Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 07.08.2019 12:00

„Ein ungeheurer Schatz für die Wissenschaft”

„Ausatmen bis nichts mehr geht”:   Mitarbeiterin Susanne Küspert erklärt Student Christoph Eichelsdörfer den Lungenfunktionstest. (geht": Mitarbeiterin Susanne Küspert erklärt Student Christoph Eichelsdörfer den Lungenfunktionstest.)
„Ausatmen bis nichts mehr geht”: Mitarbeiterin Susanne Küspert erklärt Student Christoph Eichelsdörfer den Lungenfunktionstest. (geht": Mitarbeiterin Susanne Küspert erklärt Student Christoph Eichelsdörfer den Lungenfunktionstest.)
„Ausatmen bis nichts mehr geht”: Mitarbeiterin Susanne Küspert erklärt Student Christoph Eichelsdörfer den Lungenfunktionstest. (geht": Mitarbeiterin Susanne Küspert erklärt Student Christoph Eichelsdörfer den Lungenfunktionstest.)
„Ausatmen bis nichts mehr geht”: Mitarbeiterin Susanne Küspert erklärt Student Christoph Eichelsdörfer den Lungenfunktionstest. (geht": Mitarbeiterin Susanne Küspert erklärt Student Christoph Eichelsdörfer den Lungenfunktionstest.)
„Ausatmen bis nichts mehr geht”: Mitarbeiterin Susanne Küspert erklärt Student Christoph Eichelsdörfer den Lungenfunktionstest. (geht": Mitarbeiterin Susanne Küspert erklärt Student Christoph Eichelsdörfer den Lungenfunktionstest.)

Das Ziel der Nako-Studie ist es, Volkskrankheiten wie Diabetes, Krebs, Herz-Kreislauf-Erkankungen, Depressionen und Rheuma genauer zu erforschen, um Strategien für eine verbesserte Prävention und Früherkennung zu entwickeln. „Nako” steht übrigens für „Nationale Kohorte”. Es handelt sich also dem Namen nach um eine deutschlandweite Studie, bei der eine größere Gruppe von Menschen über einen längeren Zeitraum beobachtet werden soll.

Neben einem Riech-, Hör- und Sehtest durchlaufen die Teilnehmer während der Basisuntersuchung unter anderem auch einen Lungenfunktionstest und einen Test der Handgreifkraft, der Rückschlüsse auf den allgemeinen Fitnesszustand erlauben soll. Weiterhin werden Körpergröße, Gewicht und Taillenumfang ermittelt und Fragen rund um Vorerkrankungen und Lebensgewohnheiten gestellt. Zudem werden von allen Probanden Blut-, Urin-, Speichel- und Stuhlproben genommen sowie ein Nasenabstrich durchgeführt. Die Proben werden direkt im eigenen Labor untersucht und dann zur weiteren Aufbewahrung ins Helmholtz-Zentrum nach München geschickt.

Rund 6000 Teilnehmer erhielten in Augsburg darüber hinaus eine Ganzkörperuntersuchung mittels Magnetresonanztomograph. Das MRT arbeite ohne Strahlung, erklärt Professor Thomas Kröncke von der Uniklinik die Vorteile gegenüber anderen bildgebenden Verfahren. Die rund einstündige Untersuchung erfolge ohne Kontrastmittel. Sollte sich bei einem Teilnehmer ein auffälliger Befund ergeben, wie etwa ein Krebsleiden an der Lunge, werde der Patient zeitnah informiert, damit er zur weiteren Abklärung zum Hausarzt gehen könne. „Sehr akute Befunde wie Blutungen melden wir noch am selben Tag”, sagt Kröncke.

Nur fünf der insgesamt 18 Studienzentren der Nako-Studie verfügen über ein MRT. Das Zentrum in Augsburg zählt bundesweit zu den größten beteiligten Einrichtungen. Etwa jeder zehnte Proband stammt aus der Region. 7000 Teilnehmer kamen aus der Stadt Augsburg, 8500 aus dem Landkreis Augsburg, 5000 aus dem Landkreis Aichach-Friedberg. Mit Hilfe der Einwohnermeldeämter wurden Menschen zwischen 20 und 69 Jahren zufällig ausgewählt. „Um auf die 20 000 Probanden zu kommen, die nun teilgenommen haben, mussten wir fast doppelt so viele Menschen anschreiben. Nichtsdestotrotz war die Rückmeldung gut, in anderen Gebieten liegt sie nur bei zehn Prozent”, berichtet Professor Annette Peters, Vorstandsvorsitzende der Nako-Studie. Alle Alters- und Geschlechtergruppen seien vertreten. Gerade Männer unter 40 seien oft schwer zu kriegen, aber in Augsburg habe das gut geklappt. Die Studie startete 2014, die Basisuntersuchung endete nun - „zielgerecht”, wie Peters sagt - im Frühjahr 2019. „Nach kurzem Luftholen haben die Folgeuntersuchungen bereits im Mai begonnen. Das ist eine Wahnsinnsleistung”, lobt die Professorin.

Für die zweite Phase werden die Probanden erneut eingeladen. Der Ablauf ist ähnlich wie schon während der Basisuntersuchungen. Um am Ende repräsentative Ergebnisse zu erhalten, hoffen die Wissenschaftler nun, dass möglichst viele Teilnehmer wiederkommen.

Proband Jörg Röhring hat das in jedem Fall vor: „Ich freue mich schon, wenn ich wiederkommen darf.” Ähnlich sehen das auch Michael Meier und Prianka-Christina Marwaha. „Ich wollte mehr über meinen Körper lernen und die Studie aktiv unterstützen”, sagt Meier, gefragt nach seiner Motivation. Marwaha erzählt, sie habe als Studentin gelernt, wie wichtig solche Studien seien. „Außerdem hat die Teilnahme Spaß gemacht. Das Team am Nako-Zentrum ist toll.”

Während die Folgeuntersuchungen bereits laufen, geht es parallel an die Auswertung und Aufbereitung der bisher gesammelten Daten. Die große Menge an Informationen, an Biomaterialien und MRT-Bildern sei ein „ungeheurer Schatz für die deutsche Wissenschaft”, wie Peters es ausdrückt. Die Forscher erhoffen sich, aus den Daten viele Erkenntnisse ziehen zu können. Zum Beispiel auch darüber, welche Rolle Umwelteinflüsse bei der Entstehung von Krankheiten spielen. Da die Untersuchung unter gleichen Bedingungen an verschiedenen Orten in Deutschland durchgeführt wird, ergeben sich möglicherweise auch Rückschlüsse auf regionale Einflüsse. Man wisse etwa bereits aus kleineren Studien, dass Typ 2 Diabetes im Norden und Nordosten des Landes doppelt so häufig vorkomme wie im Süden, berichtet Peters. Durch die Nako könne man auch den Ursachen für solche Phänomene auf die Spur kommen.

Erste Ergebnisse aus der Basisuntersuchung werden im kommenden Jahr erwartet. Die Folgeuntersuchungen sollen bis 2022 abgeschlossen sein. Rund 5000 Teilnehmer kommen aus dem Landkreis Aichach-Friedberg


Von Kristin Deibl
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