Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 27.07.2018 12:00

Gestern Flüchtling, heute Fachkraft

Dr. Andreas Kopton, Präsident der IHK Schwaben, berichtet, darauf sei man bei der IHK sehr stolz: „Es beweist, dass wir mit dem Engagement unseres fünf-köpfigen Integrationsteams von der Berufsorientierung in den Berufsintegrationsklassen, über das Matching bis hin zu individueller Betreuung und gezielter Prüfungsvorbereitung derzeit rund 1100 jungen Menschen die Chance auf eine duale Ausbildung eröffnen konnten.” Damit unterstütze man Unternehmen bei ihrer Fachkräftesicherung. Insbesondere in Berufen, die unter starkem Bewerbermangel litten: „Das ist eine win-win-Situation für beide.”

Kopton betont, man habe das Projekt darauf ausgerichtet, die jungen Menschen im Rahmen der Berufsorientierung in den Berufsintegrationsklassen auch dahingehend zu beraten, welche Branchen besonders unter dem Fachkräftemangel litten. 70 Prozent der Flüchtlinge konnten danach in Ausbildungsberufe mit einem extremen Bewerbermangel vermittelt werden. „Diese Fokussierung ist richtig. Denn 90 Prozent der fertigen Facharbeiter in metallverarbeitenden Berufen, in der Logistik, im Einzelhandel und in der Gastronomie werden von den Ausbildungsbetrieben demnach übernommen”, so Kopton.

Allerdings mische sich in die Freude über den erfolgreichen Abschluss der 60 Prüflinge große Sorge. Der Präsident beklagt: „Bereits während der Ausbildung wurden den Betrieben trotz bestehender '3+2-Regelung' immer wieder Steine in den Weg gelegt. Und auch jetzt bei der Weiterbeschäftigung entsprechend der '+2-Regelung' gibt es keine automatische Arbeitserlaubnis für zwei Jahre, sondern maximal für drei Monate.” Es gelte nur die sogenannte Ermessensduldung. Von Planungssicherheit bei den betroffenen Unternehmen sei man mit dieser Praxis weit entfernt. Er fordert: „Wir brauchen hier schnelle und pragmatische Lösungen. '+2' muss ohne Probleme funktionieren.” Eine weitere Unsicherheit betrifft die rund 2000 jungen Flüchtlinge, die im Juli die Berufsintegrationsklassen in Schwaben verlassen und damit potenzielle Bewerber für eine duale Ausbildung sind.

Von diesen Berufsschülern haben bereits rund 200 einen Ausbildungsvertrag in einem IHK-Beruf in der Tasche. Doch vielen der vorwiegend afghanischen Berufsschulabgänger droht die Abschiebung. Gerade diese werden von den Unternehmen aufgrund ihres hohen Engagements gezielt nachgefragt. Andreas Kopton: „Wir brauchen für diese ausbildungsreifen jungen Menschen eine schnelle und pragmatische Lösung. Denn die Unternehmen suchen händeringend Bewerber für ihre offenen Stellen. Das gilt besonders für Betriebe aus Metallverarbeitung, Logistik, Einzelhandel und Gastronomie.”


Von Monika Grunert Glas
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