Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 20.07.2018 12:00

Der zeitgemäße Unzeitgemäße

Vernissage und Geburtstagsparty   in einem: Altlandrat Hansjörg Christmann, der Altomünsterer Bürgermeister Anton Kerle, Landtagsabgeordneter Bernhard Seidenath, der Dachauer Landrat Stefan Löwl, Prof. Dr. Walter Gaudnek, Domkapitular Dr. Christoph Kühn aus Eichstätt und der Direktor des Gaudnek Europa Museums in Altomünster, Sigi Sureck. 	Foto: Gisela Huber (Foto: Gisela Huber)
Vernissage und Geburtstagsparty in einem: Altlandrat Hansjörg Christmann, der Altomünsterer Bürgermeister Anton Kerle, Landtagsabgeordneter Bernhard Seidenath, der Dachauer Landrat Stefan Löwl, Prof. Dr. Walter Gaudnek, Domkapitular Dr. Christoph Kühn aus Eichstätt und der Direktor des Gaudnek Europa Museums in Altomünster, Sigi Sureck. Foto: Gisela Huber (Foto: Gisela Huber)
Vernissage und Geburtstagsparty in einem: Altlandrat Hansjörg Christmann, der Altomünsterer Bürgermeister Anton Kerle, Landtagsabgeordneter Bernhard Seidenath, der Dachauer Landrat Stefan Löwl, Prof. Dr. Walter Gaudnek, Domkapitular Dr. Christoph Kühn aus Eichstätt und der Direktor des Gaudnek Europa Museums in Altomünster, Sigi Sureck. Foto: Gisela Huber (Foto: Gisela Huber)
Vernissage und Geburtstagsparty in einem: Altlandrat Hansjörg Christmann, der Altomünsterer Bürgermeister Anton Kerle, Landtagsabgeordneter Bernhard Seidenath, der Dachauer Landrat Stefan Löwl, Prof. Dr. Walter Gaudnek, Domkapitular Dr. Christoph Kühn aus Eichstätt und der Direktor des Gaudnek Europa Museums in Altomünster, Sigi Sureck. Foto: Gisela Huber (Foto: Gisela Huber)
Vernissage und Geburtstagsparty in einem: Altlandrat Hansjörg Christmann, der Altomünsterer Bürgermeister Anton Kerle, Landtagsabgeordneter Bernhard Seidenath, der Dachauer Landrat Stefan Löwl, Prof. Dr. Walter Gaudnek, Domkapitular Dr. Christoph Kühn aus Eichstätt und der Direktor des Gaudnek Europa Museums in Altomünster, Sigi Sureck. Foto: Gisela Huber (Foto: Gisela Huber)

„Black Hole und Fire & Ice” war als Titel für die aktuelle Ausstellung im Gaudnek Europa Museum (GEM) Altomünster geplant. Dann kam der berühmt-berüchtigte „Kreuzerlass” von Ministerpräsident Markus Söder und der promovierte Kunsthistoriker, der seit Jahrzehnten als Professor in Orlando, Florida, lehrt, ergänzte die Ausstellung mit Kreuzen. Schwarzen Kreuzen auf bunten Pop-Art-Bildern. Wer freilich meint, hier hechle ein Künstler dem Zeitgeist hinterher, der täuscht sich, wie man sich bei allen (vorschnellen) Zuschreibungen und Festlegungen bei Gaudnek täuscht. Die Kreuzthematik spielt bei ihm schon immer eine wichtige Rolle. „Die symbolische Bedeutung des Kreuzes in der amerikanischen Malerei der Gegenwart” hieß die Arbeit, mit der er an der New York University promovierte - im Jahr 1968. Unpassender, sagt der heute 87-Jährige, hätte ein Thema kaum sein können. Doch die Beschäftigung mit Religion zieht sich durch das Werk des Künstlers, der sich selbst als kirchennah und gleichzeitig kirchenkritisch bezeichnet. Altarbilder, Kreuzwege, Heiligenbilder sind entstanden, seine Zehn Gebote sind mittlerweile in Havanna, er beschäftigte sich mit Kapellenprojekten, malte Päpste und hat die Symbolik des Religiösen stets aufs neue Vermessen. Sogar auf einer der ersten Fotografien, die den kleinen Walter zeigen, fehlen Kirche und Kreuz nicht: Auf dem Bild sind er und seine Schwester zu sehen, aufgenommen vom Vater, im Heimatort Fleyh im Erzgebirge, im Hintergrund ist die Holzkirche mit einem Kruzifix.

Da hat sich einer also lange und vor allem viel intensiver mit dem Symbol des christlichen Glaubens beschäftigt als die selbst ernannten Verteidiger des „christlichen” Abendlands mit ihrem politischen Aktionismus. Was er denen mit seinen Bildern sagt, ist künstlerisch-ambivalent: „Ich sage nicht: Macht es nicht. Ich sage: Macht es anders”, erklärt er mit ironischem Lächeln, und selbst wenn er damit meinen sollte, in bayerischen Behörden hingen besser Gaudnek-Kreuze als andere, dann wäre auch das nicht das Schlechteste.

„Wie passen Pop-Art und Religion zusammen?” Diese Frage stellte auch Domkapitular Dr. Christoph Kühn aus Eichstätt bei der Vernissage der neuen Ausstellung „Black Hole und Fire & Ice” von Prof. Walter Gaudnek den vielen Gästen, die gekommen waren. Pop-Art und Religion passen seiner Ansicht nach durchaus gut zusammen, habe es doch Kunst zu jeder Zeit gegeben und die sei seit jeher, schon im frühen Christentum, in enger Verbindung zur Religion gestanden „Die Kunst will Sichtbarmachen, was das Wort nicht schafft”, so Kühn.

Gaudnek selbst gilt denn auch als einziger Pop-Art-Künstler, der sich mit Religion beschäftigt, wobei der Künstler von seiner Zuordnung zur Pop-Art gar nicht so begeistert ist, zumindest nicht im Sinne einer Festlegung. Aber er nimmt mit einem nicht hör-, aber spürbaren Grummeln zur Kenntnis, dass im kommenden Jahr mit Andy Warhol erstmals ein Pop-Art-Künstler im Vatikan ausstellen soll. Ausgerechnet Warhol, meint Gaudnek, der sich doch erst in seiner allerletzten Lebensphase mit religiösen Themen beschäftigt habe. Im Gegensatz zu ihm. Aber da kann der Domkapitular mit den besten Verbindungen in den Vatikan ja vielleicht etwas machen...


Von Berndt Herrmann
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