Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 13.06.2019 12:00

„Finger weg vom Lohwald”

Ein 47 Hektar   großer Teil des Lohwalds (links im Bild) soll für die Erweiterung der Lechstahl-Werke gerodet werden. Das stößt auf Widerstand. 	Foto: Peter Heider (Foto: Peter Heider)
Ein 47 Hektar großer Teil des Lohwalds (links im Bild) soll für die Erweiterung der Lechstahl-Werke gerodet werden. Das stößt auf Widerstand. Foto: Peter Heider (Foto: Peter Heider)
Ein 47 Hektar großer Teil des Lohwalds (links im Bild) soll für die Erweiterung der Lechstahl-Werke gerodet werden. Das stößt auf Widerstand. Foto: Peter Heider (Foto: Peter Heider)
Ein 47 Hektar großer Teil des Lohwalds (links im Bild) soll für die Erweiterung der Lechstahl-Werke gerodet werden. Das stößt auf Widerstand. Foto: Peter Heider (Foto: Peter Heider)
Ein 47 Hektar großer Teil des Lohwalds (links im Bild) soll für die Erweiterung der Lechstahl-Werke gerodet werden. Das stößt auf Widerstand. Foto: Peter Heider (Foto: Peter Heider)

Nach Kritik möchte die Max-Aicher-Gruppe nun für Transparenz sorgen und lädt Ende Juni zu einem Informationsabend ein. Ziele, Inhalte und Auswirkungen des Erweiterungsvorhabens sollen dann erörtert werden.

Für die Erweiterung müsste ein Teil des 47 Hektar großen Bannwalds südlich des Stahlwerks, der zum Teil schon im Besitz des Unternehmens Max Aicher ist, gerodet werden. Der Wald ist laut Bürgermeister Michael Higl rund 47 Hektar groß. Auf einer Fläche von ungefähr 17,6 Hektar, das entspricht in etwa 25 Fußballplätzen, sollen Anlagen zur Herstellung oder Verschmelzung von Stahl, zur Stahlveredelung oder für Recycling entstehen.

Einige Areale dürfen nicht angetastet werden, da dort geschützte Tiere leben. Ein Sprecher der Max-Aicher-Gruppe geht davon aus, dass durch die Erweiterung etwa 350 neue Arbeitsplätze entstehen würden.

Die unterschiedlichen Meinungen wurden auch in der jüngsten Gemeinderatssitzung deutlich. Einerseits protestierten Vertreter der Herbertshofener Bürgerinitiative im Sitzungssaal: „Finger weg vom Lohwald” stand auf ihren Protesttafeln. Mitarbeiter der Lechstahlwerke hingegen haben Sorge um ihre Arbeitsplätze und entgegneten: „Gefährdet nicht meinen Arbeitsplatz.”

Der Lohwald ist ein Bannwald, der laut Gesetz erhalten werden muss. Als Ausgleichsfläche haben die Stahlwerke ein Areal vorgeschlagen, das 14 Hektar groß ist und sich zwischen den nah gelegenen Fischteichen, der Bahnlinie und der B 2 befindet.

Annemarie Probst von den Grünen stimmte als einzige von 24 Gemeinderäten gegen die Anhörung von Fachbehörden zu den Erweiterungsplänen der Werksleitung. „Der Lohwald hat lokalklimatische Einflüsse auf seine Umgebung, insbesondere auf den Feuchte- und Temperaturhaushalt”, sagte sie. Für diese ablehnende Haltung wird sie nun vom Landtagsabgeordneten und Fraktionsvorsitzenden der Freien Wähler, Fabian Mehring, heftig kritisiert. Er bezeichnete die Vorgehensweise der Grünen als eine „standortfeindliche Frechheit gegenüber der Belegschaft sowie einem der größten Arbeitgeber und Steuerzahler der Region”. Ob die Freien Wähler einer möglichen Erweiterung des Stahlwerks zustimmen werden, sei laut Mehring jedoch noch „völlig offen”. Sich die Sichtweise der zuständigen Behörden aber nicht einmal anzuhören, sei ein „Skandal”.

Felix Senner, Sprecher der Grünen im Landkreis Augsburg, entgegnet: „Es wird von den Freien Wählern der Versuch unternommen, die Debatte auf die persönliche Ebene zu ziehen.” Mehring wolle wohl vom eigentlichen Thema ablenken. Wenn die Freien Wähler Klimaschutz wirklich wollten, dann sollten sie beim Meitinger Bannwald Farbe bekennen.

Annemarie Probst bekräftigt ihre Kritik am geplanten Vorhaben der Lech-Stahlwerke. „Eine Teilrodung wäre aus klimapolitischer und ökologischer Sicht ein schmerzlicher Verlust.” Sie verweist auf eine 2017 veröffentlichte Studie des Max-Planck-Instituts für Biogeochemie. Diese zeige, dass alte Wälder mit hoher Biodiversität deutlich mehr CO2 aufnähmen als junge Wälder mit geringer Artenvielfalt.

Grünensprecher Senner fordert die Lechstahlwerke auf, nach alternativen, ökologisch sinnvolleren Lösungen zu suchen. „Wir müssen es als Gesellschaft schaffen, eine Balance aus ökologischen und wirtschaftlichen Interessen hinzubekommen. Die Rodung eines gesetzlich geschützten Bannwalds kann nicht Teil dieser Balance sein.”

Die Max-Aicher-Gruppe selbst lädt am Montag, 24. Juni, ab 19 Uhr in den Bürgersaal Meitingen an der Schlossstraße zu einem Infoabend ein. Nach einer Präsentation des Vorhabens stehen Vertreter des Unternehmens und die beauftragen Gutachter Rede und Antwort. Ab 18.30 Uhr können Pläne gesichtet und erläutert werden. Ziel ist es, die Ergebnisse der Gesprächsrunde ins Verfahren einzubringen.


Von Monika Grunert Glas
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