Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 17.10.2022 17:15

Erstes Tiny House in Altomünster

Ein charmantes Holzhaus   auf Rädern: das erste „Tiny House” Altomünster. (Rädern: das erste "Tiny House" Altomünster.)
Ein charmantes Holzhaus auf Rädern: das erste „Tiny House” Altomünster. (Rädern: das erste "Tiny House" Altomünster.)
Ein charmantes Holzhaus auf Rädern: das erste „Tiny House” Altomünster. (Rädern: das erste "Tiny House" Altomünster.)
Ein charmantes Holzhaus auf Rädern: das erste „Tiny House” Altomünster. (Rädern: das erste "Tiny House" Altomünster.)
Ein charmantes Holzhaus auf Rädern: das erste „Tiny House” Altomünster. (Rädern: das erste "Tiny House" Altomünster.)

Schon im Frühsommer hat dieses erste Altomünsterer „Tiny House” hier seine Heimat gefunden, im August ist Tanja Lademann hier eingezogen. Später als erhofft, doch jetzt wirkt sie glücklich. „Ich fühle mich hier rundum wohl”, erklärt sie und zeigt stolz ihr kleines Reich. Das Haus steht auf einem Lkw-Anhänger, ist rund zehn Meter lang und mit seinem Erker 3,30 Meter breit. Mit Fahrgestell ist es fast vier Meter hoch, die Raumhöhe beträgt 2,40 Meter. Die eigentliche Wohnfläche liegt bei 27 Quadratmetern. Auf einer Seite das Hauptraumes erstreckt sich ein breites Bett, in das Wäschekästen integriert sind. Auf der anderen Seite findet sich eine Küchenzeile mit Spüle, Herd und Waschmaschine sowie gegenüber eine Schrankwand und ein Holzofen. Hinter einer Schiebetür verbirgt sich ein kleines Badezimmer. Im Erker stehen ein Tisch mit zwei Stühlen und ein Schränkchen.

Der Raum ist hell und freundlich dank einer großen Fensterfront (mit Glastür) und drei aparten Bullaugen im Erker (und einigen weiteren schmalen Fensterchen). Innen wie außen strahlt das Gebäude einen gewissen Charme aus und erinnert ein wenig an einen Studenten-Bungalow im Münchner Olympiapark. Alles, was man zum Leben benötigt, immer in Griffweite. Allerdings wirkt Lademanns Tiny House wesentlich hochwertiger als die „Schuhkartons”, die zu den Olympischen Spielen aufgestellt und dann mehr als drei Jahrzehnte genutzt wurden (inzwischen sind sie durch Neubauten ersetzt).

Schon vor drei oder vier Jahren hatte sich Lademann die Frage gestellt: „Was brauche ich eigentlich zu einem guten nachhaltigen Leben?” „Auf jeden Fall nicht das soundsovielte T-Shirt”, stellte sie schnell fest. Damals stieß die frühere CSU-Gemeinderätin, die mittlerweile im Dachauer Kreisvorstand der Regierungspartei politisch aktiv ist, auf die „Tiny House”-Bewegung (deutsch: „winziges Haus”), die in den USA entstanden ist und dort seit der Jahrtausendwende nachhaltiges Wohnen auf kleinster Fläche propagiert. Mit Haustypen, die sogar mobil sein können.

Vor gut zwei Jahren stand Lademanns Entschluss fest: Sie wollte ein eigenes Minihaus haben. „Das eigentliche Problem ist, ein geeignetes Grundstück zu finden”, erzählt die Unternehmensberaterin und Trainerin. Baugrund ist in der Metropolregion bekanntlich rar und teuer. Doch gerade deshalb hoffen manche Grundstückseigentümer auf weiter steigende Preise, andere warten mit der Bebauung, bis ihre Kinder oder Enkel erwachsen geworden sind. Lademann hatte Glück und traf auf eine Familie mit einer unbebauten, allerdings auch unerschlossenen Fläche.

Lademanns Kleinstgebäude überzeugte nicht nur wegen seines geringen Flächenbedarfs sondern auch wegen seines nachhaltigen Konzepts. Es ist ein Vollholzgebäude, mit Wänden von einer Stärke von 26 Zentimetern, die sich zusammensetzen aus zehn Zentimeter dicken Massivholzwänden aus heimischer Fichte, einer 16 Zentimeter dicken Dämmschicht aus Schafwolle sowie einer Lärchenholzfassade. „Heimisch” heißt in diesem Fall „österreichisch”, denn Lademann hatte sich für einen Hersteller aus unserem Nachbarland entschieden.

Im bisher kühlen Oktober hat Lademann noch nicht gefroren. Ihr Holzofen sorge binnen kürzester Zeit für eine wohlige Wärme, erzählt die stolze Eigentümerin. Im heißen Spätsommer öffnete sie einfach Fenster und Tür oder ließ die Plissees herunter.

Lademann ist der Nachhaltigkeitsaspekt sehr wichtig. „Fast alle Materialien sind wiederverwendbar. Zudem ist mein Energiebedarf äußerst gering.” Tatsächlich findet sich außer einer Kaffeemaschine nur noch Radio, die Waschmaschine und ein Warmwasserboiler in dem mobilen Gebäude. Dazu Anschlüsse für ihr Notebook und Smartphone. „Weil ich wenig Stauraum habe, kaufe ich einfach weniger ein als früher”, berichtet sie. „Denn jedes Mal, wenn mir etwas gefällt, stelle ich mir die Frage: Brauche ich das wirklich?” Ihre Antwort lautet meistens: „Nein!”

„Ich möchte Mut machen, diesen Weg zu begehen”, betont Tanja Lademann, „auch wenn er manchmal schwierig ist.” „Immer, wenn mir etwas gefällt, stelle ich mir die Frage: Brauche ich das wirklich? Die Antwort lautet meistens nein!”

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