Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 06.02.2021 11:15

Wo ist der Fasching?

picture
picture

Was mancher Außenstehende als wildes, närrisches Treiben bezeichnen würde, wäre derzeit normal. Aber die Umstände sind es nicht. Die seit knapp einem Jahr andauernde Corona-Pandemie legt das Leben auf Eis und macht auch vor dem Fasching nicht Halt.

Das Vereinsheim der Zeller Narren ist verwaist, genau so wie die TSV-Halle, in der die Aichacher Faschingsgesellschaft Paartalia jährlich zu ihrem Galaball einlädt. Geheizt werden muss trotzdem, das Heim in Griesbeckerzell könnte einen neuen Anstrich vertragen, wie Präsident Norbert Bachmann erklärt. All das produziere Kosten. An Einnahmen fehlt es aber.

Weder die traditionellen Narrensitzungen noch der große Umzug am Faschingssonntag in Zell und das rege Faschingstreiben auf dem Aichacher Stadtplatz finden statt. Spenden und Eintrittsgelder bleiben aus. Die Aktiven der Paartalia rechnen in diesem Jahr zudem nicht mit einem Auftritt am Aichacher Stadtfest oder bei weiteren Veranstaltungen in der Region.

Ganz ausfallen lassen kommt aber offensichtlich für keinen der Faschingsvereine in der Paarstadt in Frage. Zumindest virtuell gibt es den Fasching. Jeden Sonntag sucht Pia Hannak, Mitglied der Garde der Paartalia, als „Stadthexe Pia” im sozialen Netzwerk Instagram nach ihm. In etwa zweieinhalbminütigen Clips landet sie in bekannten Kulissen der vergangenen Saisonen: im Zauberwald, auf dem Oktoberfest oder, wie an diesem Sonntag, in Ägypten.

Wer die Programme und Mottos der Paartalia kennt, fühlt sich sofort zurückversetzt in „Magic” oder „Spuren im Wüstensand”. Videos von Auftritten aus vergangenen Jahren werden gezeigt, aber so recht gefunden werden will der Fasching am Ende jedes Films doch nicht. Pia sucht weiter - wo, das entscheidet die Community. Sie stimmt ab, wo Pias Reise hingeht. Jedes Video wird bis Faschingssonntag, 14. Februar, um 18 Uhr in der Story der Paartalia veröffentlicht und ist dann 24 Stunden lang online. So lange wird abgestimmt.

Am vergangenen Sonntag haben sich die Zuschauer mehrheitlich für die Reise nach Ägypten entschieden. Ob die Stadthexe den Fasching dort findet, wird sich an diesem Sonntagabend zeigen. Zuschauer gibt es genug. Über 920 Abonnenten hat der Instagram-Account der Paartalia. Zum Teil stimmten knapp 150 Leute ab, sagt Johanna Kügle. Die Vizepräsidentin der Paartalia ist für die Pflege der Social-Media-Accounts des Vereins zuständig. Jeden Sonntag lädt sie die Videos hoch, die Pia Hannak und ihr Bruder Roland Hannak zusammen mit Stefan Dauber gedreht haben. Für den Schnitt verantwortlich ist Julia Thurner-Irmler.

Johanna Kügle freut sich, dass das Konzept so gut angenommen wird, und Paartalia-Präsident Peter Miesl hält die Videos für eine gute Möglichkeit, die Faschingsfahnen hoch zu halten. „Bei unseren Aktiven merkt man, dass ihnen der Fasching richtig abgeht. Sie schicken sich auf Whatsapp Videos aus vergangenen Jahren.” Aus der Garde heraus hätte sich auch ein virtueller Stammtisch gegründet. „Uns war wichtig, den Fasching nicht ganz zu vergessen”, meinte Miesl. Intern sollten die Aktiven „Gaudi haben”, und nach außen wolle man Präsenz zeigen.

Das geschieht auch heuer durch die Herausgabe des Saisonhefts, das ab Ende nächster Woche kostenlos in allen Filialen der Sparkasse Aichach-Schrobenhausen ausliegt. Ein Motto wird nicht vorgestellt, dafür haben sich etwa die Kinder der Paartalia etwas anderes überlegt. Sie halten Papierschilder mit Faschingsbegriffen hoch.

Auch die Kinder in Zell müssen nicht ganz auf den Fasching verzichten, wie Norbert Bachmann bestätigt. Für die kleinen „Maschkerer” veranstaltet der Verein heuer einen Malwettbewerb. Teilnehmen können alle Kinder bis zehn Jahre. Das Thema ist der Faschingsumzug. Wer mitmachen möchte kann das gemalte Bild unter Angabe des Alters und der Kontaktdaten in den Briefkasten an der Zeller Faschingshalle am Hang 18a werfen oder per Mail an info @zellohnesee.de schicken. Teilnahmeschluss ist Freitag, 12. Februar. Und Präsenz zeigt Zell ohne See auch im Netz. Auf Facebook und Instagram berichten Aktive von ihren Erlebnissen in vergangenen Faschingssaisonen.

Und wie geht es weiter? Peter Miesl von der Paartalia zeigt sich hoffnungsvoll. „Wir werden auf jeden Fall trainieren, sobald es die Regelungen zulassen, da geht es ja auch um den Spaß”, sagt er. Und falls es die Situation erlaube zusammenzukommen, hält Miesl es auch für realistisch, dass die Paartalia eine spontane Aktion zum Faschingsendspurt in die Wege leitet. Der harte Lockdown gilt nämlich aktuell nur bis zum Faschingssonntag. Ob er verlängert wird, steht noch nicht fest.

Komplett kontaktlos und damit definitiv finden andere Aktionen in der Region statt. Faschingshits und Gassenhauer spielt etwa DJ Helmut Kleinert aus dem Nachbarlandkreis Neuburg-Schrobenhausen ab dem lumpigen Donnerstag, 11. Februar - im Livestream, täglich ab 15 Uhr bis Faschingsdienstag. Den Stream überträgt er auf Facebook oder twitch.tv/ hkevents. Aktive gründen virtuellen Stammtisch


Von Bastian Brummer
north