Autor und Regisseur Sebastian Seidel beschloss, das Leben des 1736 in Kissing geborenen Matthias Klostermayr auf eine andere Art zu erzählen. Er habe sämtliches Material, das zu der historischen Persönlichkeit zur Verfügung steht, gesichtet. Der berühmte Kissinger soll sogar Vorbild für den Karl Moor in Schillers „Die Räuber” gewesen sein. Diese Tatsache inspirierte Seidel dazu, Teile aus Schillers Klassiker zu übernehmen. Das Stück beginnt mit einer Gerichtsverhandlung. Nach einem Prozess wurde der „Bayerische Hiasl” im September 1771 zum Tode verurteilt. Diesen Prozess erlebt der Zuschauer in „Heute Hiasl” mit. Doch immer wieder geht der Blick zurück in die Vergangenheit, zu Hiasls Räuberleben. Und hierfür nahm sich Seidel „Die Räuber” zum Vorbild. „Schiller hat vom Hiasl geklaut, ich klaue jetzt wieder von Schiller für den Hiasl”, erklärt Seidel. Profi-Schauspieler verkörpern den Hiasl (Florian Fisch), die Staatsanwältin (Sarah Hieber) und den Richter (Olaf Ude). Ein Bürgerchor mit 15 Mitgliedern spielt die Räuber. Neben dem Hiasl-Lied sind auch vier eigens von Rainer von Vielen komponierte Stücke Teil der Erzählung. Seidels Räuberhauptmann ist nicht die oft mythisierte Heldengestalt. Alle seine Verbrechen, eine Liste von 50 Delikten, werden ihm von der Staatsanwältin zur Last gelegt. Doch der Hiasl verteidigt sich, versteht sich als Kämpfer für die Gerechtigkeit. Durchaus ein aktuelles Thema, findet Seidel, schließlich sei das Ideal von Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit, für das der Hiasl eintrat, heute noch immer nicht für alle Menschen gegeben. Ob der Hiasl als Kämpfer für eine gerechtere Gesellschaftsordnung also doch seiner Zeit voraus war, das könne das Publikum am Ende selbst entscheiden, erzählt Florian Fisch. Die Proben für die Premiere am 16. November laufen noch auf Hochtouren, doch es mache Spaß, den Hiasl zu spielen, erzählt der Schauspieler. Er sei eine interessante Figur, gerade weil er nicht als der typische Volksheld dargestellt wird. Fisch sei noch in der Findungsphase, wie er diesen „Revoluzzer, spitzfindigen und nicht unintelligenten Mann mit bäuerlichem Hintergrund” am besten darstellen kann. Mit dem Regisseur probiert der Münchner gerade zum Beispiel noch aus, wie viel Dialekt der Hiasl sprechen soll. Man könne sich „einen leichten oberbayerischen Ansatz” vorstellen. Seit 2017 die Erlebniswelt geschlossen werden musste, gibt es in Kissing kein Hiasl-Museum mehr. Durch Projekte wie ein „virtuelles Museum” und das Theaterstück hofft Landrat Klaus Metzger, dass das Thema im Wittelsbacher Land in Erinnerung bleibt, „bis vielleicht mal unser Museum wieder kommt”. Das Wittelsbacher Land, die Gemeinde Kissing und die Regio Augsburg Tourismus unterstützen das Projekt. „Der Hiasl ist ein Teil von Kissing, und wird immer ein Teil von Kissing sein”, betont Kissings zweite Bürgermeisterin Silvia Rinderhagen. Das Stück sei „ganz eine tolle Sache”, um den Hiasl in den Köpfen der Menschen zu erhalten, die Fragen, die das Stück stellt, seien auch sehr aktuell. Premiere feiert „Heute Hiasl” in Augsburg in Seidels Sensemble Theater. Bereits jetzt steht jedoch fest, dass es auch in Kissing aufgeführt wird. Die Reihe soll an verschiedenen Stationen im Wittelsbacher Land weitergehen, doch es sei klar, „dass Kissing da die erste Stelle sein sollte”, so Rinderhagen. Am 15. Februar wird das Stück deshalb im Dr.-Josef-Zimmermann-Haus gezeigt. Weitere Städte sind bereits angedacht, darunter auch Aichach. Am Ende entscheidet das Publikum selbst