Wie bereits berichtet, war Pürner im November an das LGL abgeordnet worden, weil er sich kritisch zu den Corona-Maßnahmen der Bayerischen Staatsregierung geäußert hatte, etwa über die Maskenpflicht für Kinder oder die reine Konzentration auf Inzidenzwerte, die nicht zwischen erkrankten und symptomlosen positiv getesteten Personen unterscheiden. Gegen die darauf folgende „Strafversetzung” - wie Pürner seine Abordnung nennt - klagt der 54-Jährige. Sein Rechtsanwalt hat nun parallel zu der bereits eingereichten Klage einen Eilantrag gestellt, der am Donnerstag am Augsburger Verwaltungsgericht (VG) eingegangen ist. Der Termin für die mündliche Verhandlung ist am Donnerstag, 17. Juni, um 14 Uhr. Sollte sich an diesem Tag eine Einigung ergeben, könnte die Klage hinfällig werden, erklärte VG-Pressesprecher Dr. Wolfgang Miller. Zu den bereits eingegangenen Stellungnahmen der Regierung von Schwaben, die Vertretung des beklagten Freistaats Bayern, wollte sich Miller angesichts der „Brisanz des Falles” nicht äußern. Gegenstand des Eilantrags ist die Überprüfung der Abordnung ans LGL, die inzwischen bis August verlängert wurde. Pürner geht es unter anderem um die Frage der „amtsangemessenen Beschäftigung”. Außerdem will er sich gegen eine weitere Verlängerung der Abordnung wehren. Wer nun dem Aichacher Gesundheitsamt künftig vorstehen wird, ist noch nicht entschieden. Die bisherige stellvertretende Amtschefin Dr. Viktoria Schäfer übernimmt ab Montag kommissarisch die Leitung, wie die Regierung von Schwaben mitteilt. Bis eine endgültige Regelung gefunden ist, wird Dr. Koppmair „zur Geschäftsaushilfe”, wie es in der Pressemitteilung der Regierung heißt, an das Gesundheitsamt Aichach-Friedberg abgeordnet. Koppmair wurde eine halbe Stelle zugeteilt. Als Leiter kommt er nicht in Frage, da er kein Amtsarzt ist. Über Bewerber und Dauer des Auswahlverfahrens wollte sich Regierungssprecher Karl-Heinz Meyer nicht äußern.Wie Landrat Dr. Klaus Metzger in letzter Zeit mehrfach betont hat, ist die Regierung von Schwaben für die Besetzung der Stelle zuständig. Landratsamtssprecher Wolfgang Müller macht kein Geheimnis daraus, dass es nicht gut sei, mitten in der Pandemie ohne Amtsleiter dazustehen. Zur Causa Pürner lässt er sich so vernehmen: „Ich persönlich fand ihn als Kollegen super, auch wenn wir inhaltlich nicht immer einer Meinung waren. Es war eine gute Zusammenarbeit mit ihm. Er ist absoluter Fachmann und ein netter Kerl.“Unterstützung für #allesdichtmachen: Dass Friedrich Pürner weiter für seine Überzeugungen einsteht, zeigte neben seiner Aktivität auf Twitter jüngst auch seine Beteiligung an der Aktion „danke-#allesdichtmachen”. Hintergrund ist die Debatte um die Satire-Video-Reihe #allesdichtmachen, an der sich 53 Schauspieler aus Deutschland beteiligten, etwa Heike Makatsch, Jan Josef Liefers und Ulrike Folkerts. Ihre Beiträge setzten sich kritisch mit den Maßnahmen zur Pandemiebekämpfung auseinander. Einige Darsteller haben ihre Videos inzwischen wieder gelöscht, nachdem eine Empörungswelle losgebrochen war. „Ich persönlich finde die Aktion toll und kann daran nichts Schlimmes erkennen”, sagt Pürner. „Mir geht es gegen den Strich, dass man zu diesem Thema nicht mehr öffentlich seine Meinung sagen darf, ohne in die rechte oder in eine andere Ecke gedrängt zu werden. Das muss aufhören.” Mit dem Berliner Kollegen Dr. Paul Brandenburg hat er als Reaktion unter dem Titel „danke#allesdichtmachen” Kurzvideos von Ärzten online gestellt. Die Mediziner bedanken sich - ebenfalls in kurzen Statements auf Youtube - bei den Schauspielern für ihren Mut. 24 Mediziner haben sich bislang beteiligt. Pürner sagt in seinem Video unter anderem: „Ärzte dürfen niemals schweigen.” Andere Ärzte sehen das anders. Die Essener Notärztin Carola Holzner („Doc Caro”) zum Beispiel hat unter #allemalneschichtmachen die beteiligten Schauspieler aufgefordert, einer Schicht im Krankenhaus beizuwohnen.