Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 16.04.2021 16:46

Abwasser als Frühwarnsystem

Abwassermeister Norbert Uhl   demonstriert an der Meitinger Realschule, wie die Probeentnahme aus dem Abwasser funktioniert.		Foto: Laura Türk (Foto: Laura Türk)
Abwassermeister Norbert Uhl demonstriert an der Meitinger Realschule, wie die Probeentnahme aus dem Abwasser funktioniert. Foto: Laura Türk (Foto: Laura Türk)
Abwassermeister Norbert Uhl demonstriert an der Meitinger Realschule, wie die Probeentnahme aus dem Abwasser funktioniert. Foto: Laura Türk (Foto: Laura Türk)
Abwassermeister Norbert Uhl demonstriert an der Meitinger Realschule, wie die Probeentnahme aus dem Abwasser funktioniert. Foto: Laura Türk (Foto: Laura Türk)
Abwassermeister Norbert Uhl demonstriert an der Meitinger Realschule, wie die Probeentnahme aus dem Abwasser funktioniert. Foto: Laura Türk (Foto: Laura Türk)

Forschungen zu Coronaviren im Abwasser laufen bereits seit Längerem deutschland- und weltweit. Vor allem könnte das „Frühwarnsystem” Abwasser wohl eine steigende Viruslast im örtlichen Abwasser erkennen, deutlich bevor dies Auswirkungen auf die Inzidenz hat. Corona-Maßnahmen könnten damit schneller angepasst werden und auch Menschen ohne Krankheitssymptome, die sich oft nicht testen lassen, könnten durch dieses Verfahren besser erfasst werden.

Meitingen verfolgt nun allerdings einen anderen Ansatz. Man wolle die „großen Forschungsvorhaben aus der Kläranlage runterreduzieren”, erklärte Higl. Die Idee zu dem Experiment hatte Abwassermeister Norbert Uhl. Statt in der Kläranlage nimmt er mit seinem Team seit rund drei Wochen Proben direkt am Abwasserablauf der Meitinger Schulen. Zwischen 7.30 und 14 Uhr würden regelmäßig kleine Mengen Abwasser über einen Schlauch entnommen, um einen guten Durchschnitt zu erhalten, erklärt Uhl. Die Wasserproben werden dann im Labor mittels PCR-Verfahren auf Rückstände des Coronavirus untersucht. Insgesamt soll das Pilotprojekt vorerst fünf Wochen laufen, zwei Wochen vor, drei Wochen nach den Osterferien. In diesem Zeitraum sind 40 Abwasser-Tests vorgesehen.

14 davon wurden bereits vor den Ferien an den Schulen genommen. Bei 13 der Proben habe der Wert mit einer Viruslast unter fünf unterhalb der Nachweisgrenze für eine Corona-Infektion gelegen. Doch am 22. März stand bei der Probe der Mittelschule Meitingen „auf einmal 278”, erzählte Higl.

Die Schulleitung informierte daraufhin Eltern und Schüler und lud mit Unterstützung des Roten Kreuzes am Abend des 24. März die Schüler zu einem Schnelltest ein. Zum Probezeitpunkt hätten sich aufgrund des Wechselunterrichts rund 250 Schüler in der Mittelschule befunden. 80 Prozent folgten dem Aufruf zum Test, woraufhin eine infizierte Person ausfindig gemacht wurde, die zu diesem Zeitpunkt keine Corona-Symptome hatte.

Einen Tag später wurden auch im Abwasser des Meitinger Kindergartens Rückstände des Coronavirus nachgewiesen. Die Kindergärtnerinnen wurden daraufhin kontaktiert und dazu aufgerufen, von den Schnelltests Gebrauch zu machen. Drei Tage später wurde auch ein Kind des Kindergartens positiv auf das Coronavirus getestet.

Zwar könne nicht nachgewiesen werden, dass die Virus-Rückstände tatsächlich von den beiden ermittelten Personen stammten, räumte Bürgermeister Higl ein. Zudem reichten die zwei Fälle noch nicht aus, um zu verifizieren, ob diese Art der Tests wirklich funktioniert. Bislang finden der Markt und der Landkreis die Ergebnisse allerdings vielversprechen und wollen in den kommenden Wochen weiter testen. Da inzwischen auch Schnelltests an den Schulen durchgeführt werden, gehe es nun weniger um die Früherkennung, sondern vielmehr darum, herauszufinden, ob die Abwassertests Infektionen tatsächlich zuverlässig erkennen.

„Der Aufwand ist natürlich enorm, den wir hier betreiben”, sagte Landrat Sailer, der sich als Träger der Dr.-Max-Josef-Metzger Realschule an dem Pilotprojekt beteiligt. Die Geräte für die Proben mussten eigens angeschafft werden, und auch die Tests selbst sind teuer.

Der Eigenanteil des Marktes Meitingen an dem Projekt beträgt rund 10 000 Euro, der Landkreis übernimmt weitere 3000 Euro. Gerne würde der Landkreis mit Hilfe des Freistaats aus dem Pilotprojekt ein bis zu den Sommerferien befristetes Projekt mit wissenschaftlicher Auswertung machen. Die Abwasser-Tests könnten wohl kaum flächendeckend etabliert werden, so Sailer, doch womöglich könnten sie in besonders schweren Phasen der Pandemie helfen, Infektionen zu erkennen. Schließlich würden auch die Schnelltests nicht immer zuverlässige Ergebnisse liefern. Landkreis will Pilotprojekt ausweiten


Von Laura Türk
north