Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 16.04.2019 12:00

Koffer, Krimskrams, Katzenfutter

Eine Wundertüte:   Allerhand Modeschmuck ging für 22 Euro über den Tisch. (Wundertüte: Allerhand Modeschmuck ging für 22 Euro über den Tisch.)
Eine Wundertüte: Allerhand Modeschmuck ging für 22 Euro über den Tisch. (Wundertüte: Allerhand Modeschmuck ging für 22 Euro über den Tisch.)
Eine Wundertüte: Allerhand Modeschmuck ging für 22 Euro über den Tisch. (Wundertüte: Allerhand Modeschmuck ging für 22 Euro über den Tisch.)
Eine Wundertüte: Allerhand Modeschmuck ging für 22 Euro über den Tisch. (Wundertüte: Allerhand Modeschmuck ging für 22 Euro über den Tisch.)
Eine Wundertüte: Allerhand Modeschmuck ging für 22 Euro über den Tisch. (Wundertüte: Allerhand Modeschmuck ging für 22 Euro über den Tisch.)

Manuela Thun stammt aus Cottbus, sie besucht derzeit ihre Tochter Sarah Wussogk und Enkelin Johanna. Die drei Frauen machen sich einen vernüglichen Vormittag. Sie haben einige Überraschungspakete ersteigert, dazu zwei Kinderroller - und eine Golftasche samt Schlägern. Spielen sie Golf? „Nein, aber kennen Sie das? Die Tasche hat mir einfach so gut gefallen!”, gesteht Manuela Thun. Auch die siebenjährige Enkelin hat das Versteigerungsfieber gepackt. Mehrfach ist die Kleine Höchstbietende. Zahlen darf die Omi.

Was ist drin in so einer „Mystery-Tasche”, wie Auktionator Luttmann sie anpreist? Eine blaue Adidas-Turntasche mit herausspitzelndem FC-Bayern-Käppi entpuppt sich als Schnäppchen für elf Euro. Darin sind unter anderem eine Kunstlederjacke, eine Badehose, ein Pack neue Puma-Socken, Stofftiere, Jackson-Kreiden, Faber-Filzstifte, ein Oberarm-Blutdruckmessgerät und - Katzenfutter. Da ist das Gelächter der erfolgreichen Bieter groß.

Ob Koffer voll gebrauchter Jacken, Tütchen mit noch eingeschweißter Kosmetik oder eine Schlagbohrmaschine von Bosch: Manche steigern aus Spaß mit, andere sind mit großem Ernst bei der Sache und passen auf, dass ihnen ja nichts entgeht. Ein Mann häuft einen „Schatz” nach dem anderen um sich herum an. Hauptsache Technik. Er bekommt den Zuschlag für eine Nikon-Kamera 5200 mit Nikkor- und Tamronobjektiven, zwei Akkus, Ladegerät und Tasche für 130 Euro. Jürgen Luttmann hat mal im Internet geguckt, was dort dafür gezahlt wird: Mindestens das Doppelte. „Das war ein Mörderschnäppchen”, stellt er fest. Der erfolgreiche Bieter heimst auch noch ein Hörgerät für fünf Euro ein. Er sei kein Händler, alles Eigenbedarf, behauptet er. „Vielleicht sagt er das wegen der Steuer?”, meint der Auktionator. Er hat den Mann schon öfter bei Versteigerungen erlebt.

Zweimal pro Jahr versteigert die Stadt Fundsachen, diesmal Dinge, die zwischen März und September 2018 angenommen worden sind, dazu dreimal jährlich Fahrräder. Jürgen Luttmann tritt seit 2017 als Auktionator auf. Gibt es das, dass sich mal für etwas kein Bieter findet? „Alles eine Frage des Preises”, ist er sicher. Ob BH oder Schirme: Irgendjemand kann es brauchen. Die Schirme, die zunächst übrig bleiben, werden schließlich auf einem Tisch ausgebreitet. Die Interessenten können sich selbst jeweils zehn Stück für fünf Euro aussuchen. Sind die auch weg.

3732 Euro hat die Stadt an diesem Montag erlöst, 1537 Euro allein aus Schmuck. 169 Posten kamen zum Aufruf. Wieso erkundigt man sich nicht, wenn man seinen Ehering verloren hat, ob er im Fundbüro gelandet ist? Jürgen Luttmann wundert sich über nichts mehr. Er hat sogar schon einmal eine Nähmaschine auf dem Tisch gehabt, und, vielleicht am kuriosesten, einen FriseurÜbungskopf mit Perücken und diversen Scheren.


Von Monika Grunert Glas
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