Da ist der Hund, der „aus der Mode gekommen” ist. Seit Monaten wartet er auf ein neues Zuhause. Da sind die drei unglaublich wuschligen Kaninchen, eins netter als das andere. Aber ihr ursprünglicher Besitzer hatte nicht lange Freude an ihnen. Nach wenigen Wochen stellte er fest, dass Tiere Mühe machen und ihr Unterhalt viel mehr Geld kostet als die Anschaffung. Also brachte er sie ins Tierheim. „Normalerweise nehmen wir 20 Euro, wenn jemand sein Tier hier abgibt”, berichtet Pflegerin Joana Müller. „Aber was soll man tun, wenn man praktisch erpresst wird? Wenn es heißt: Dann setze ich sie eben aus oder stelle sie euch nachts vor die Tür?” Wenigstens ist sie sicher, dass die drei Langohren nicht lange hier an der Holzbachstraße sitzen werden: „Kleintiere gehen immer schnell weg”, sagt Joana Müller. Anders als ein großer Hund wie Schimal. Die Vierjährige und zwei weitere Kangals - in der Türkei bewacht diese Rasse Schafherden gegen Wölfe - hatten es eigentlich gut. Sie lebten auf einem weitläufigen Firmengelände, hatten Familienanschluss. Obwohl es angeblich nie zu einem Zwischenfall kam, waren die Hunde den Nachbarn ein Dorn im Auge. Sie überzogen die Besitzer mit Anzeigen, bis diese kapitulierten und die Hunde abgaben. Träger des Tierheims an der Holzbachstraße ist der Tierschutzverein Augsburg und Umgebung, zu dem auch der Gnadenhof Gut Morhard in Königsbrunn gehört. Schlimme Tierschicksale hat Geschäftsführerin Sabina Gaßner in den acht Jahren, seit sie im Amt ist, schon viele erlebt. Dennoch ist sie überzeugt: „95 Prozent der Menschen sind gut.” Deshalb ist das Haus an der Holzbachstraße auch nicht überfüllt, obwohl es derzeit nach der Schließung des Heims an der Lechleite in Derching das einzige im Umkreis ist. In Derching bestimmte die Mitgliederversammlung Ende August mit einer Zweidrittelmehrheit, dass der Besitzer der Augsburger Hundeschule, Markus Ziegler, es übernehmen soll. Damit war der Tierschutzverein Augsburg und Umgebung, der sich ebenfalls als Träger angeboten hatte, aus dem Rennen. „Nun müssen wir hier an der Holzbachstraße ein neues Katzenhaus bauen”, sagt Sabina Gaßner, für die sich die Übernahme von Derching als beste Lösung angeboten hätte. An der Holzbachstraße ist Platz für 30 Hunde und 70 Katzen. 2000 Tiere pro Jahr kommen und gehen. Auch Wildtiere wie verletzte Eichhörnchen oder magere Igel werden dort hochgepäppelt. „Wer ein verletztes Tier findet, sollte es in die Tierklinik Pfersee bringen”, empfiehlt Sabina Gaßner. Dort wird rund um die Uhr geholfen. Ein gesundes Tier bringt außerhalb der regulären Öffnungszeiten die Feuerwehr ins Tierheim, oder es kommt jemand von einem Sicherheitsdienst, um die Auffangstation aufzusperren. Wenn sich Sabina Gaßner und ihre Kolleginnen etwas wünschen könnten, dann vermutlich, dass sich die Leute vor der Anschaffung ganz genau überlegen, wer sich um das Tier kümmern soll, und was es im Laufe seines Lebens kosten wird. „Wenn Sie einen Schäferhund holen, sollten Sie gleich mit Sparen beginnen. Es wird eine Hüft-Operation auf Sie zukommen, das ist sicher”, erläutert die Geschäftsführerin beispielsweise. Und wer glaubt, ein Tier sei ein tolles Weihnachtspräsent, der irrt: Zumindest für eine Katze ist der geschäftige Advent samt Silvester eher nicht die richtige Zeit, um in ein neues Zuhause zu ziehen. „Ein Tier eignet sich weder als Überraschungsgeschenk, noch, um Kindern Disziplin und Empathie beizubringen oder sie vom Computerspielen abzuhalten”, weiß Sabina Gaßner. An der Holzbachstraße hat jeder Hund seinen eigenen Bereich, der zum Teil beheizt, zum Teil im Freien ist. Jeder hat seinen Gassi-Geher, und auch Freiläufe gibt es. Die Katzen leben in Gemeinschaftsräumen. Sie werden übrigens nur kastriert, geimpft und gechipt abgegeben. „So wollen wir etwas gegen das Elend der vielen herrenlosen Katzen tun”, sagt Sabina Gaßner. Mit Augsburg und Gersthofen, aber auch einigen Gemeinden aus dem Wittelsbacher Land, gibt es Kooperationsverträge; denn für Fundtiere ist die Kommune zuständig, in der sie aufgegriffen wurden. Und manchmal ist ein Fundtier gar keines: „Da gibt es diese getigerte Katze, die gern nebenan vor dem Eingang des Supermarkts sitzt und recht zutraulich ist”, berichte Joana Müller. „Die wurde uns schon mehrfach gebracht. Erst heute hat wieder einer angerufen.” 120 Euro zahlt man übrigens für eine Katze, 300 für einen Hund, 400 bis 450 für einen Hundewelpen. Die Rasse spielt dabei keine Rolle. Im Tierheim an der Holzbachstraße sind alle Tiere gleich viel wert. Lechleite-Mitglieder entschieden sich für Übernahme durch Hundeschule