Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 19.08.2019 12:00

Wo Geschichte lebendig wird

Heinz Schulan   führt mit Begeisterung Besucher durchs Fugger- und Welser-Erlebnismuseum am Äußeren Pfaffengässchen. Dort erfährt man auf lebendige Weise, wie die Augsburger Kaufleute zu ihrem Reichtum gelangten.	Fotos: Monika Grunert Glas (Fotos: Monika Grunert Glas)
Heinz Schulan führt mit Begeisterung Besucher durchs Fugger- und Welser-Erlebnismuseum am Äußeren Pfaffengässchen. Dort erfährt man auf lebendige Weise, wie die Augsburger Kaufleute zu ihrem Reichtum gelangten. Fotos: Monika Grunert Glas (Fotos: Monika Grunert Glas)
Heinz Schulan führt mit Begeisterung Besucher durchs Fugger- und Welser-Erlebnismuseum am Äußeren Pfaffengässchen. Dort erfährt man auf lebendige Weise, wie die Augsburger Kaufleute zu ihrem Reichtum gelangten. Fotos: Monika Grunert Glas (Fotos: Monika Grunert Glas)
Heinz Schulan führt mit Begeisterung Besucher durchs Fugger- und Welser-Erlebnismuseum am Äußeren Pfaffengässchen. Dort erfährt man auf lebendige Weise, wie die Augsburger Kaufleute zu ihrem Reichtum gelangten. Fotos: Monika Grunert Glas (Fotos: Monika Grunert Glas)
Heinz Schulan führt mit Begeisterung Besucher durchs Fugger- und Welser-Erlebnismuseum am Äußeren Pfaffengässchen. Dort erfährt man auf lebendige Weise, wie die Augsburger Kaufleute zu ihrem Reichtum gelangten. Fotos: Monika Grunert Glas (Fotos: Monika Grunert Glas)

Heinz Schulan ist eigentlich Schauspieler. Er wirkte auch als Synchronsprecher beim Rundfunk und führte Regie am Platzl in München. Mittlerweile ist er Kulturbotschafter der Stadt Augsburg. Und diesen Titel trägt der 71-Jährige wirklich zu Recht.

Etwa 2003 war es, als er begann, Jakob Fugger, den bekanntesten Vertreter der berühmten Kaufmannsfamilie, mit Leben zu erfüllen. Wie wäre es, wenn man in die Rolle des „Pfeffersacks” schlüpfte und als dieser Gäste durch Augsburg führte? Mit diesem Konzept lief Heinz Schulan bei der Regio Augsburg Tourismus GmbH offene Türen ein. Und seitdem marschierten schon Tausende von Touristen in Begleitung des reichen Kaufmanns durch Augsburg und erfuhren aus dessen Sicht allerlei Wissenswertes und Anekdoten.

„Aus reiner, unschuldiger Liebe”, kolportiert Schulan, habe der Begründer der Dynastie, Hans Fugger, um 1367 die Tochter des Zunftmeisters der Augsburger Weber geheiratet. Betrachtet man die Familiengeschichte, könnte auch Kalkül dahinter gesteckt haben? Denn Hans Fugger, ein einfacher Weber, kam aus Graben nach Augsburg. Da er kein Zunftmitglied war, hätte er es ohne diese treffliche Heirat wohl nicht zum Erfolg gebracht. So aber legte er den Grundstein für das später sagenhafte Vermögen.

Der bekannteste Fugger, Jakob Fugger, genannt der Reiche oder, wegen des einträglichen Gewürzhandels, auch „Pfeffersack”, tat es ihm 1498 nach: Er heiratete mit fast 40 Jahren die 18-jährige Sibylla Artz, eine Patriziertochter, und hatte von da ab Zutritt zu den höchsten Kreisen Augsburgs, in denen er bis dato gern als „der Weber” verspottet worden war - trotz seiner herausragenden Beziehungen zu den Habsburgern oder auch dem Klerus.

Das Museum am Äußeren Pfaffengässchen, zwischen Dom und Kloster St. Stephan, ist seit 2014 im ehemaligen Gartenhaus der Welser untergebracht, in dem bis 1662 der berühmte Astronom Wiesel lebte. Vom Keller bis zum zweiten Stock erfahren die Besucher (Aufzug vorhanden) in den liebevoll gestalteten Räumen, wie der Handel der Fugger und Welser funktionierte. Es gibt zum Beispiel Seekarten, die, auf einem besonderen Tisch ausgerollt, untermalt von Meeresrauschen, plötzlich lebendig werden. So bannen sich die Wege, die die Kaufleute, getrieben vom Golfstrom oder den Passatwinden, im Mittelalter nach Südamerika nahmen, ins Gedächtnis. Hält man ein Pfeffersäckchen an bestimmte Gegenstände, gibt es Hintergrundwissen über Filme. Als Hologramm steht dann plötzlich Jakob Fugger vor den staunenden Besuchern, aus einem Handy manifestiert sich ein Ökonom der Jetzt-Zeit und erklärt dem fassungslosen Fugger, dass sich heutzutage fremde Länder quasi zinslos und unbefristet Darlehen von der Bundesbank holen.

Überhaupt Bank: Woher stammt dieser Begriff? Eine Bank, erklärt Heinz Schulan, das war früher einfach ein Tisch. Er stand auf dem Marktplatz, und darauf tätigte man Geldgeschäfte. Fühlte sich einer übervorteilt, warf er die Banka schon einmal um: Banka rotta, hieß es dann. Daher stammt „Bankrott”.

Nach all diesen Eindrücken genießen die Interessierten ein Tässchen Kaffee oder ein kühles Getränk im lauschigen Bereich unter den Arkaden hinter dem Museum. Drei Beete erinnern an die kräuterkundige Philippine Welser, die Frau des Tiroler Landesfürsten, aus dem Nachbargarten, der zum Kloster St. Stephan gehört, tapst eine Katze heran. Eine Oase, mitten in der Stadt. Kein Wunder, dass so mancher Gast mehr als einmal kommt.


Von Monika Grunert Glas
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