Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 11.07.2018 12:00

„Ich will Koch werden”

Lucas und sein Chef Philipp Taucher  aus dem Münchener Restaurant Broeding. Unter anderem lernt er bei seinem Koch-Praktikum wie die perfekte Sahne geschlagen wird. 	Fotos: Claudia Naumüller (Fotos: Claudia Naumüller)
Lucas und sein Chef Philipp Taucher aus dem Münchener Restaurant Broeding. Unter anderem lernt er bei seinem Koch-Praktikum wie die perfekte Sahne geschlagen wird. Fotos: Claudia Naumüller (Fotos: Claudia Naumüller)
Lucas und sein Chef Philipp Taucher aus dem Münchener Restaurant Broeding. Unter anderem lernt er bei seinem Koch-Praktikum wie die perfekte Sahne geschlagen wird. Fotos: Claudia Naumüller (Fotos: Claudia Naumüller)
Lucas und sein Chef Philipp Taucher aus dem Münchener Restaurant Broeding. Unter anderem lernt er bei seinem Koch-Praktikum wie die perfekte Sahne geschlagen wird. Fotos: Claudia Naumüller (Fotos: Claudia Naumüller)
Lucas und sein Chef Philipp Taucher aus dem Münchener Restaurant Broeding. Unter anderem lernt er bei seinem Koch-Praktikum wie die perfekte Sahne geschlagen wird. Fotos: Claudia Naumüller (Fotos: Claudia Naumüller)

Im Alter von drei Monaten wurde bei ihm die Diagnose Neurofibromatose NF1 gestellt (siehe Info-Kasten). Als er drei Jahre alt war, wurden im Jahr 2008 zwei Tage vor dem Heiligen Abend in seinem Kopf Gehirntumore gefunden. Im Kinderkrankenhaus Augsburg musste er sich ab 2009 regelmäßig Chemotherapien unterziehen. Er fühlte sich nicht immer gut hinterher, war aber trotzdem gut drauf. Er sei als Einziger auf der Station herumgelaufen und habe Kicker gespielt, sagt Lucas, damit die Zeit schneller vergeht. Schlimmer sei es für ihn gewesen, dass er wegen Fiebers oft nicht zum Spielen raus durfte.

Den 11. November 2016 nennt Lucas seinen Glückstag. Es war der Tag seiner 176. Chemotherapie - seiner letzten. „Dieses Datum ist ganz was Besonderes, das ist mein neuer Geburtstag. Das werde ich nie vergessen!” Zwar befinden sich noch immer inoperable Tumore in seinem Kopf, doch er sieht das gelassen: „Die sind alle im Kopf verstreut, einer liegt zum Beispiel an der Sehnervkreuzung. Aber die Nachuntersuchungen belasten mich nicht wirklich.”

Lucas ist ein außergewöhnlicher, liebenswerter und sehr aufgeschlossener junger Mann. Auf die Frage, wie er das alles so tapfer und cool wegstecken kann, lächelt er verschmitzt: „Ich hab' nur noch ganz wenig Kopfschmerzen und nehme alles so, wie es kommt. Seit acht Jahren werde ich von einer Heilpraktikerin aus Klingen begleitet, die mich mit Akupunktur behandelt. Dabei fühle ich mich gut, sie hat mich immer wieder aufgebaut.”

Seit der Teenager denken kann, macht ihm Kochen Spaß. Wann immer es geht, verwöhnt und bekocht er seine dreiköpfige Familie. Damit erfreut er natürlich seine Mutter, die einen Getränkemarkt in Aindling betreibt und seinen 17-jährigen Bruder, der eine Schreinerausbildung absolviert. Die Krankheit ist nicht ohne Auswirkungen auf Lucas' soziales und schulisches Umfeld geblieben. „Ich habe keine Freunde, außer meinem Bruder. Der ist immer für mich da.” Wegen der Neurofibromatose musste er von der Schule in Aindling nach Königsbrunn an die Förderschule wechseln. Der Kontakt zu den Mitschülern ist immer wieder abgebrochen, vermutlich weil er so oft krank war und oft nicht raus konnte.

Als Lieblingsfach in der Schule nennt er schlagfertig: „Pause.” Gefolgt von Mathematik und Physik. Nachdem er schnell außer Atem ist, gehört Sport eher nicht dazu. Langweilig ist ihm trotzdem nicht: „Ich habe meine Zauberwürfel, ich fahre viel Fahrrad, und ich bin bei der Feuerwehr Aindling.” Mit den Kameraden „möchte ich, wenn ich das mal alles kann, Menschen helfen und Leben retten. Aber ich möchte auch versuchen, Kontakte aufzubauen.”

Eine Künstlergruppe um Conny Krakowski hat aus dem Erlös einer Ausstellung mit Tombola im Sisi-Schloss das neue Praktikum gefördert und den Fahrdienst organisiert, der Lucas nach München zum Praktikum und abholt.

„Durch Andi Schweiger von den Kochprofis, mit dem ich auch schon einmal kochen durfte, bin ich ins Restaurant Broeding in der Schulstraße gekommen. Der Andi hat mir zum Geburtstag gratuliert, und seitdem sind wir in Kontakt. Er hat mir das Praktikum vermittelt. Chefkoch Manuel Reheis und Sous-Chef Philipp Taucher sind sehr zufrieden mit meiner Arbeit. Die Schichten, Wochenendarbeit und Feiertagsdienste nehme ich gerne in Kauf, weil ich unbedingt ein guter Koch werden möchte”, stellte Lucas ziemlich selbstbewusst klar.

Im Praktikum war jede Menge geboten: Fleischspieße stecken, Suppen anrichten, die perfekte Sahne schlagen und Schokoladenkuchen backen. Außerdem durfte er dabei helfen, den Hochzeitskuchen für seinen Chef Philipp Taucher zu backen.

Sein größter Berufswunsch allerdings ist es, ein guter Koch zu werden. Er ist zuversichtlich, dass er dafür im nächsten Jahr einen Ausbildungsplatz bekommen wird. Ob er eine so lange und schwere Ausbildung durchhalten wird - diese Frage lässt er nicht gelten. Er hat beim „Moosbräu” in Aindling schon einmal geschnuppert und ein Praktikum absolviert: „Da hat es mir sehr gut gefallen, und der Chef war auch zufrieden mit mir.” Andi Schweiger von den Kochprofis hat geholfen


Von Carina Lautenbacher
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