Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 23.06.2022 17:54

Rollstühle für Uganda

Solche Rollstühle   und Gehhilfen werden für den individuellen Bedarf angefertigt.  	Foto: Michael Arzberger (Foto: Michael Arzberger)
Solche Rollstühle und Gehhilfen werden für den individuellen Bedarf angefertigt. Foto: Michael Arzberger (Foto: Michael Arzberger)
Solche Rollstühle und Gehhilfen werden für den individuellen Bedarf angefertigt. Foto: Michael Arzberger (Foto: Michael Arzberger)
Solche Rollstühle und Gehhilfen werden für den individuellen Bedarf angefertigt. Foto: Michael Arzberger (Foto: Michael Arzberger)
Solche Rollstühle und Gehhilfen werden für den individuellen Bedarf angefertigt. Foto: Michael Arzberger (Foto: Michael Arzberger)

In Uganda werden körperliche und geistige Behinderungen zumeist von den Menschen als „Rache Gottes” betrachtet, erklärt Michael Arzberger, und daher die Betroffenen vom Leben und der Gesellschaft weitgehend ausgeschlossen. Entsprechend gibt es kaum Möglichkeiten der Schulbildung. Inklusion ist ein Fremdwort und Hilfsmittel sind kaum zu bekommen.

Auf diese Missstände aufmerksam wurde Steve Williams, da sein Sohn mit einer Behinderung zur Welt kam. Auf dem Gelände einer alten Ferienanlage entstand so das Kyaninga Child Development Center im Westen Ugandas. Dieses Therapiezentrum für Kinder mit Behinderung arbeitet monatlich mit 700 bis 800 Kindern in der Stadt Fort Portal und den umliegenden Dörfern. Das Zentrum bietet den Kindern Logopädie, Physiotherapie, Verhaltenstherapie, Ernährungsprogramme, Hydrotherapie sowie Epilepsieprogramme. Außerdem helfen die Mitarbeiter dort mit Sozialarbeit und Kundenbetreuung und sind besonders aktiv in der Aufklärungsarbeit, um der Bevölkerung die Angst und den Aberglauben vor körperlichen und geistigen Behinderungen zu nehmen.

All diese Angebote werden den Kindern kostenlos zur Verfügung gestellt. Die Einwohner Ugandas sind altersmäßig die jüngste Bevölkerung der Welt. Von den rund 47 Millionen Menschen in Uganda ist die Hälfte jünger als 15 Jahre. Bei 8,2 Prozent der Menschen, die hier mit Behinderung leben, ist somit der Anteil an Kindern mit Behinderung besonders hoch, wie Arzberger erklärt. Der 33-jährige Sielenbacher unterstützt Williams nicht nur in seiner Eigenschaft als Architekt beim Bau der Gebäude des Therapiezentrums, sondern leitet seit vergangenem November auch das Projekt Kyaninga Mobility. Hier entwickelt er gemeinsam mit zwölf Angestellten Rollstühle, Gehhilfen und Prothesen sowie weitere Hilfsmittel, welche in Uganda durch hohe Importzölle für die größtenteils sehr arme Bevölkerung unerschwinglich sind.

Die Alternative wären günstigere in Asien gefertigte Rollstühle, welche für das Gelände in Fort Portal mit Steppe und Regenwald aber völlig ungeeignet wären und deren Ersatzteile in Uganda praktisch nicht zu bekommen sind, wie Arzberger berichtet. Somit fertigt er die Rollstühle und Hilfsmittel ausschließlich aus regionalen Materialien. Bambus ist hierbei das wichtigste Material. Des Weiteren wird Stahl eines örtlichen Herstellers verwendet; Reifen und Bremsen werden aus simplen Fahrradteilen hergestellt. In der Herstellung wird flexibel auf unterschiedliche Formen der Behinderung und individuelle Bedürfnisse des jeweiligen Kindes eingegangen, was die Rollstühle zu Unikaten macht.

Finanziert wird das Projekt ausschließlich aus Spenden. Auch eine inklusive Modellschule ist Teil des Zentrums. Für diese und das Therapiezentrum werden noch neue Räumlichkeiten benötigt. „Der Fortschritt dieser Maßnahmen ist stark von Spendengeldern abhängig”, sagt Michael Arzberger. Die Energiebauern rund um Sepp Bichler aus Sielenbach unterstützen Arzberger und Williams bereits tatkräftig bei diesem gemeinnützigen Projekt, nicht nur mit Spenden, sondern auch mit nützlichen Kontakten auf dem afrikanischen Kontinent. „Ich habe die Zeit und die Möglichkeit, solche Projekte zu unterstützen. Man sieht einfach wie man das Leben der Menschen dort mit einfachen Sachen positiv beeinflussen kann”, erklärt Michael Arzberger seine Motivation, die ihn nach Uganda geführt hat.

„Die Belohnung ist, dass man weiß, man hat den Kindern ein besseres Leben ermöglicht.” Mindestens noch ein Jahr wird er in Uganda bleiben.

¦ Wer das Kyaninga Child Development Center unterstützen möchte, kann dies unter Spendenkonto Bauen für Orange Farm e.V. Stadtsparkasse München; IBAN DE03 7015 0000 0909 1242 73 BIC SSKMDEMMXXX tun. Es gibt auch Spendenquittungen.

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