Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 28.02.2021 15:55

Homeoffice wird bleiben

Die Kollegen trifft man online:   Besprechungen per Videochat wird es nach Corona wohl weiterhin geben.		Symbolfoto: Stock Adobe (Symbolfoto: Stock Adobe)
Die Kollegen trifft man online: Besprechungen per Videochat wird es nach Corona wohl weiterhin geben. Symbolfoto: Stock Adobe (Symbolfoto: Stock Adobe)
Die Kollegen trifft man online: Besprechungen per Videochat wird es nach Corona wohl weiterhin geben. Symbolfoto: Stock Adobe (Symbolfoto: Stock Adobe)
Die Kollegen trifft man online: Besprechungen per Videochat wird es nach Corona wohl weiterhin geben. Symbolfoto: Stock Adobe (Symbolfoto: Stock Adobe)
Die Kollegen trifft man online: Besprechungen per Videochat wird es nach Corona wohl weiterhin geben. Symbolfoto: Stock Adobe (Symbolfoto: Stock Adobe)

Die Umstrukturierung der Arbeitswelt machen auch die Firmen im Aichacher Land mit, offenbar nicht unwillig: „Es gibt bei uns ja schon länger die Möglichkeit, von zu Hause aus zu arbeiten”, sagt Birgit Cischek, die Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Aichach-Schrobenhausen. „Corona hat diesen Wandlungsprozess aber deutlich beschleunigt.” 63 der über 280 Mitarbeiter nutzten inzwischen das Heimbüro, insbesondere für Verwaltungsaufgaben und in der Firmenkundenbetreuung.

Sämtliche Filialen blieben aber personell besetzt, obwohl mittlerweile 66 Prozent der Privat- und 85 Prozent der Geschäftskunden das Online-Banking nutzten. Viele Kundinnen und Kunden wünschten aber trotz Corona die Beratung von Angesicht zu Angesicht, sagt Cischek.

Die Sparkasse hat einen höheren fünfstelligen Betrag investiert, um die Mitarbeiter mit der notwendigen Technik und sicheren Übertragungswegen auszustatten. Denn die Bank will auch nach der Pandemie Homeoffice aufrechterhalten - zumindest für die Mitarbeiter, die das möchten und bei denen es die Arbeitsabläufe zulassen. So passiert es auch bei Juzo, dem mit über 1000 Beschäftigten größten privaten Arbeitgeber im Aichacher Land. 120 Personen, die Hälfte der für Homeoffice infrage kommenden Belegschaft, arbeitet derzeit „auswärts”, in erster Linie aus den Abteilungen Marketing, IT und Kundenservice. Diese Rate solle kein Dauerzustand bleiben, heißt es von Juzo. Nach Corona will man den Heimbüro-Anteil wieder herunterfahren. Sprecherin Magdalena Resch: „Die Mitarbeiter sind zuverlässig und greifbar, allerdings geht das Zwischenmenschliche durch die Trennung beziehungsweise die Isolation im Homeoffice einfach verloren. Daher ist es für uns auch kein Dauerzustand. Wir sehen es aber in der aktuellen Situation als sehr gute Lösung.”

Im Pöttmeser Rathaus wurde zum Ende des vergangenen Jahres sämtlichen Verwaltungsmitarbeitern die Möglichkeit eingeräumt, Homeoffice zu machen - nicht nur tageweise, sondern auf Wunsch auch ausschließlich. Die Gemeinde habe einen höheren vierstelligen Betrag investiert, um alle mit entsprechender Hard- und Software auszustatten, bestätigt Bürgermeister Mirko Ketz. Ziel war es, möglichst nur jeweils eine Person in einem Büro sitzen zu haben, um das Risiko einer Corona-Ansteckung zu vermeiden. Das ist offenbar gelungen, zur Not leisten die Mitarbeiter auch Schichten, die bereits um 6 Uhr beginnen oder erst um 19 Uhr enden. „Ein Absinken der Produktivität haben wir nicht festgestellt”, sagt Ketz. „Die Mitarbeiter haben sich schnell den veränderten Bedingungen angepasst. Natürlich leidet die direkte Kommunikation unter diesen Bedingungen, aber wir haben versucht, dies durch die Nutzung von Videokonferenzen zu kompensieren.”

Ohnehin ist die Gemeinde Pöttmes auf dem Weg zu einer digitalen Verwaltung. E-Government nennt man es, wenn Bürgerinnen und Bürger möglichst viele Amtsgeschäfte jederzeit online erledigen können und nicht mehr persönlich in die Amtsstube fahren müssen. Man wolle, erklärt Ketz, das Homeoffice-Angebot für die Mitarbeiter auch nach der Pandemie aufrechterhalten, denn auch die Zufriedenheit der Angestellten in der Verwaltung sei gestiegen.

Diese Erfahrung hat man auch bei der Sparkasse gemacht. Birgit Cischek ist sich deshalb sicher: „Wir werden nicht mehr in die alte Welt zurückfallen. Manchmal brauchen die Leute einfach ihre Ruhe, um komplexe Aufgaben ungestört von Telefonaten oder Kollegenbesuchen abzuarbeiten.” Das gehe in häuslicher Umgebung bei dem ein oder anderen zweifelsfrei besser. Diese Mitarbeiter seien erfahrungsgemäß sogar produktiver. Es bedürfe zwar eines verlässlichen Vertrauensverhältnisses, aber bisher habe die Bank ausschließlich positive Erfahrungen gemacht.

Tatsächlich bestätigt die Studie des Digitalverbands Bitkom: „Wer im Homeoffice arbeitet, schätzt seine Arbeit im Vergleich zum Büro als produktiver ein und ist zufriedener mit den Ergebnissen. Dabei sagen die meisten auch, im Homeoffice länger zu arbeiten als im Büro. Die Arbeitszufriedenheit ist für jeden Fünften (19 Prozent) deutlich höher und für jeden Vierten (24 Prozent) etwas höher.” Acht von zehn empfänden weniger Stress, da der Arbeitsweg entfalle. Drei Viertel sehen den damit verbundenen Zeitgewinn positiv. Und sechs von zehn bemerken eine generell bessere Vereinbarkeit von Berufs- und Privatleben. Weitere meistgenannte Vorteile sind laut Studie mehr zeitliche Flexibilität (43 Prozent), die Möglichkeit eines gesundheitsbewussteren Lebensstils etwa in Hinblick auf Sport und Ernährung (32 Prozent) und weniger Störungen durch Kollegen (28 Prozent). Produktiver arbeiten als im Büro


Von Wolfgang Glas
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