Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 09.09.2019 23:00

Alternative oder nicht?

100 E-Scooter   der Firma Voi gibt es inzwischen in Augsburg. Der Verleihdienst will bald auf 130 aufstocken.	Foto: Janina Funk (Foto: Janina Funk)
100 E-Scooter der Firma Voi gibt es inzwischen in Augsburg. Der Verleihdienst will bald auf 130 aufstocken. Foto: Janina Funk (Foto: Janina Funk)
100 E-Scooter der Firma Voi gibt es inzwischen in Augsburg. Der Verleihdienst will bald auf 130 aufstocken. Foto: Janina Funk (Foto: Janina Funk)
100 E-Scooter der Firma Voi gibt es inzwischen in Augsburg. Der Verleihdienst will bald auf 130 aufstocken. Foto: Janina Funk (Foto: Janina Funk)
100 E-Scooter der Firma Voi gibt es inzwischen in Augsburg. Der Verleihdienst will bald auf 130 aufstocken. Foto: Janina Funk (Foto: Janina Funk)

Jeder, der Leih-E-Scooter nutzen will, benötigt ein Smartphone und muss die App des jeweiligen Anbieters - in Augsburg die des schwedischen Sharing-Dienstes „Voi” - installieren. Die App muss auf den Standort des Nutzers zugreifen dürfen, denn nur so kann den Interessierten der am nächsten gelegene E-Scooter angezeigt werden. Für die Abrechnung wird eine Kreditkarte oder PayPal benötigt.

Durch Scannen eines QR-Codes, der sich am Lenker befindet, werden die Roller freigeschaltet. Dafür wird ein Euro fällig, jede weitere Minute kostet 15 Cent. Maximal ist eine 30-minütige Fahrt möglich, die dann 5,50 Euro kostet.

Mit einigen Tritten müssen die Nutzer für etwas Schwung sorgen, bevor der Gashebel am Roller betätigt werden kann.

Ist man am Ziel angekommen und hat den E-Scooter abgestellt, wird die Fahrt in der App beendet. In Augsburg hat sich Voi allerdings lediglich auf die Innenstadt fokussiert, das heißt, nur in einem bestimmten Bereich kann eine Fahrt begonnen und beendet werden.

Bisher bietet nur das Privatunternehmen aus Schweden Leih-E-Scooter in Augsburg an. Ob die Stadtwerke irgendwann in das Geschäft einsteigen wollen, steht noch nicht fest. „Wir sind da aber schon dabei, wir beobachten das intensiv”, sagt Stadtwerke-Sprecher Jürgen Fergg. Momentan warte man noch die Entwicklung ab. „Das ist jetzt ein bisschen ein Hype”, findet Fergg, „aber wir müssen uns überlegen, ob das für Augsburg wirklich Sinn macht”. Wenn die Stadtwerke beschließen würden, selbst E-Scooter anzubieten, müssten diese laut Fergg in das Mobilitätskonzept mit eingebunden werden.

Wenig sinnvoll seien die Roller etwa, wenn sie nur in der Innenstadt genutzt werden können, wie es bei Voi der Fall ist. Die Roller der Konkurrenz seien „für ganz kurze Strecken möglicherweise sinnvoll”, aber letztendlich rentiere sich ein solcher Scooter wohl „gar nicht für die normalen Menschen.” Dafür seien die Kosten zu hoch, und die Reichweite zu kurz. Einen Einbruch des eigenen Fahrkarten-Verkaufs hätten die Scooter wohl auch deshalb nicht ausgelöst. „Die Roller wirken sich da überhaupt nicht aus”, sagt Fergg.

Letztendlich bezweifelt der Stadtwerke-Sprecher, dass die E-Scooter die Verkehrsprobleme der Stadt lösen können. Sie seien da nur „ein Tropfen auf den heißen Stein”.

Das Kommunalunternehmen setzt anstelle der Roller auf Leih-Fahrräder. Diese gebe es zwar nur an den Stationen, an denen sie auch wieder abgestellt werden müssen, doch man habe „lieber flächendeckend Stationen”, denn dadurch stünden die Räder auch „nicht wild in der Gegend herum”. Durch die Stationen sei auch die Pflege einfacher.

Außerdem, sagt Fergg, seien die E-Scooter auch „alles andere als ökologisch”. Auch das Umweltbundesamt übt Kritik an der Ökobilanz der Elektroroller. „Wir sehen E-Scooter aus Umweltsicht derzeit noch nicht positiv”, wird ein Sprecher des Umweltbundesamtes im Nachrichtenmagazin Focus zitiert. Weil die Roller von motorisierten Kleinlastern eingesammelt und zu den Ladestationen gebracht werden müssen, sorgen sie indirekt für CO2-Emissionen.

Die Umweltbehörde verweist auf Berichte aus den USA, wonach E-Scooter häufig bereits nach wenigen Wochen ersetzt wurden. Der Elektroroller-Anbieter Lime hat die Lebensdauer in einem Antrag für eine Lizenz in Portland, USA, auf vier Monate geschätzt. Da die Elektro-Flitzer der verschiedenen Leih-Anbieter sich kaum unterscheiden, könne von einer ähnlichen Haltbarkeit ausgegangen werden.

Die Stadtwerke haben aktuell 170 Leihräder an 30 Stationen im Betrieb. Im Laufe der nächsten Wochen, je nachdem, wann die Baufirma es zeitlich hinbekomme, sollen laut Fergg nun zehn weitere Stationen gebaut werden: Am Milchberg, am Fischer- und Jakobertor, am Kongress am Park, an der Blauen Kappe, dem Theodor-Heuss-Platz, am Schwabencenter und am Gaswerk, in der Friedrich-Ebert-Straße und am Martini-Park. Auch die Fahrrad-Flotte soll dann noch einmal um 30 Räder aufgestockt werden. Das Umweltbundesamt übt Kritik an der Ökobilanz der Roller


Von Patrick Bruckner und Laura Türk
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