Das wissen auch die Einzelhändler in Aichach. Ihnen liegt am Herzen, die Attraktivität der Stadt zu erhalten beziehungsweise zu steigern und so den Zulauf in die Geschäfte zu sichern. So formulierte es Robert Burkhard vom gleichnamigen Modehaus in Aichach und langjähriger Vorstand der Aktionsgemeinschaft Aichach am Mittwochabend in der Wandelbar. Lange sei das Ziel der Einzelhändler gewesen, die Innenstadt so offen wie möglich für den Verkehr zu halten, nun aber habe ein Umdenken stattgefunden.”Vor zwei, drei Jahren hätte ich zu jedem, der mir was von einer autofreien Zone in Aichach erzählt hätte, gesagt: Das ist doch völliger Schwachsinn”, erklärte Burkhard freimütig vor den rund zwölf Gästen, die zu der ordentlichen Mitgliederversammlung gekommen waren. Insgesamt 65 Mitglieder zählt der Verein aktuell. Mittlerweile, führte Burkhard weiter aus, denke er aber anders über das Thema. Während der Corona-Pandemie seien die Online-Umsätze stark gestiegen, der stationäre Handel müsse deshalb über neue Konzepte nachdenken. „Wie müssen den Erlebniswert steigern, uns abheben von der Anonymität des Internets.” Burkhard betonte: Er wisse auch nicht, ob durch eine Verkehrsberuhigung diese Ziele erreicht werden können. „Aber mir scheint, jetzt ist die Zeit reif dafür, darüber ernsthaft nachzudenken.”Wie sich die Aga eine Innenstadt mit weniger Bussen und Autos genau vorstellt, hat der Verein in einer Stellungnahme dargelegt. Diese Stellungnahme zog SPD-Fraktionsvorsitzende Kristina Kolb-Djoka in der Bauausschusssitzung vergangene Woche heran. Darin ging es um einen Antrag der SPD, zeitlich begrenzt den Oberen Stadtplatz von Samstag 14 Uhr bis Sonntag 24 Uhr für Autos zu sperren, damit Fußgänger und Radfahrer quasi erleben können, wie es sich anfühlt, ohne motorisierten Verkehr in der Innenstadt (wir berichteten). Stefan Barz, bis Mittwoch im Vorstand der Aga, stellte bei der Mitgliederversammlung klar: Der Vorstand der Aga zeige sich zwar aufgeschlossen gegenüber dem Thema autofreie Zone in der Innenstadt; man spreche aber nicht für alle 65 Mitglieder. Und: Man wolle sich vor keinen politischen Karren spannen lassen.Robert Burkhard ergänzte: Der Aga-Vorstand habe sich in seinem Positionspapier keineswegs für die von der SPD vorgeschlagene Testphase am Samstag und Sonntag ausgesprochen. Aus Aga-Sicht mache ein solcher Versuchsballon wenig Sinn, „dadurch bekommen wir keine Aussagekraft in Bezug auf das Einkaufsverhalten der Kunden”, ist Burkhard überzeugt. Der Geschäftsmann machte zugleich deutlich: Es gehe nicht darum, die Stadt autofrei zu bekommen. Sondern: „Wie macht man die Stadt attraktiver?” Entsprechend könne sich die Aga verkehrsberuhigte Zonen in der Stadt vorstellen, die Voraussetzung dafür jedoch sei: „Diese Bereiche müssen dann mit Leben gefüllt werden.” Ein möglicher Bereich sei zwischen Rathaus und dem Brunnen vor der Sparkasse.Zu diesem Zweck schlägt die Aga etwa die Ausweitung des gastronomischen Angebots vor, es könnte ein Bereich speziell für Kinder entstehen, zum Beispiel in Form eines Brunnen-Wasserspiels. Vorbild dafür sei die Stadt Pfaffenhofen an der Ilm. Zusätzlich, so Burkhard, müsse aber immer auch eine „zentrumsnahe Erreichbarkeit” gewährleistet sein.Aus den Reihen der Mitglieder kam die Gegenstimme, viele Kunden würden aber genau das wünschen, so nah wie möglich an den Geschäften zu parken. Burkhard erwiderte, bei Bäckereien und Banken teile er diesen Einwand, „ansonsten muss man aber nicht immer direkt vorm Loch parken können”, stellte er fest. An Städten wie Augsburg sehe man, dass Kunden durchaus bereit seien, kurze Laufwege auf sich zu nehmen.Einig waren sich die Anwesenden, dass für Busse ein anderer Standort, außerhalb der Innenstadt gefunden werden müsse, „so wie in Schrobenhausen”, meldete sich eine Geschäftsfrau zu Wort. Sie störe, dass durch Aichachs Altstadt riesige Busse fahren, „in denen dann nur drei Hanseln drin hocken”.Kristina Kolb-Djoka, die in ihrer Funktion als Wirtschaftsreferentin der Stadt bei dem Treffen dabei war, erläuterte in Bezug auf die Bus-Problematik: Wünschenswert wäre natürlich, wenn nur „kleine, schnucklige Busse” durch die Innenstadt fahren würden. „Doch da gibt es Verträge, da kann die Stadt nicht einfach aussteigen.” Martin Fischer machte deutlich, die Aga sei offen für eine Gesamt-Konzeptentwicklung, um die Aufenthaltsqualität der Innenstadt zu steigern, „allerdings unabhängig von Parteiinteressen”, so der Inhaber von Sandras Womenswear. Autofreie Bereiche mit Leben füllen