Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 30.04.2021 17:29

Volle Bücher, leere Lager

Baustahl   ist inzwischen ebenso ein knappes Gut wie Holz, Farben und andere Rohstoffe. Die Preise steigen folglich. Die Auftragsbücher der Baufirmen sind voll, doch das Material fehlt. 	Symbolfoto: pixabay (Symbolfoto: pixabay)
Baustahl ist inzwischen ebenso ein knappes Gut wie Holz, Farben und andere Rohstoffe. Die Preise steigen folglich. Die Auftragsbücher der Baufirmen sind voll, doch das Material fehlt. Symbolfoto: pixabay (Symbolfoto: pixabay)
Baustahl ist inzwischen ebenso ein knappes Gut wie Holz, Farben und andere Rohstoffe. Die Preise steigen folglich. Die Auftragsbücher der Baufirmen sind voll, doch das Material fehlt. Symbolfoto: pixabay (Symbolfoto: pixabay)
Baustahl ist inzwischen ebenso ein knappes Gut wie Holz, Farben und andere Rohstoffe. Die Preise steigen folglich. Die Auftragsbücher der Baufirmen sind voll, doch das Material fehlt. Symbolfoto: pixabay (Symbolfoto: pixabay)
Baustahl ist inzwischen ebenso ein knappes Gut wie Holz, Farben und andere Rohstoffe. Die Preise steigen folglich. Die Auftragsbücher der Baufirmen sind voll, doch das Material fehlt. Symbolfoto: pixabay (Symbolfoto: pixabay)

Zimmerer kommen nicht mehr an ausreichend Fichtenholz für den Bau von Dachstühlen oder Hallen, Maler haben Schwierigkeiten, Lacke und Farben rechtzeitig und zu rentablen Preisen zu beziehen. Dämmstoffe, Rohre und weiteres Bauzubehör kommt oft viel später als geplant. Und im Stahlbau redet so mancher gar von einer Verdoppelung des Rohstoffpreises.

Wilhelm Wagner arbeitet im Einkauf beim Metallbauer Treffler in Reicherstein bei Pöttmes. Die Firma stellt hauptsächlich landwirtschaftliche Bodenbearbeitungsgeräte her. Dafür braucht sie Stahl - und zwar eine ganze Menge. „Der Stahl wird von den meisten Werken inzwischen nicht mehr verkauft, sondern zugeteilt”, erklärt Wagner. Verträge würden häufig nicht mehr eingehalten und die Werke sprächen sich untereinander ab. „Die Werke haben zum Teil gar nichts mehr”, stellt er fest.

Die Konsequenz der knappen Ware ist ein gestiegener Preis, im Ein- wie im Verkauf. „Da putzen sich gerade einige die Hände hin”, ist sich der Einkäufer bei Treffler sicher. In Reicherstein hätte man darauf zwar auch mit einer Preiserhöhung reagieren müssen. Im Vergleich zu den Steigerungen im Einkauf seien die allerdings marginal.

Wagner vermutet dahinter ein kluges Geschäftsmodell: Um die Preise oben zu halten, würde der Rohstoff künstlich verknappt.

Mit dieser Meinung ist er nicht allein. Christian Schmid von der Firma SPS Putz und Bau im Tanderner Ortsteil Weitenwinterried vermutet eine künstliche Verknappung ebenfalls, wenn auch bei anderen Werkstoffen. „Wenn ich heute Dämmung bestelle, auf die ich vor ein paar Monaten eine Woche gewartet habe, sind es heute sechs bis sieben Wochen - wenn man Connections hat”, ergänzt er.

In den knapp 30 Jahren, in denen er im Geschäft ist, habe er so eine Situation noch nie erlebt, sagt Schmid. Doch der Mangel betrifft nicht nur seine Branche. Schmid wartet auf Styropor oder ähnliche schaumartige Dämmungen viel länger als früher. „Wenn ich durch die Gegend fahre, sehe ich Häuser ohne Dachstuhl. Da ist alles fertig, aber das Material ist nicht da.” Auf die Verknappung im Baustoffsektor reagieren könne er nur bedingt. „Ich kann heute meine Ware bestellen und hoffen, dass sie pünktlich kommt”, meint Schmid.

Dass auch andere Baustoffe Mangelware sind, bestätigen Mitarbeiter einiger Baustoffhändler in der Region, die allerdings vor allem im Zusammenhang mit konkreten Preiserhöhungen nicht namentlich genannt werden wollen. Gesprächsbereiter zeigt sich Christian Irotscheck, Niederlassungsleiter bei Sülzle Stahlpartner in Aichach.

Das Unternehmen liefert ausschließlich Betonstahl für Bodenplatten. Man müsse die stark gestiegenen Preise zwar relativieren, was in der Baubranche schon immer so gewesen sei, sagt Irotschek. „Bitter wird's halt derzeit für den Endverbraucher”, findet der Niederlassungsleiter. Wenn der Stahl plötzlich 50 Prozent mehr koste, werde die Bodenplatte zwischen Keller und Erdgeschoss auf einmal auch um 10 000 oder gar 20 000 Euro teurer.

Ein Problem hätten die verarbeitenden Betriebe erst, wenn sie sich an laufende Verträge halten müssen. Der Schlag ins Gesicht vieler sei die Preiserhöhung Anfang des Jahres genau aus diesem Grund gewesen. „Im November haben viele ihre Angebote geschrieben und mit ganz anderen Stahlpreisen kalkuliert”, stellt Irotschek klar.

Inzwischen wüsste jeder, wie teuer Stahl ist. Man dürfe allerdings auch nicht vergessen, mcht der Dependancechef klar: Wenn man heute mit einem hohen Stahlpreis kalkuliere und der dann vor der Auftragsausführung sinke, würde der entsprechende Betrieb ebenso Gewinn machen wie jetzt Verlust.

Lange, da sind sich die meisten Betroffenen in der Region trotzdem einig, sollte es aber nicht so weitergehen. Einige Unternehmen können noch auf die Knappheit reagieren. Sie haben Lagerflächen, die im Großhandel längst rar sind. Sülzle Stahlpartner hat ebenso wie die Firma Treffler das Lager aufgefüllt. „Bis zum Geht- nicht-mehr haben wir eingekauft”, meint etwa Paul Treffler junior, Chef der Metallbaufirma in Reicherstein.

Gestiegene Holzpreise, längere Lieferzeiten? Diese Probleme kennt das Einrichtungshaus Segmüller in Friedberg nicht. Ein Mitarbeiter aus den Möbel-Werkstätten erklärt auf Nachfrage, Segmüller beziehe sein Holz aus der Region. „Darum haben wir in dieser Hinsicht zum Glück momentan keine Schwierigkeiten.” Treffler: „Bis zum Geht-nicht-mehr haben wir eingekauft”


Von Bastian Brummer
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