Die AICHACHER ZEITUNG hatte in den vergangenen Wochen bereits mit drei Personen Kontakt, die die Infektion ihrer inzwischen verstorbenen Angehörigen auf das Friedberger Krankenhaus zurückführen. Laut BR geht das Landesamt für Gesundheit von sieben Todesfällen aus. Am 20. Januar sprach die Pressestelle des Landratsamts noch von zwei Todesfällen in Zusammenhang mit im Krankenhaus erworbenen Corona-Infektionen.Im Wesentlichen geht es bei der Aufarbeitung der Vorfälle um sogenannte nosokomiale Infektionen, also Ansteckungen, die im Krankenhaus erfolgten. Spätestens ab der zweiten solchen Infektion spricht man von einem Ausbruchsgeschehen. Gesundheitsamtsleiterin Dr. Kirsten Höper hatte aber erst am 22. Januar und auch erst nach vermehrten Presseanfragen öffentlich von einem Ausbruch gesprochen, was sie zwei Tage zuvor noch verneint hatte. Am selben Tag beschrieb Klinik-Chef Dr. Hubert Mayer die Lage der zurückliegenden zwei Monate als „ganz normales Erkrankungsniveau”. Allerdings gibt es Hinweise darauf, dass es nosokomiale Infektionen schon deutlich früher gegeben haben könnte. Der BR zitiert mehrfach aus dem internen Papier des Landesamts für Gesundheit, das am 22. Januar eine erste Begehung der Klinik unternommen hat. Im Bericht ist die Rede davon, dass auftretende Fälle nicht daraufhin untersucht worden seien, ob sich Patientinnen und Patienten oder Angestellte im Krankenhaus oder außerhalb infiziert hätten. Die Überwachung des noskomialen Infektionsgeschehens sei nicht gesetzeskonform gewesen, heißt es. Als die Task Force vor Ort war, habe die Hygienefachkraft keine genauen Daten liefern können und habe angegeben, sie sei mit der Situation überfordert, berichtet der BR. Aus dem Bericht des Landesamts für Gesundheit wird zitiert: „Es bestehen keinerlei Aufzeichnungen zu nosokomialen Infektionen, die Bewertung hatte augenscheinlich den Focus, andere - nicht mit dem Klinikaufenthalt oder der Tätigkeit in der Klinik verbundene - Gründe für Infektionen mit Sars-CoV-2 zu finden.” Beschrieben wird der Fall einer positiv getesteten Ärztin, von der man ohne weitere Prüfung einfach angenommen habe, sie sei im Familienkreis angesteckt worden. Auch von hygienischen Mängeln ist laut BR im Zwischenbericht die Rede, etwa der unsachgemäßen Lagerung von Masken. In den Pausen hätten Mitarbeiter keinen Mund-Nasen-Schutz getragen und beim Schichtwechsel seien sich zu große Personengruppen begegnet. Der Klinik-Chef hat dem Werkausschuss des Aichacher Kreistags am 20. Januar hingegen dargelegt, dass es ein Hygienekonzept gebe, das laufend auf den neuesten Stand gebracht werde. Wenn sich die Ergebnisse des Zwischenberichts tatsächlich erhärten, könnte das rechtliche Konsequenzen haben. Wie berichtet, hat eine Angehörige Ende Januar Anzeige gegen das Friedberger Krankenhaus erstattet, nachdem ihr Vater gestorben war. Aber auch über personelle Konsequenzen wird diskutiert werden. Das taten gestern bereits die Grünen. Deren Landtagsabgeordnete Christina Haubrich findet, dass die Frage nach personellen Konsequenzen jetzt erlaubt sein müsse. Kreisrat Stefan Lindauer teilte mit: „Nicht in unseren ärgsten Albträumen hätten wir als Werkausschussmitglieder mit einem solch tragischen Zwischenbericht der Task Force zum Corona-Ausbruch am Krankenhaus Friedberg gerechnet. Die Berichterstattung zeigt ganz klar große Verfehlungen bei der Klinikleitung, dem Gesundheitsamt, aber auch bei unserem Landrat.”Bei der wöchentlichen Pressekonferenz zum Thema Corona (siehe auch Seite 17) äußerten sich weder Gesundheitsamtsleiterin, noch Klinikleitung zu den Vorwürfen. Landrat Klaus Metzger verwies darauf, dass der Bericht der Task Force nicht vorliege und deshalb auch keine Stellungnahme dazu erfolge. Die Ergebnisse würden, wie von Anfang an geplant, nach dem Abschlussbericht öffentlich gemacht. Betroffene wollen erst Stellung nehmen, wenn ihnen der Bericht vorliegt