Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 12.08.2019 12:00

Jesidisches Gräberfeld in Augsburg eröffnet

Ein jesidisches Gräberfeld  wurde jetzt auf dem Nordfriedhof mit einer Feierstunde eröffnet. Das „Kub” erinnert an Lalisch, das religiöse Zentrum im Irak. 	Foto: Monika Grunert Glas (Foto: Monika Grunert Glas)
Ein jesidisches Gräberfeld wurde jetzt auf dem Nordfriedhof mit einer Feierstunde eröffnet. Das „Kub” erinnert an Lalisch, das religiöse Zentrum im Irak. Foto: Monika Grunert Glas (Foto: Monika Grunert Glas)
Ein jesidisches Gräberfeld wurde jetzt auf dem Nordfriedhof mit einer Feierstunde eröffnet. Das „Kub” erinnert an Lalisch, das religiöse Zentrum im Irak. Foto: Monika Grunert Glas (Foto: Monika Grunert Glas)
Ein jesidisches Gräberfeld wurde jetzt auf dem Nordfriedhof mit einer Feierstunde eröffnet. Das „Kub” erinnert an Lalisch, das religiöse Zentrum im Irak. Foto: Monika Grunert Glas (Foto: Monika Grunert Glas)
Ein jesidisches Gräberfeld wurde jetzt auf dem Nordfriedhof mit einer Feierstunde eröffnet. Das „Kub” erinnert an Lalisch, das religiöse Zentrum im Irak. Foto: Monika Grunert Glas (Foto: Monika Grunert Glas)

Reiner Erben, unter anderem Referent für Friedhofswesen und Migration, wohnte dem Festakt bei. Er wünschte den Jesiden, dass sie in Augsburg nicht nur ein gutes Leben haben sollen, sondern auch die Möglichkeit, angemessen um ihre Angehörigen zu trauern. Augsburg biete vielen Migranten eine neue Heimat, deshalb sei die Stadt bemüht, ihnen Areale auf Friedhöfen zu geben. Auch für Moslems wird demnächst ein extra Feld auf dem Nordfriedhof freigegeben, das auf dem Neuen Ostfriedhof ist voll. Auf dem Nordfriedhof werden zudem ein anonymes Urnenfeld und ein Bereich für anonyme Erdbestattungen ausgewiesen.

Erben betonte, die Jesiden hätten in Eigenleistung und auf eigene Kosten das weiße, etwa fünf Quadratmeter große und drei Meter hohe heilige „Kub”, eine Art Tempel, errichtet, das an Lalisch, das religiöse Zentrum der Jesiden im Irak, erinnert. Zur Eröffnung sprach Shex Xertho Rasho ein Gebet, in dem er um den Weltfrieden bat. Jesiden suchen den Dialog mit Andersgläubigen, auf ihren Festen ist jeder willkommen. Einige Frauen stimmten einen Zungengesang an, ein Mädchen verteilte Süßigkeiten.

Falah Zeid Elias und Rashid Keder aus dem Vorstand des ezidischen Kulturvereins Augsburg berichteten von einigen Gepflogenheiten ihres Glaubens. So gibt es zwei große Feste: Im Dezember sowie Mitte April am „Roten Mittwoch” zu Neujahr. Das Jesidentum ist etwa 4000 Jahre alt. Jesiden glauben an den Schöpfergott Ezid und Tausi Melek, den Engel Pfau, seinen Stellvertreter auf Erden, sowie den unsterblichen Geist, der - bewertet danach, wie anständig jemand gelebt hat - in einer anderen Person wiedergeboren wird.

Die Vermittlung der Glaubensvorstellungen beruht ausschließlich auf mündlicher Überlieferung. Besonders wichtig ist das friedliche Miteinander. Geheiratet wird nur innerhalb der Gemeinschaft, die sich in drei gleichberechtigte Kasten gliedert: Miriden (Laien, 80 Prozent), sowie die Priester, die Piren (fünf Prozent) und Scheichs. Auch zwischen den Kasten gilt ein Heiratsverbot.

Eigentlich ist es üblich, dass Verstorbene so beigesetzt werden, das ihr Gesicht zur aufgehenden Sonne Richtung Osten blickt. Das ließ sich auf dem Nordfriedhof nicht ganz ermöglichen. Darüber sehen die Jesiden hinweg; man wolle schließlich in Deutschland heimisch werden und die hier geltenden Vorschriften achten, dazu gehöre, sich auch anzupassen, um sich zu integrieren.

Rund um den gepflasterten Bereich am „Kub” wachsen Olivenbäume. Auf seiner Spitze weist eine Hand zu Gott, seine Ecken und Kanten symbolisieren die vier Himmelsrichtungen, die vier Elemente, die zwölf Monate und je zwölf Stunden für Tag und Nacht. Das Areal darf nur ohne Schuhe betreten werden. Straßenschmutz würde es verunreinigen. Das respektierten auch die Gäste der Stadt. Sogar Reiner Erben sprach barfuß. In Augsburg leben rund 2000 Jesiden


Von Monika Grunert Glas
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