„Das minutenlange Halten und Bewegen der Handpuppen über Kopfhöhe ist sehr anstrengend”, sagt Klaus Marschall, Inhaber der Augsburger Puppenkiste, die vor allem durch die Fernsehproduktionen von Jim Knopf und Urmel in den 1960er Jahren berühmt wurde. „Das Exoskelett hilft dem Puppenspieler in dieser Situation enorm. Es entlastet seine Schultern und Oberarme, so dass er sich besser auf das Spielen konzentrieren kann und nach der Vorstellung weniger angestrengt ist”. Der Puppenspieler trägt das Exoskelett ähnlich wie einen Rucksack eng am Körper. Das Gewicht der erhobenen Arme wird über Armschalen mit Hilfe einer mechanischen Seilzugtechnik auf die Hüfte abgeleitet. Das schont die Muskeln und Gelenke im Schulterbereich spürbar und die Handpuppen lassen sich über Kopf deutlich komfortabler bewegen. Die Puppenkiste habe das Exoskelett laut Marschall über mehrere Monate und in unterschiedlichen Situationen getestet. „Beim Spielen der Handpuppen ist es eine große Hilfe, und auch beim Marionettentheater werden wir es in Zukunft situationsbedingt einsetzen - immer wenn die Marionette auf einer erhöhten Requisite gespielt wird und der Puppenspieler sich besonders strecken muss”, erklärt Marschall. Ein Beispiel ist das Stück „Eine kleine Zauberflöte”, in der die Figur Tamino auf einem Hügel steht. In dieser Position hält der Puppenspieler das Spielkreuz mit den Fäden der Marionette über Kopfhöhe. Ottobock hat das Modell „Paexo Shoulder” zusammen mit Volkswagen entwickelt, um Mitarbeiter in der Produktion bei der Überkopfmontage zu unterstützen. Inzwischen wird das Exoskelett, das seit Oktober 2018 auf dem Markt ist, in ganz unterschiedlichen Branchen eingesetzt: bei Luftfahrt- und Automobilunternehmen, in der Lebensmittelindustrie und Logistik, bei Werften und auf dem Bau, zum Beispiel bei der Installation von Kabeln unter der Decke. „Dazu kommen eher ungewöhnlich Einsätze, wie bei der Augsburger Puppenkiste, die uns besonders freuen”, sagt Sönke Rössing, Leiter von Ottobock Industrials. „Hier zeigt sich das ganze Potenzial unseres Exoskeletts, denn es unterstützt bei jeder Art von Überschulter- und Überkopfarbeit.” Die Kooperation der Augsburger Puppenkiste und Ottobock kam auf Initiative einer Puppenspielerin zustande, die das Produkt im Internet entdeckte. Klaus Marschall hat daraufhin Kontakt zu dem Medizintechnikunternehmen aufgenommen, um das Exoskelett für den Einsatz hinter der Bühne zu testen: „Unsere 18 Puppenspieler sind extremen körperlichen Belastungen ausgesetzt.” Es sei öfter zu Ausfällen aufgrund von Rückenbeschwerden gekommen, so dass sich die Puppenkiste präventiv engagiert. „Beispielsweise kommt alle zwei Wochen eine Physiotherapeutin zum Betriebssport”, betont Marschall. Für die Puppenspieler besonders wichtig ist, dass sich das Exoskelett an den natürlichen Bewegungen des Menschen orientiert. Sie können sich damit uneingeschränkt hinter der Bühne bewegen, sich bücken, gehen, sitzen und auch Gegenstände aufheben. Mit nur 1,9 Kilogramm Gewicht ist es das leichteste Exoskelett seiner Art. Exoskelett schont Muskeln und Gelenke