Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 11.04.2021 14:39

Verständnis zeigen für Jugendliche

Gerade Jugendliche leiden unter den anhaltenden Kontaktbeschränkungen: Sie können sich nicht mit Freunden treffen, nicht feiern gehen, niemanden kennenlernen, sich nicht ausprobieren, sich nicht entdecken oder verlieben. „Es fehlen ganz viele Erlebnisse. Die meisten haben überhaupt keine Abwechslung mehr in ihrem Alltag, man hält sich immer nur an einem Ort auf, bekommt keine neuen Anregungen von außen, leidet unter Einsamkeit”, erklärt die Erziehungsberaterin.

Und auch wenn jüngere Kinder ihre Probleme oft nicht direkt äußern, leiden auch sie. Eltern merken das beispielsweise daran, dass sie ihren Nachwuchs als anstrengend empfinden, weil die Kinder viel Kontakt und Aufmerksamkeit suchen, keine eigenen Ideen haben, sich zu beschäftigen oder aggressiv werden. Bei manchen Kindern treten auch eher somatische Beschwerden wie Bauchschmerzen oder Schlafprobleme auf. „Und auch den Eltern fällt es zunehmend schwer, noch Ideen zu entwickeln, die Abwechslung oder gar Leichtigkeit in den ewig gleichen Familienalltag bringen. Für uns alle ist die Corona-Pandemie zu einer langen Durststrecke geworden”, sagt Krisch.

Unter anderem rät die Erziehungsberaterin unbedingt dazu, in den Ferien eine Pause vom Thema Schule und Lernen zu machen, sofern das möglich ist. Außerdem hat sie noch einige Tipps:

Verständnis zeigen und zuhören: Das Thema Einsamkeit darf sein und ist für Kinder jedes Alters sehr real spürbar. Die Eltern sollten daher nicht versuchen, ihrem Nachwuchs diese Gefühle auszureden oder sie herunterzuspielen, sondern stattdessen nachfragen, zuhören, Verständnis zeigen. Übrigens: Nur weil ein Kind oder Jugendlicher sich nicht aktiv beschwert oder nach seinen Freunden fragt, heißt das nicht, dass er nicht leidet.

Gesprächspartner finden: Für Jugendliche sind meist nicht mehr die Eltern die ersten Ansprechpartner bei Problemen, sondern eher die beste Freundin oder der beste Freund. Die Eltern müssen tolerant bleiben, wenn sich ihr Nachwuchs beispielsweise bei stundenlangen Telefonaten mit Freunden austauscht.

Alternativen zu realen Treffen entwickeln: Manche Jugendliche sind im Moment sehr kreativ, um trotz Kontaktbeschränkungen mit ihrer Clique in Kontakt zu bleiben. Zum Beispiel, indem sie via Video-Anruf die Hausaufgaben oder ein Sportprogramm gemeinsam machen oder sich ohne Lehrer in eine Video-Konferenz am Nachmittag zum gemeinsamen Austausch verabreden.

Anschub geben: Vor allem Jugendlichen fehlt oft die Energie, neue Dinge anzugehen oder auszuprobieren, die ihnen dann Spaß machen und guttun. Darum dürfen Eltern ihren Sohn oder ihre Tochter durchaus sanft anschieben, einen Spaziergang oder eine Radtour mit einer Freundin oder einem Freund oder einen Online-Sportkurs in die Tat umzusetzen.

Glückshormone aktivieren: Eltern sollten überlegen, was ihr Kind gut kann oder sehr gerne macht und diese Fähigkeiten und Interessen aktiv in den Tag einbauen. Zum Beispiel kann man mit Video-Tutorials neue Tanzschritte einstudieren oder ein neues Handwerksprojekt suchen.

Professionelle Hilfe holen: Wenn sich Kinder oder Jugendliche immer mehr zurückziehen, anhaltende körperliche Symptome wie Schlafprobleme oder Appetitlosigkeit auftreten, die keine medizinische Ursache haben, oder sie selbst Belastungen äußern, für die sie keine eigene Lösung wissen, finden Eltern, Kinder und auch Jugendliche ohne Begleitung ihrer Eltern professionelle, schnelle und kostenlose Hilfe bei der KJF Erziehungs-, Jugend- und Familienberatung. Berichten Sie ihrem Sohn oder ihrer Tochter von dieser Beratungs-Möglichkeit.

Kontakt: Die KJF-Beratungsstelle bietet neben persönlichen Gesprächen auch Telefonberatungen sowie Videoberatungen oder -konferenzen für alle Familienmitglieder an. Kontakt: caritas.de/onlineberatung, kjf-kinder-jugendhilfe.de/erziehungsberatung 08251/20 40 40, eb.aichach@kjf-kjh.de.


Von Carina Lautenbacher
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