfahrens zum Ausbau des Dritten Gleises sowie für die Ertüchtigung der Bestandsstrecke”. Konkret werde man im nächsten Schritt mit den zwölf Beschlüssen der Landkreiskommunen und dem gleichlautenden Kreistagsbeschluss vom Juli vergangenen Jahres sowohl auf den Bahnvorstand als auch auf das zuständige Bundesministerium zugehen. Dass die Zugverbindung sowohl für den Nah- als auch für den Fernverkehr ausgebaut werden soll, darüber herrscht in der Region seit der Diedorfer Resolution von 1996 Einigkeit. Wichtiger Bestandteil ist dabei ein zusätzliches Gleis für den Nahverkehr. Doch es gibt auch Stimmen, die eine zusätzliche Schnellstrecke für Fernzüge entlang der Autobahn fordern. Landrat Sailer, der das Dritte Gleis will, mahnt zur Geschlossenheit. Seine Sorge sei, dass es die Region nicht in den nächsten Planungsschritt des Bundes schaffe, wenn die Einheit fehle. Gessertshausens Bürgermeister Jürgen Mögele wirkt nach der Abstimmung ein wenig ratlos. Er habe freilich für die gemeinsame Resolution gestimmt. Dass eine knappe Mehrheit aus seiner Gemeinde sich gegen das Dritte Gleis ausgesprochen hat, habe ihn überrascht. Er habe im Voraus der Sitzung an seine Gemeinderäte appelliert, sich die Fakten anzuschauen und den Experten auf dem Podium zuzuhören, erzählt er. Mögele ist überzeugt, dass ein Ausbau sowohl für Gessertsausen als auch für die ganze Region positiv sei. Oder wie es das Landratsamt ausdrückt: Durch das Angebot zusätzlicher Verbindungen ließe sich „die Fahrzeit reduzieren und der Schienenpersonennahverkehr in der Region erheblich attraktiver machen”. Der Ausbau wurde 2016 in den Bundesverkehrswegeplan aufgenommen und zählt darin zu den dringlichen Projekten, die innerhalb von 15 Jahren umgesetzt werden sollen. Der Arbeitsauftrag gibt vor: Ein drittes Gleis zwischen Augsburg und Dinkelscherben sowie einen Ausbau beziehungsweise Neubau zwischen Dinkelscherben und Neu-Ulm, unter der Bedingung, dass Günzburg Fernverkehrshalt bleibt. Bedingung ist auch, dass die Fahrzeit zwischen Augsburg und Ulm von derzeit rund 40 Minuten auf unter 30 Minuten gesenkt wird. Hintergrund ist, dass zwischen Köln und München eine Hochgeschwindigkeitsverbindung entstehen soll, inklusive Fahrzeitverkürzung von 40 Minuten auf dann drei Stunden und 49 Minuten. Derzeit bremst die Strecke zwischen Ulm und Augsburg dieses Ziel aus. „Historischer Beschluss für ein Jahrhundertprojekt”