Ziemlich scharf geht der Koalitionspartner der CSU, die SPD-Fraktion, mit Wirtschaftsreferentin Eva Weber ins Gericht - Thema: die AVV-Tarifreform. Die Sozialdemokraten ärgern sich darüber, dass Eva Weber die von ihnen geforderte Wiedereinführung des Seniorenabos ablehnt. „Unter den Verlierern der AVV-Tarifreform sind vor allem die Senioren. Das muss die zuständige Referentin endlich mal zur Kenntnis nehmen und handeln. Es reicht nicht aus zu sagen, dass man irgendwann mal was machen will. Die SPD-Fraktion akzeptiert ein Wegducken in keinem Fall”, schimpft SPD-Fraktionsvorsitzender Florian Freund. Tatsächlich verweist Eva Weber in ihrem Antwortschreiben an die SPD auf die nach zwei Jahren nach Inkrafttreten der Reform geplante Evaluation. „Diese Evaluierung wird durch den AVV entsprechend umgesetzt, zusätzlich wird die Evaluierung durch die Stadt Augsburg im eigenen Auftrag gutachterlich begleitet”, schreibt Weber an die SPD zurück. Im Zuge der Evaluierung werde dann auch der SPD-Antrag behandelt. „Was jetzt in Augsburg passiert, ist nach den Rückschritten bei der Tarifreform der absolute Stillstand,” kritisiert Freund in Richtung der CSU-Referentin. Auch der Seniorenbeirat habe sich erst vor kurzem erneut für die Wiedereinführung des „alten Senioren-Abos” ausgesprochen. Tatsächlich war das auch jüngst beim Expertenhearing zur Tarifreform zur Sprache gekommen. Darin hatte Andreas Mayer, Übergangs-Geschäftführer des AVV, berichtet, dass für die Wiedereinführung zusätzlich 1,5 Millionen Euro notwendig wären - allerdings wollten die Vertreter des Seniorenbeirats diese Zahl nicht glauben. Doch den Senioren bleibt wie der SPD nach momentanem Stand nicht mehr als die Evaluation - und die Wahlen - abzuwarten. Nicht abwarten wollte die CSU mit ihrer Revanche. Eine weitere Pressemitteilung der SPD, diesmal zum Thema „sozialer Wohnungsbau”, nahm CSU-Fraktionschef Bernd Kränzle zum Anlass, um mit den Sozialdemokraten abzurechnen. „Als klassisches Eigentor zur Glühmarktzeit”, bezeichnet Kränzle die Pressemitteilung der SPD. Zunächst lobt die Fraktion in dem Schreiben, dass Sozialbürgermeister Stefan Kiefer 600 neue Wohnungen in den vergangenen Jahren bei der Wohnbaugruppe Augsburg (WGB) auf den Weg gebracht habe. Zudem würden 400 weitere folgen. Doch dann ergänzt SPD-Fraktionsvorsitzender Florian Freund das Eigenlob: „Noch der letzte CSU-Sozialreferent hat sich geweigert neue WBG-Wohnungen zu bauen! Erst die SPD hat das Thema wieder auf die Agenda gesetzt, weil der Markt es offenbar alleine nicht richtet.” An dieser Stelle hakt Kränzle ein: „Die Zuständigkeit für den sozialen Wohnungsbau lag in der angesprochenen Legislaturperiode nicht beim Sozialreferenten Max Weinkamm (CSU), sondern im Bereich der Kämmerei. Dies ist im Organigramm der Stadt nachzulesen, das wir der SPD gerne nachträglich zur Verfügung stellen. Der Vorwurf, Weinkamm habe sich ,geweigert', ist also nicht nur inhaltlich falsch, sondern auch organisatorischer Humbug.” Kämmerer war zu diesem Zeitpunkt Hermann Weber (erst CSU, dann CSM). Und auch dass Sozialreferent Kiefer den sozialen Wohnungsbau vorangetrieben hätten, will Kränzles Kollege im CSU-Fraktionsvorstand Leo Dietz so nicht gelten lassen. OB Gribl und die CSU seien es gewesen, die das Thema WBG-Neubauten in die Koalitionsverhandlungen einbrachten. „Es wäre mir bekannt, wenn der Sozialreferent Kiefer sich hier bei der Wohnbaugruppe mit Verve eingebracht hätte”, sagt Dietz, der auch Aufsichtsrat der WBG ist. „Mir ist das nicht erinnerlich”. Bereits 2013 habe Gribl den Bau von geförderten Wohnungen programmatisch angekündigt und in den Koalitionsvertrag festschreiben lassen. Zuguter letzt erinnert Kränzle noch an ein Wahlversprechen Kiefers, 1000 Bänke in Augsburg aufstellen zu wollen. Erreicht ist dieses Ziel noch nicht und findet sich deshalb auch im aktuellen Wahlprogramm für 2020/26 wieder. Und so ätzt Kränzle in Richtung SPD: „Wer es nicht mal schafft, 1000 Bänke aufzustellen, sollte tunlichst die Finger vom Wohnungsbau lassen.” Schwer vorstellbar, dass einer der Koalitionspartner politischen Profit aus diesem Pressemitteilungs-Hick-Hack ziehen kann - aber im Wahlkampf können sie offenbar nicht anders als zanken. Wo sind die 1000 Bänke?