Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 19.05.2019 23:00

Wie viele Tauben verträgt eine Stadt?

Rund um das Schwabencenter   ist die Taubenplage besonders groß. Anwohner klagen darüber, dass ihre Balkone mitunter die reinsten Taubenschläge seien.	Foto: Janina Funk (Foto: Janina Funk)
Rund um das Schwabencenter ist die Taubenplage besonders groß. Anwohner klagen darüber, dass ihre Balkone mitunter die reinsten Taubenschläge seien. Foto: Janina Funk (Foto: Janina Funk)
Rund um das Schwabencenter ist die Taubenplage besonders groß. Anwohner klagen darüber, dass ihre Balkone mitunter die reinsten Taubenschläge seien. Foto: Janina Funk (Foto: Janina Funk)
Rund um das Schwabencenter ist die Taubenplage besonders groß. Anwohner klagen darüber, dass ihre Balkone mitunter die reinsten Taubenschläge seien. Foto: Janina Funk (Foto: Janina Funk)
Rund um das Schwabencenter ist die Taubenplage besonders groß. Anwohner klagen darüber, dass ihre Balkone mitunter die reinsten Taubenschläge seien. Foto: Janina Funk (Foto: Janina Funk)

Am runden Tisch im kleinen Sitzungszimmer des Augsburger Rathauses sitzt Gassner am Dienstag in der vergangenen Woche und stellt dem Ordnungsausschuss der Stadt Augsburg die Arbeit ihres Vereins vor. Die Form des Möbelstücks passt auch im übertragenen Sinne, denn in der Tauben-Frage sind die Fronten verhärtet.

Bei den Bewohnern des Schwabencenters ist die Wut groß. Nach wie vor verschmutzten riesige Schwärme die Balkone, klagt Anwohner Josef Kränzle. Daran hätte der Taubenturm, den die Stadt im vergangenen Frühjahr aufstellte, nichts geändert. Im Gegenteil: Die „Taubenhaltung des Tierschutzvereins der Stadt Augsburg in einem Wohngebiet” finden Kränzle und seine Nachbarn schlichtweg „absurd”.

Dass die Tiere den Turm im Herrenbachviertel noch nicht wirklich annehmen, gibt Sabina Gassner zu. „Die Tauben brüten dort, wo sie sich wohlfühlen.” Der Standort des Taubenschlags sei nicht ideal. Das Parkhausdach des Schwabencenters wäre der bessere Ort gewesen, erläutert sie. Mit dem Eigentümer sei leider nie eine Einigung zustande gekommen. Damit das Konzept des Tierschutzvereins aber funktionieren kann, müssen die Vögel im Turm brüten. Denn im Taubenschlag ersetzen Ehrenamtliche die frisch gelegten Eier durch Attrappen aus Plastik oder Gips und sorgen so dafür, dass die Tauben sich nicht weiter vermehren. Im Herrenbach-Turm klappe das aber noch nicht. „Große Mengen an Eiern konnten noch nicht entnommen werden”, sagt Gassner. „Tauben sind gezüchtete Tiere und brüten fünf bis sieben Mal im Jahr. Das ist das Grundproblem: dass sie sich so rasant vermehren.”

Das zweite Problem seien vermeintliche Tierfreunde. „Die Tauben werden von den Leuten falsch gefüttert, deswegen ist ihr Kot ätzend.” In den Taubenschlägen hingegen würden die Vögel artgerecht versorgt. Und generell: „Bitte überhaupt nicht füttern”, betont Gassner ein ums andere Mal. Zudem sollte man keine Meisenknödel oder Ähnliches aufhängen, „da kommen Tauben auch ran”, erklärt sie.

Ein generelles Fütterungsverbot gibt es in Augsburg nicht. Ordnungsreferent Dirk Wurm (SPD) und Gassner sind sich einig, dass dies auch nicht der richtige Weg sei. Der Ordnungsdienst könne es nicht leisten, zu kontrollieren, ob ein solches Verbot eingehalten werde, sagt Wurm. Wenn jedoch jemand auf frischer Tat ertappt werde, würden bereits jetzt Sanktionen verhängt, „wenn es zur Verunreinigung des öffentlichen Raums kommt”, erklärt der Referent. Das sei nämlich schon jetzt eine „Ordnungswidrigkeit”. Diejenigen, die füttern, seien das Hauptproblem, darin sind sich alle Ausschussmitglieder einig.

Andere legen ihre Hoffnungen mehr in die Aufklärungsarbeit. Christian Pettinger (ÖDP) lobt das Projekt des Tierschutzvereins und erzählt von Problem-Plätzen in Pfersee. Oft, wenn er auf die Straßenbahn warte, komme eine Frau mit Rollator vorbei, „die bereits morgens um sieben Taubenfutter ausstreut”. An Ordnungsreferent Wurm gerichtet sagt er, vielleicht könne sich ja das Ordnungsamt darum kümmern, „dass man den fehlgeleiteten Leuten nochmal erklärt, dass sie auf diese Weise den Tauben nicht helfen.” Pia Haertinger (Grüne) schlägt ergänzend vor, per Post mit Flyern in den Problemgebieten weiter aufzuklären.

Sabina Gassner betont: „Die, die wirklich helfen wollen, sollen sich bei uns melden.” Einen Vorschlag hat sie zudem noch: Nach drei Verwarnungen durch den Ordnungsdienst könnte ein Gespräch mit dem Tierschutzverein fällig werden. Und überhaupt: „Bitte nicht Füttern!” „Bitte überhaupt nicht füttern”


Von Janina Funk
north