Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 13.09.2019 23:00

„Wenn man hier besteht, kann man überall den Stein heben”

Training für den Lechfeldcup:   Stellvertretender Vorsitzender Andreas Jahn hebt den Feuerstein, der 125 Kilogramm wiegt. 254 Kilogramm wiegt der „richtige” Stein.	Foto: Nicole Fischer (Foto: Nicole Fischer)
Training für den Lechfeldcup: Stellvertretender Vorsitzender Andreas Jahn hebt den Feuerstein, der 125 Kilogramm wiegt. 254 Kilogramm wiegt der „richtige” Stein. Foto: Nicole Fischer (Foto: Nicole Fischer)
Training für den Lechfeldcup: Stellvertretender Vorsitzender Andreas Jahn hebt den Feuerstein, der 125 Kilogramm wiegt. 254 Kilogramm wiegt der „richtige” Stein. Foto: Nicole Fischer (Foto: Nicole Fischer)
Training für den Lechfeldcup: Stellvertretender Vorsitzender Andreas Jahn hebt den Feuerstein, der 125 Kilogramm wiegt. 254 Kilogramm wiegt der „richtige” Stein. Foto: Nicole Fischer (Foto: Nicole Fischer)
Training für den Lechfeldcup: Stellvertretender Vorsitzender Andreas Jahn hebt den Feuerstein, der 125 Kilogramm wiegt. 254 Kilogramm wiegt der „richtige” Stein. Foto: Nicole Fischer (Foto: Nicole Fischer)

Heutzutage geht es natürlich genormter zu als bei Asterix und Obelix. Für Männer hat der Stein ein Gewicht von 508 Pfund (254 Kilogramm) für die Frauen von 250 Pfund (125 Kilogramm). Beim Steinheben zählt die Höhe, die der Stein angehoben wird, im Gegenteil zum Steinlupfen - hier zählt das Gewicht, welches man einen Zentimeter anheben kann. Die Anschlaghöhe für die Männer beträgt einen Meter, für die Frauen 80 Zentimeter.

Wir sind heute zu Gast beim Verein der Lechfelder Steinheber in Klosterlechfeld.

Mehr als Ausdauer hat dieser Verein bewiesen. Rund zehn Jahre lang hofften sie auf neue Räumlichkeiten und wurden immer vertröstet. Nun, als keiner mehr so richtig daran glauben wollte, sollte sich der Traum verwirklichen. Vom Kellerraum der Grundschule in Klosterlechfeld durften sie nun ins Erdgeschoss des Bahnhofgebäudes ziehen. Von 15 zu circa 100 Quadratmetern.

Wenn man vor dem Bahnhofsgebäude steht, sieht man noch eine Baustelle. Das Gebäude ist mit Folie verkleidet, drum herum steht ein Bauzaun. Doch innen wurde bereits fleißig gearbeitet und eingerichtet. Man betritt einen hellen Raum. Licht fällt auf neue Krafttrainingsgeräte. Für den Vorsitzenden Manuel Friedrich und seinen Stellvertreter Andreas Jahn ging mit diesem Trainingsraum ein langersehnter Traum in Erfüllung. „Wir haben für diesen Tag jahrelang gespart, damit wir uns neue Trainingsgeräte kaufen können, wenn es mal soweit ist. Damit das Training dann noch mehr Spaß macht und neuen Ehrgeiz fördert”, sagt Friedrich.

Andreas Jahn ist stolz auf das neu beschaffte Power Rack. „Dieses Gerät beinhaltet gleich mehrere Geräte in einem. Neben Bankdrücken, Klimmzügen, Kreuzheben und Kniebeugen gibt es auch ATX Power Bänder”, erklärt er. Doch damit nicht genug: Endlich gibt es auch zwei Duschen und Toiletten, damit man sich nach dem Training frisch machen kann. Einem anschließenden gemütlichen Miteinander steht nun auch nichts mehr im Wege. In der neuen Küche inklusive neuen Küchengeräten, die sich der Verein zusammengespart hat, kann man nun so manch leckeres Essen zubereiten, um in der gemütlichen Essecke den Abend ausklingen zu lassen. „Trotzdem wir ja im Wettkampf gegeneinander antreten, sind wir eine Familie und helfen uns untereinander”, sagt Manuel Friedrich, „da ist es auch sehr schön, wenn man noch ein wenig zusammensitzen kann.”

Das Highlight des Jahres ist der Lechfeldcup in Klosterlechfeld, der beim Pfingstmarkt mittlerweile zum festen Programm gehört. Dieser ist über die Gemeindegrenzen hinaus bei allen Steinhebern ein Begriff, denn nur, wer den Lechfeldstein einen Meter heben kann, ist ein richtiger Heber.

Voller Stolz berichtet Manuel Friedrich, dass sie die einzigen sind, die einen echten Granitstein besitzen. „Andere Vereine haben Metallboxen, in die sie die Gewichte reinlegen”, erklärt Friedrich. „Diese sind leichter zu handeln. Aber bei unserem Granitstein darf man sich keine Fehler erlauben. Alles muss stimmen. Wenn er nur einmal verkanntet, hat man schon verloren.” Doch das ist ein gutes Training: „Wenn man hier besteht, dann kann man überall den Stein heben.”

Eine weitere wichtige Vorrichtung dient der Sicherheit der Heber. „Jeder Verein muss sich um die Sicherheit seiner Heber selber kümmern”, erklärt Friedrich. „Leider gab es einmal einen Vorfall, wo ein Heber verunglückte und sich die Patellasehne zerrissen hat. Da zählt dann jede Minute, um den Verunglückten zu befreien. Das ist einmal in dreißig Jahren passiert, aber das darf nicht mehr vorkommen.” So wurde ein elektronischer Gurt unter dem Stein angebracht, der ihn bei Bedarf auf Knopfdruck anhebt, so dass man den Verunglückten schneller befreien und versorgen kann. Das habe so kein anderer Verein.

Zur Zeit hat der Verein 230 Mitglieder. Zu empfehlen ist dieser Sport ab ungefähr 18 Jahren. „Vorher, wenn der Körper noch im Wachstum ist, kann man sich auch schnell mal was verheben. Deshalb haben wir auch keine typische Jugendarbeit”, erklärt Andreas Jahn. „Aber für die Newcomer haben wir, zusammen mit unserer Feuerwehr, das ,Newcomer Feuersteinheben' ins Leben gerufen.” Hierfür wird der „Frauenstein” eingesetzt, der 125 Kilogramm wiegt. Jahn bestätigt: „Das ist für den Anfang schon recht ordentlich.”

Um dann den eigentlichen Stein mit 254 Kilogramm heben zu können, bedarf es an die zwei Jahre kontinuierliches Training. „Jetzt haben wir unser eigenes Vereinsheim und können auch individuelle Trainingszeiten anbieten. Vormittags und nachmittags, von Montag bis Freitag.” Der Lechfeldcup ist unter Steinhebern weithin bekannt


Von Nicole Fischer
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