Das Problem ist gar nicht so einfach zu greifen, zielt im Kern aber auf die einfache Frage ab, ob die Verhältnisse korrekt dargestellt sind. Es geht darum, wie das Grundwasser mit Nitrat, dem Salz der Salpetersäure, belastet ist. Das hat für die Landwirte nämlich Auswirkungen darauf, in welchem Umfang sie Düngemittel auf ihren Feldern ausbringen dürfen. Im Fokus der BBV-Kreisverbände steht der Grundwasserkörper G050, namentlich Vorlandmolasse Aichach, eines von mittlerweile 256 solcher unsichtbaren, weil unterirdischen Areale in Bayern. Im Fall G050 ist es nun so, dass sich die ausgewiesene Belastung als wahrerer Flickenteppich darstellt. Mal sind die Gebiete grün (unbelastet) gekennzeichnet, direkt daneben manchmal rot (belastet). „Viele Landwirte verstehen das nicht, weil es sich einfach nicht erschließt”, sagt Erika Meyer, Geschäftsführerin des Kreis-Bauernverbandes Neuburg-Schrobenhausen. „Das Problem ist, dass die Europäische Wasserrahmenrichtlinie bei dieser Untersuchung mit der Düngeverordnung verquickt wird.” Der Haken an der Sache: Die Wasserrahmenrichtlinie beziehe sich auf Oberflächengewässer, nicht auf Grundwasser. „Das ist also schon mal nicht kompatibel”, stellt Meyer klar.Was bei den hiesigen Bauern allerdings viel größere Fragezeichen hervorruft, ist die Grundlage für die Einstufung der verschiedenen Gebiete. Diese ist nämlich eher theoretischer Natur. Für alle Bayerischen Grundwasserkörper gibt es insgesamt 588 amtliche Messstellen, aus denen Wasser entnommen und untersucht wird. Anhand der Daten nimmt das Landesamt für Umwelt die Kategorisierung vor. Im Grundwasserkörper G050 gibt es lediglich sechs Messstellen, drei davon im Kreis Neuburg-Schrobenhausen, drei in Aichach-Friedberg. „Da ist der Hund begraben”, sagt Erika Meyer. „Auf dieser riesigen Fläche sind das sehr wenige Messstellen.” Ein weiteres Instrument der behördlichen Untersuchungen könnte besseren Aufschluss und echte Transparenz für die Landwirte bieten, greift im Gebiet des Kreisverbandes Neuburg-Schrobenhausen aber ebenfalls nicht, denn die sogenannten Stützmessstellen sind auch in zu geringer Zahl vorhanden; 15 gibt es im Betrachtungsgebiet, 23 bräuchte es mindestens. „Eine Regionalisierung, wie sie das Verfahren vorsieht, ist bei uns also nicht möglich”, erklärt Meyer, warum die Darstellung für die Landwirte so undurchsichtig ist. „Also geht man in die Theorie.”Diese sieht vor, dass einzelne landwirtschaftliche Flächen auf Grundlage verschiedenster Berechnungen als belastet oder nicht belastet eingestuft werden. In der Erhebung ist die Rede von Nitrat-Salden, die aus der Menge und Art des aufgebrachten Düngemittels, dem Anteil an Nitraten, die von Kulturen und Boden gebunden werden, und dem Anteil, der im Grundwasser landet, errechnet werden. Dabei greift die seit Mitte 2020 gültige Düngeverordnung, die den Landwirten vorschreibt, bereits vor der eigentlichen Düngung eine Bedarfsermittlung für ihre jeweiligen Flächen zu errechnen. Beides zusammen ist aus Sicht der Landwirte hochtheoretisch und fernab des bäuerlichen Alltags. „Wir können's einfach nicht nachvollziehen”, sagt Meyer.Um Klarheit zu erlangen, hat der gesamte Bayerische Bauernverband ein Fachbüro mit der Prüfung der vorhandenen Daten beauftragt. Die Kreisverbände haben sich dem Unterfangen angeschlossen und eine Interessengemeinschaft gegründet, die einerseits für die Kosten des Gutachtens aufkommt und andererseits die Daten, die als dessen Grundlage dienen sollen, sammelt und aufbereitet. „Es wartet viel Arbeit auf uns”, sagt Meyer. Derzeit rechnet man damit, dass das Gutachten bis Sommer auf dem Tisch liegt. Meyer betont, dass es den Landwirten nicht um eine gerichtliche Auseinandersetzung geht. „Wir wollen das nicht so verstanden wissen, dass es unser Ziel ist, gegen etwas zu klagen. Wenn das Gutachten sagt, dass die Nitratbelastungen im Grundwasserkörper richtig dargestellt sind, dann werden wir das akzeptieren.” Und sollte sich herausstellen, dass Unzulänglichkeiten in der Untersuchung auftauchen, dann „hoffen wir, dass wir zusammen mit der Politik die gesetzlichen Grundlagen ändern können”, sagt Meyer.Vorsitzender der Interessengemeinschaft ist Reinhard Herb, BBV-Kreisobmann von Aichach-Friedberg. Mit von der Partie sind auch Landwirte aus dem Kreis Dachau. Herb war selbst unterwegs und hat Wasserproben gezogen. Mit Spannung warte man nun auf die Ergebnisse.