Welche Patienten eine Impfung erhalten, das entscheiden die Hausärzte selbst. Sie haben Listen erstellt, in denen die Patienten nach Dringlichkeit eingeteilt sind. 18 Patienten werden diese Woche bei Dr. Albrecht Roß in Hilgertshausen geimpft. Das Angebot werde positiv angenommen, „die Leute fühlen sich geborgen, weil jemand Zeit für sie hat”, berichtet der Mediziner. Das Praxisteam ruft die Patienten an und macht Terminvorschläge. Auf den Arzt kommen aber auch andere Menschen zu, die unruhig geworden sind, weil sie noch keinen Termin vom eigentlich zuständigen Impfzentrum zugeteilt bekommen haben.Welche Hausärzte und wie viele sich an der Impf-Kampagne beteiligen, weiß im Wittelsbacher und Dachauer Land niemand verlässlich. Es gibt derzeit noch keine offizielle Auflistung. Grundsätzlich kann jeder Hausarzt mit Kassenzulassung (aber keine Privatärzte) Impfstoff bestellen. Und zwar beim Apotheker seiner Wahl. Der besorgt das Vakzin dann im Großhandel. Harald Tschernek von der Marktapotheke in Pöttmes hat an alle vier Pöttmeser Hausärzte jeweils 48 Dosen ausgeliefert. „Der Biontech-Impfstoff kommt am Sonntag tiefgekühlt vom Großhandel. Er wird dann in der Apotheke im Kühlschrank gelagert. Wir bringen ihn später mit einer Temperatur zwischen zwei und vier Grad in die Praxen, wo er innerhalb von 120 Stunden verimpft werden muss”, erklärt der Pharmazeut. Der Transport des Mittels sei eine eigentlich tagtägliche Arbeit, nichts Besonderes für Apotheker, meint Tschernek. Roman Mayer von der Marktapotheke in Kühbach, Pressesprecher der Apotheken in Aichach-Friedberg, erläutert, warum der Weg vom Arzt über die Ortsapotheke zum Großhandel vorgeschrieben ist: So wolle der Gesetzgeber Hamsterkäufen bei mehreren Lieferanten entgegenwirken. Strikt vorgegeben seien auch die Zeitfenster für Bestellungen und Lieferungen. Es handle sich um „relativ komplexe Abläufe”, die aber seinem Vernehmen nach gut liefen, da eine erprobte Logistik dahinterstecke.Die Bären-Apotheke an der Aichacher Sudetenstraße beliefert ebenfalls eine Hausarztpraxis. Zum Ablauf bekundet Carolin Leiss: Am Dienstag der Vorwoche wird die gewünschte Menge bestellt, tags darauf erfährt die Apotheke, ob die bestellte Menge tatsächlich geliefert werden kann - denn die pharmazeutischen Großhändler entscheiden letztlich je nach Verfügbarkeit über die Verteilung der Kapazitäten - und gibt diese Information an den Arzt weiter, der darauf die Termine mit den Patienten fix machen kann. Am Montag darauf wird in den Praxen mit dem Impfen begonnen. Die Bären-Apotheke hat die tatsächlich bestellte Menge für die belieferte Praxis am Dienstag erhalten, 48 Dosen.Maximilian Lernbecher, Inhaber der Oberen Apotheke in Dachau und Pressesprecher der Apotheken im Kreis Dachau, beliefert derzeit acht bis neun Praxen im Dachauer Stadtgebiet mit dem Präparat von Biontech, rund zwei Drittel der Hausarztpraxen, die zu seinen Kunden zählen. Da die Impfungen aufgrund der Haltbarkeit der Dosen bis spätestens Freitag erfolgt sein müssen, spricht Lernbecher von einer „logistischen Leistung”. Auch vonseiten der Großhändler, denen er seinen Dank ausspricht. „Es läuft”, sagt Lernbecher.Neben der Belieferung der Praxen stünden Apothekerinnen und Apotheker den Ärzten gegebenenfalls auch mit Rat zur Seite, was die Anwendung angehe. Diese Schulungsarbeit erfolgt teilweise telefonisch, sie wird auf Wunsch der Ärzte aber auch vor Ort von Apotheken-Mitarbeitern übernommen, die auch am Dachauer Impfzentrum im Einsatz sind, berichtet Lernbecher. In manchen Regionen Bayerns begann die Hausarzt-Impfung schon am Dienstag nach den Osterfeiertagen. Die Kassenärztliche Vereinigung meldete gestern, in Schwaben seien 909 Patienten behandelt worden, in Oberbayern 3144. Schneller voran gehe es voraussichtlich nach dem 19. April, erklärt Werner Kurzlechner, Pressesprecher der Bayerischen Landesapothekerkammer. Dann käme auch der Impfstoff von Astrazeneca zum Einsatz. Das Vakzin von Moderna werde „absehbar nicht” in Hausarztpraxen angewandt.