Der Bauexperte saß anfänglich nur auf einem der Publikumsstühle, als Bürgermeister Michael Reiter (FWG) den Stand der Planungen vorstellte. Der Rathauschef brachte in Erinnerung, dass es bei dem Bau um drei Nutzungen geht. Zum einen der Feuerwehr zwei Standplätze für ihre Fahrzeuge zu verschaffen sowie Räumlichkeiten für die Mannschaften und das Material; zum anderen dem Schützenverein eine neue Heimat zu geben samt Flächen für die Schießbahnen; und nicht zuletzt der Oberzeitlbacher Dorfgemeinschaft einen Treffpunkt zur Verfügung zu stellen, an dem man sich zusammensetzen, reden, essen, trinken und gelegentlich auch feiern kann. Ähnliche Häuser stehen in Thalhausen oder auch in Kiemertshofen. Der Bürgermeister erläuterte das Finanzierungskonzept. Die Kosten für einen Feuerwehrbau betragen rund eine Million Euro, schätzte Reiter, der bekanntlich selber vom Baufach ist. Der Staat wird mutmaßlich rund 110 000 Euro dazu schießen. Der Fördersatz bei den Schützen läge deutlich höher, so Reiter, bei rund 20 Prozent dank der Zuschüsse des Bayerischen Sportschützenbunds. Beim Bau eines Dorfgemeinschaftshauses würde wiederum der Staat aktiv - um welche Mittel es dabei geht, erwähnte Reiter allerdings nicht. Sein überraschendes Fazit lautete: „Ob wir nur das Feuerwehrhaus bauen oder alle drei Nutzungen in einen Bau packen, macht kostenmäßig praktisch keinen Unterschied - es kostet immer eine Million.” Von denen die Kommune allerdings deutlich weniger selber aufbringen muss. Dennoch äußerten einige Ratsmitglieder Bedenken. So fragte Marianne Kerle (CSU): „Stehen da wirklich alle im Dorf dahinter? Was passiert mit dem Schützenverein in zehn oder 15 Jahren?” Reiter versuchte, Kerles Sorgen zu zerstreuen: „Selbst wenn der Schützenverein sich eines Tages auflösen sollte, können wir das Gebäude weiter nutzen.” Kerle wollte wissen, ob keinerlei Chancen bestünden, die bisherigen Räumlichkeiten zu renovieren. Die Feuerwehr ist bis dato im Nachbargebäude der denkmalgeschützten Wirtschaft Gattinger untergebracht, in der wiederum der Schützenverein sein Vereinsleben pflegt. Der Denkmalschutz sei genau der „Pferdefuß”, sagte der Unterzeitlbacher Hubert Güntner (FWG), die Renovierung käme daher sehr teuer. Tatsächlich engagiert sich die Regierung von Oberbayern ganz erheblich, wenn es um den Erhalt alter Gebäude geht. Dieser Tage erst hatte zum Beispiel Professor Christian Schiebel der Gemeinde Hebertshausen einen 80-prozentigen Zuschuss für die Drei-Millionen-Euro-Sanierung eines Industriedenkmals aus dem 19. Jahrhundert in Aussicht gestellt. Martina Englmann (CSU) ließ die monetären Aspekte beiseite und stellte eine grundsätzliche Frage: „Wir reden immer von Innenentwicklung statt Außenentwicklung und nun versiegeln wieder erhebliche Flächen am Ortsrand.” Der Neubau - der aus zwei Gebäuden besteht - soll an einem Feldweg am Ende der Oberndorfer Straße errichtet werden. Die Längsseiten des Schützenvereinsbauwerks beträgt immerhin 37 Meter. „Viel zu groß”, befand Englmann. Susanne Köhler (FDP) zeigte sich ebenfalls erstaunt und befürchtete eine „Neiddebatte” mit anderen Vereinen. Josef Riedlberger (CSU) schlug vor, Michael Gailer zu Wort kommen zu lassen, der offensichtlich den Bau geplant hat. Nachdem er das Konzept nochmals erläutert hatte, brachte er ein Argument gegen Englmanns Versiegelungsbedenken ins Spiel: „Wir setzen da ein begrüntes Dach drauf, das ökologisch so nachhaltig ist, wie Sie noch keines gesehen haben.” Zudem werde der Komplex mit Erdwärme beheizt. „So”, schloss der Plixenrieder, „das muss reichen. Jetzt muss der Gemeinderat entscheiden.” Wozu der Bürgermeister umgehend aufrief. Bis auf Englmann stimmten alle Ratsmitglieder für das Projekt. Anschließend wurde die notwendige Flächennutzungsplanänderung und die Bebauungsplanaufstellung durchgewunken sowie ein Antrag zur Aufnahme in das Bayerische Dorferneuerungsprogramm für gut befunden. Übrigens mit der Stimme Englmanns. Begrüntes Dach und Erdwärme contra Flächenversiegelung