Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 16.09.2019 12:00

Sie leben in der Fuggerei: Zwei neue Museen

500 Gäste wohnen dem Festakt zur Eröffnung der Museen bei, bevor es in die Sozialsiedlung selbst geht und die neuen Museen in der Ochsengasse für die Öffentlichkeit frei gegeben werden. „Da die Geschichte der Fuggerei untrennbar mit dem Leben ihrer Bewohner verbunden ist, erzählen die neuen Museen von den Geschichten und dem Alltag der Bewohner in der Sozialsiedlung und dem Wandel der Bedürftigkeit in den letzten 70 Jahren”, erklärt Wolf-Dietrich Graf von Hundt, Administrator der Fuggerschen Stiftungen, die hinter der Fuggerei stehen.

„Aber kein Foto und bloß nicht meinen vollen Namen!”, sagt die 85-jährige Thea. Sie hat es sich im Schatten gemütlich gemacht und beobachtet den Trubel aus sicherer Entfernung und genießt das spätsommerliche Wetter. Es sei ihr zwölftes Jahr in der Fuggerei, erzählt sie. „Ich möchte nirgendwo anders wohnen”, stellt sie fest. Abends werde abgesperrt, da fühle man sich sicher. Und es herrsche keine Anonymität wie in einem Hochhaus. Hier kenne man sich, hier schaue man aufeinander. Kein Zweifel - Thea ist gerne eine der Bewohnerinnen der Fuggerei.

Im „Museum der Bewohner” in der Ochsengasse 46 erfahren die Besucher, wie ein glückliches Leben trotz Armut möglich ist, wie die Gemeinschaft in der Sozialsiedlung funktioniert, was es bedeutet, in einer touristischen Sehenswürdigkeit zu leben und welche Rolle die Familie Fugger und die Administration spielen. Und der Besucher erfährt hier viel über die persönlichen Geschichten der Bewohner. An der audiovisuellen Station „Herzkammer der Fuggerei” erzählen 14 Symbole die Geschichten von 14 Bewohnern. Da erzählt eine Frau, die in jungen Jahren als Ilona eine Schallplatte aufgenommen hat. Der große Durchbruch blieb ihr verwehrt. Oder die Geschichte des Zauberers Hardy, der ebenfalls in der Fuggerei untergekommen ist. An der Station lassen sich übrigens sowohl die Schallplatte anhören als auch die Tricks des Zauberers bestaunen.

Das „Museum des Alltags” im Gebäude gleich daneben veranschaulicht, wie sich das Wohnen und Leben in der Fuggerei und die Bedürftigkeit in der Gesellschaft in den vergangenen 70 Jahren verändert hat.

Die beiden neuen Museen gesellen sich zu den beiden bereits bestehenden Ausstellungen im historischen Fuggerei-Museum und im Weltkriegsbunker.

Nur eines fehlt jetzt noch in der Fuggerei. „Wir würden halt mehr Hausmeister brauchen”, sagt Thea und seufzt.

Mehr Infos zur Fuggerei gibt es auf

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Von Markus Hoeck
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