Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 25.02.2021 16:08

„Rücktrittsforderungen können existenzielle Krise auslösen”

Die Klinikleitung wollte sich ebensowenig zu den Vorwürfen äußern wie das Gesundheitsamt. Klinikchef Dr. Hubert Mayer und Gesundheitsamtsleiterin Dr. Kirsten Höper verwiesen über Mitarbeiter an die Pressestelle des Landratsamtes. Deren Sprecher Wolfgang Müller sagte, die Angelegenheit „rauscht nicht an uns vorbei”, betonte aber - wie bereits am Mittwoch - den Abschlussbericht abwarten zu wollen. Zum Zwischenbericht gab es keine Stellungnahme, da laut Müller nicht einmal feststehe, ob es sich dabei tatsächlich um einen Zwischenbericht des LGL handele oder lediglich um bestimmte Schriftstücke.

Der Bayerische Rundfunk hatte berichtet, Gesundheitsamtsleiterin Höper solle die Leitung des LGL-Task-Force-Teams übernehmen, das den Ausbruch am Friedberger Krankenhaus untersucht. Eine Anfrage bei der zuständigen Stelle - der Regierung von Schwaben - ergab kein Ergebnis. Pressesprecher Karl-Heinz Meyer erklärte: „Da es um Personalangelegenheiten geht, können und dürfen wird nichts dazu sagen.”

Der Abschlussbericht des LGL ist „in Kürze” zu erwarten, teilt die Behörde mit. Wem der Zwischenbericht zugegangen ist, wurde aber auf Nachfrage unserer Zeitung nicht mitgeteilt. Das müsse man „bei den genannten Institutionen” erfragen. Wie berichtet, kommt der Zwischenbericht zu dem Ergebnis, dass es gravierende Versäumnisse in Friedberg gegeben hat. Dabei wurde Friedberg innerhalb der Kliniken an der Paar zum Non-Covid-Haus bestimmt, alle Infizierten werden in Aichach behandelt.

Laut Zwischenbericht wurden unter anderem Infektionswege nicht ausreichend geprüft. Bis zu sieben Todesfälle könnten mit Ansteckungen zusammenhängen, die im Krankenhaus erworben wurden. Auch von Hygienemängeln war die Rede.

Nachdem die Grünen schon am Mittwoch von personellen Konsequenzen sprachen, meldeten sich gestern Landtagsabgeordneter Peter Tomaschko (CSU) sowie Aichachs Bürgermeister Klaus Habermann (SPD) und sein Friedberger Amtskollege Roland Eichmann (SPD) in einer gemeinsamen Erklärung zu Wort. Für sie stehe die vollständige Aufklärung an oberster Stelle. Ferner sind sie der Ansicht, dass zum jetzigen Zeitpunkt keine Meinungsbildung möglich sei. Politische Instrumentalisierung - gemeint dürften die Grünen sein - „lehnen wir als verantwortungslos ab”. „Unser Appell an alle Beteiligten: Keine Vorverurteilungen, Konsequenzen sind zu ziehen, wenn ein abschließendes Bild vorliegt.”

Die drei Kommunalpolitiker erwarten, dass Klinik-Chef Dr. Hubert Mayer, Gesundheitsamtsleiterin Dr. Kirsten Höper und Vertreter des LGL im zuständigen Ausschuss des Kreistags „kurzfristig Rede und Antwort stehen”. Offenbar wurde eine solche Sitzung inzwischen vereinbart. Eigentlich tagt der Werkausschuss erst am 17. März wieder. Im Anschluss an eine solche Sitzung sei die Öffentlichkeit zu informieren.

Rücktrittsforderungen zum jetzigen Zeitpunkt seien unaufrichtig und diskreditierten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kliniken an der Paar. Vielmehr würde man damit erreichen, die „örtliche Krankenversorgung in eine existenzielle Krise zu treiben, die die nötige Patientenversorgung vor Ort in Frage stellen kann.”


Von Carina Lautenbacher
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