Das Thema erklären muss aktuell Markus Baumann. Er ist der zuständige Projektleiter für den Aus- beziehungsweise Neubau der Strecke Augsburg - Ulm. Hier muss nämlich für einen funktionierenden Deutschland-Takt die Fahrzeit auf 27 Minuten gedrückt werden. Wie das zu erreichen ist, darüber wird in der Region fleißig gestritten - und Baumann muss auf den Informationsveranstaltungen, zu denen er eingeladen ist, immer wieder betonen, dass er ergebnisoffen prüft. In der Fuggerstadt selbst löste der Deutschland-Takt in einem anderen Zusammenhang Besorgnis aus. Meldungen über eine ICE-Verbindung zwischen Düsseldorf und München, die künftig nicht mehr in Augsburg halten soll, verunsicherten Bürger und Politik. Tatsächlich sieht der Deutschland-Takt Verbindungen von Ballungsräumen über sogenannte „Sprinter-ICEs” vor. Diese würden aber zusätzlich zum bestehenden Angebot fahren und keine anderen Verbindungen ersetzen - so liest es sich zumindest aus den aktuellen Planungen für den Zielfahrplan 2030, die auf der Internetseite des Bundesverkehrsministeriums veröffentlicht sind. Neu ist die Idee der Sprinter nicht, vielmehr gibt es bereits auf einigen Strecken in Deutschland diese Schnellverbindungen. Sie sollen vor allem zu Inlandsflügen in Konkurrenz treten, darum ist eine verkürzte Fahrzeit enorm wichtig. Um das zu erreichen, werden einzelne Haltepunkte auf der Strecke ausgelassen. Im konkreten Fall würde das dann Augsburg und auch Ulm treffen. Nach aktuellem Planungsstand könnte Augsburg aber sogar an Fernverkehrsbeziehungen dazugewinnen. Das wiederum hängt aber auch stark von der Fertigstellung des Bahnhofs in Stuttgart ab. Dann nämlich könnte das Angebot um einen ICE oder IC pro Stunde und Richtung auf der Strecke München - Ulm erweitert werden. Zudem würde alle zwei Stunden der französische TGV in Augsburg Station machen. Doch so sehr sich die Fernverkehrssituation für die Augsburger verbessern könnte, für den Nahverkehr wird es vermutlich deutlich enger. Davor hat unlängst auch die Bayerische Eisenbahngesellschaft selbst gewarnt: Sobald Stuttgart 21 fertiggestellt sei, müsse im Nahverkehr mit noch mehr Verzögerungen und Verspätungen gerechnet werden. Kreistagsabgeordnete Silvia Daßler (Grüne) stellte daher während einer Informationsveranstaltung in Neusäß fest: „In dieser Situation fordern wir nochmals nachdrücklich, den Bau des dritten Gleises zwischen Dinkelscherben und Augsburg vorzuziehen, damit der Nahverkehr in den nächsten zehn bis 20 Jahren nicht wegen des zunehmenden Fernverkehrs nach der Fertigstellung von Stuttgart - Ulm im Jahr 2021 unter die Räder kommt.” Selbst wenn dann für den Deutschland-Takt der Neubau einer Bahnstrecke zwischen Augsburg und Ulm entlang der A 8 kommen sollte, „schadet das dritte Gleis nicht, denn wir wollen perspektivisch einen Zehn-Minuten-Takt und viel mehr Güterverkehr auf die Schiene.” Für Anfang des Jahres 2020 ist ein aktualisierter Zielfahrplan-Entwurf angekündigt. Dann wird man sehen, wie viele ICEs in Zukunft noch in Augsburg halten und wie viel Platz dem Nahverkehr auf der Schiene bleibt. „Bau des dritten Gleises vorziehen”