Die Erfolgsgeschichte der berühmten Familie mit ihren schwäbischen Wurzeln hat nun Heinz Münzenrieder, ehemals Stadtdirektor von Augsburg und seit etwa 30 Jahren an der Spitze der Awo Schwaben, in einem Vortrag im Awo-Haus in Stadtbergen nachgezeichnet. Die Veranstaltung war Teil einer Mozart-Serie der Stadt Stadtbergen. „Wir wollen mit dieser Reihe den 300. Geburtstag von Leopold Mozart aktiv gestalten. Stadtbergen ist die älteste Mozartstadt”, sagte Paulus Metz, Bürgermeister der Augsburger Nachbarstadt. Woher kommt also der Wunderknabe Amadeus, der zu seinen Lebzeiten ganz Europa verzauberte und sich zugleich in seinen ausgelassenen Briefen an das „Bäsle”, seine Cousine aus Augsburg, gerne mal als „Sauschwanz” bezeichnete? Hans hieß der erste historisch belegbare Vorfahre. Dieser Hans Motzhart lebte zwischen 1504 und 1569 in Leitershofen, besaß dort ein landwirtschaftliches Anwesen und war von Beruf Zimmermann. Die Leitershofer Familien Seitz - seine direkten Nachkommen - sind heute noch Besitzer der ehemaligen Mozartsölde an der Weidenstraße. Das Häuschen wurde 1897 neu gebaut, im vergangenen Jahr jedoch abgerissen. Wie Münzenrieder erklärte, muss das Stammhaus der berühmten Mozart-Linie allerdings in Heimberg, heute ein Gemeindeteil des Markts Fischach, gelegen haben. Wie sonst ließe sich erklären, dass der damalige Pfarrer von Leitershofen alle Urkunden des besagten Hans Motzhart mit der Anmerkung „ein Heimberger” versah? 1606 jedoch führten Berufswünsche den Urenkel David Motzhart weg von Leitershofen. Er zog nach Pfersee (damals noch selbstständig) und wurde Bauhandwerker. Dessen Sohn, er hieß ebenfalls David, zog 1635 nach Augsburg, wo er zum Barockbaumeister aufstieg. Mit ihm hielt erstmals die Kunst Einzug in den Mozart-Stammbaum. Einer seiner Söhne, Hans Georg, wurde sogar Domkapitelbaumeister und war als solcher für 27 große Bauprojekte verantwortlich, darunter auch das einstige Bräuhaus in Stadtbergen, das in jener Zeit zum Domkapitel gehörte. Dessen Nachkomme Johann Georg ergriff allerdings lieber den Beruf des Buchbinders. Gut situiert und der Ansammlung von Wissen nicht abgeneigt, ermöglichte er nun seinem Sohn Leopold - geboren 1719, vor 300 Jahren also - eine ausgezeichnete Ausbildung am renommierten Augsburger Jesuitenkolleg St. Salvator. Leopold las viel und gerne, am liebsten Musiknoten. Um sich ganz dieser Kunst zu widmen, zog er 1737 nach Salzburg, blieb aber Augsburg verbunden. 1777 gab er dort ein öffentliches Konzert. Vom dünkelhaften Publikum zeigte sich der Musiker allerdings wenig begeistert: „Es war eine Menge Nobleße da, die Ducheße arschböhmerl, die gräfin brunzgern, und dann die fürstin riechzumtreck”, schrieb er. 1756 erblickte sein Sohn Wolfgang Amadé Mozart die Welt - jener ehrgeizige Wunderknabe, der nie eine Schule besuchte, alles vom Vater lernte, aber auch vieles gegen dessen Willen tat. „Der Rotzlöffel tut sich keinen Gefallen”, soll der Vater geschimpft haben. Und die Moral von der Familiengeschicht'? „Ohne Leitershofen gäbe es keinen Amadé. Und man kann seinem Vater Leopold gar nicht genug danken. Förderung und Bildung sind auch heute noch das Allerwichtigste”, resümierte Münzenrieder.