Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 19.03.2023 16:31

Krankenhaus: Der Abschlussbericht wird öffentlich gemacht

Der 89-jährige Vater der Angehörigen war im Januar 2021 an einer Covid-19-Infektion in Aichach verstorben. Die Tochter ist überzeugt davon, dass er sich bei einem KrankenhausAufenthalt im Dezember 2020 in Friedberg bei seinem Zimmernachbarn angesteckt hatte. „Mein Vater ist in vollem Vertrauen in dieses Krankenhaus gegangen”, sagt sie. Immer wieder betont sie, ihr gehe es nicht ums Geld. Sie wünsche sich Aufarbeitung und eine Entschuldigung.

Dass es zu diesem Zeitpunkt der Pandemie nicht einfach war und sich die Maßnahmen oft geändert hätten, sei ihr bewusst. Dennoch steht für sie fest, dass hier Fehler passiert sind, die nicht benannt worden sind. Mit ihr habe bis heute keiner gesprochen, weder Klinikleitung noch jemand vom Landratsamt. Ein Telefonat habe sie mit der damaligen Leiterin des Gesundheitsamtes Aichach Friedberg, Dr. Kirsten Höper, geführt, in dem ihr ein Rückruf versprochen wurde, zu dem es nie kam.

Dass die Beschwerde gegen die Einstellung des Verfahrens eingegangen ist, bestätigt Dr. Andreas Dobler. Nun wartet die Behörde auf die Beschwerdebegründung. Diese wird in Augsburg geprüft. Hält die Stelle die Argumente für begründet, werden die Ermittlungen wieder aufgenommen. Lehnt sie dies ab, geht der Fall an die Generalstaatsanwaltschaft in München, die zuständige Fachaufsichtsbehörde. Hier wird das Verfahren unter die Lupe genommen, die Beschwerde sowie die Stellungnahme der Augsburger Staatsanwaltschaft geprüft. Dann fällt die Entscheidung, ob das Verfahren wieder aufgenommen wird oder nicht.

Rechtsanwältin Daniela Rose von der Augsburger Kanzlei Kühn vertritt die Angehörige und teilt deren Meinung. Inzwischen habe sie sich Akteneinsicht verschafft. Der Umfang der Akten sei „vergleichsweise gar nicht so groß” gewesen. Sie gelangte weiter zu der Erkenntnis, die Staatsanwaltschaft habe sich nicht allen möglichen Ermittlungsansätzen genügend gewidmet. „Es ist vieles im Dunkeln geblieben”, sagt Rose. Trotz der hohen Anzahl an Todesfällen, also 15, sei hier ihrer Ansicht nach nicht mit dem erforderlichen Nachdruck ermittelt worden.

Der Hauptvorwurf ihrer Klientin ist, dass viel zu viel Zeit zwischen Ausbruch und entsprechender Reaktion vergangen sei. Das Virus habe sich so entsprechend über Wochen verbreiten können. „Hier werden nur die Erstinfektionen thematisiert. Was ist mit den folgenden Ansteckungen im privaten Umkreis der Betroffenen”, fragt sich die Angehörige und spricht von „Schlamperei”.

Der Bayerische Rundfunk hatte, nachdem der Ausbruch durch Medienrecherchen bekannt geworden war, berichtet, dass es zu schwerwiegenden Versäumnissen im Bereich der Hygiene des Krankenhauses in Friedberg gekommen war. Dabei berief sich der BR auf einen Zwischenbericht des Bayerischen Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL), dessen Taskforce-Team eine Begehung durchgeführt hatte.

Der Abschlussbericht, der die Ergebnisse der LGL-Fachleute sowie Stellungnahmen von Gesundheitsamt, Klinik und Regierung von Schwaben als zuständige Fachbehörde beinhaltet, hätte der Öffentlichkeit bereits 2021 vorgestellt werden sollen. Als die Staatsanwaltschaft die Ermittlungen aufgenommen hat, hieß es, man werde das Schriftstück erst öffentlich machen, wenn diese Ermittlungen abgeschlossen sind.

Wolfgang Müller, Pressesprecher des Landratsamtes, teilte auf Nachfrage mit, dass der Bericht in der nächsten Werkausschusssitzung des Kreistages am Mittwoch, 29. März, um 14.30 Uhr öffentlich gemacht wird. Derzeit prüfen drei Abteilungen des Landratsamtes noch die Akten der Staatsanwaltschaft. Diese Beleuchtung sei fast abgeschlossen, sagt Müller.

Im Rahmen des Ausbruchsgeschehens in der Klinik in Friedberg, das Ende November 2020 begann, sind 15 Patienten verstorben. Das hat Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) auf eine Landtagsanfrage der Grünen-Abgeordneten Christina Haubrich im April 2021 mitgeteilt. Insgesamt sind damals 63 Mitarbeiter des Kreiskrankenhauses und 54 Patienten positiv getestet worden. Abschlussbericht wird in der nächsten Werkausschusssitzung öffentlich gemacht

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