Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 20.01.2021 18:00

Corona im Krankenhaus: „Normales Niveau”

Hintergrund: In einer Pressemitteilung aus dem Landratsamt war am 30. Dezember davon die Rede, dass Mitarbeiter aus mehreren Bereichen und Patienten auf drei Stationen positiv auf das Coronavirus getestet worden seien. Weitere Informationen folgten später nicht, während das Ausbruchsgeschehen in den Seniorenheimen immer lückenlos mitgeteilt wurde.

Auskünfte aus dem Gesundheitsamt waren auf Nachfrage nicht zu bekommen. Das Landratsamt lieferte am Dienstag ebenfalls auf Nachfrage folgende Zahlen aus dem Friedberger Krankenhaus nach: Im November waren elf Mitarbeiter und 15 Patienten positiv getestet worden, im Dezember 16 Mitarbeiter und 21 Patienten und bis Anfang dieser Woche elf Mitarbeiter und zehn Patienten. Zwei der Patienten sind gestorben (November und Januar).

Öffentlichkeit: Dass die Fälle anders als diejenigen in den Seniorenheimen und Schulen nicht für die Öffentlichkeit verfolgbar dargestellt wurden, erklärte Hubert Mayer damit, dass sich ein Krankenhaus nicht so einfach vergleichen lasse. Man müsse sich immer fragen, welche der Getesteten zum „Kerngeschäft” des Krankenhauses gehörten, weil sie als Patienten kommen. „Wir wollten immer eine hochwertige Behandlung, und wir wollten keine unnötige Verunsicherung”, erläuterte er. Er habe keine Veranlassung gesehen, die Zahlen anders zu kommunizieren.

Gesundheitsamtsleiterin Dr. Kirsten Höper erklärte, dass auch in den Heimen einzelne Infektionen von Mitarbeitern nicht veröffentlicht werden, wenn diese keine Patienten angesteckt haben.

Das sei erst nötig während eines Ausbruchs, weil dann ein Ansteckungs- und Gefährdungspotenzial herrsche. „Dann ist es wichtig, dass sich die Öffentlichkeit ein Bild machen kann.” Nachdem die Kliniken an der Paar alle Corona-Patienten in Aichach behandeln, um in Friedberg weitgehend Corona-frei zu bleiben, wurden alle positiv getesteten Patienten sofort nach Aichach verlegt. Sie sind deshalb in der täglich vom Landratsamt gemeldeten Statistik enthalten.

Ausbruchsgeschehen: Sowohl aus Sicht des Klinikchefs als auch aus Sicht der Gesundheitsamtsleiterin handelt es sich bei den Zahlen in Friedberg nicht um ein Ausbruchsgeschehen. Mayer: „Das war ein ganz normales Erkrankungsniveau über drei Monate hinweg. Es gab keine Spitzen.” Es gebe außerdem ein Hygienekonzept. Dies werde von den Fachkräften im Haus und mit externer Unterstützung laufend auf den neuesten Stand gebracht. Allerdings lasse sich auch im Krankenhaus nicht immer sagen, auf welchem Weg die Infektion eingetragen wurde.

Reihentest: Wie Gesundheitsamtsleiterin Dr. Kirsten Höper darlegte, sei der Klinikchef Ende Dezember auf sie zugekommen, um eine Reihentestung des Personals zu veranlassen. Er hatte zu diesem Zeitpunkt ein „leicht ungutes Gefühl”, wie er dem Werkausschuss darlegte. Dann seien 300 Mitarbeiter abgestrichen worden mit sieben positiven Befunden.

Die Anordnung eines Reihentests sei schwierig, erklärte Kirsten Höper. Erstens darf das Personal nur auf freiwilliger Basis getestet werden. Zweitens muss dafür entweder ein Ausbruchsgeschehen oder zumindest der Verdacht eines Ausbruchs bestehen. Das sei nicht der Fall gewesen. Während Hubert Mayer darauf hinwies, dass die durchaus unangenehmen Schnelltests aus verständlichen Gründen nicht sonderlich beliebt sind, stellte die Gesundheitsamtsleiterin fest, dass dem freiwilligen Aufruf zum Abstrichtest mit 376 von 380 Mitarbeitern so gut wie alle nachgekommen seien, zwei weitere auf Aufforderung. Allerdings hätten sich die Tests wegen der Feiertage bis Heiligdreikönig bis 7. Januar hingezogen.

Test-Probleme: Neben der häufig diskutierten Qualität der Tests und ihrer nur kurzen Aussagekraft machte Mayer als weiteres Problem aus, dass sich ein gewisser Anteil an Mitarbeitern am Wohnort testen lasse. Deren Ergebnisse liefen folglich in anderen Gesundheitsämtern auf und hätten im letzten Quartal des Vorjahres auch mal bis zehn Tage oder länger auf sich warten lassen. Kirsten Höper hielt das nicht für realistisch. In den schlimmsten Fällen seien es fünf bis sieben Tage gewesen, inzwischen sei man bei 24 bis 48 Stunden angekommen.

Derzeit werden alle Patienten, die geplant aufgenommen werden, sowohl mit PCR als auch mit Antigenschnelltests getestet.

Impfungen: Gute Nachricht gab es beim Thema Impfungen: Mehr als 60 Prozent des Personals an den Krankenhäusern Aichach und Friedberg haben die erste Impfdosis bekommen, in Aichach wurden gestern die ersten mit der zweiten Dosis versorgt. Nach anfänglicher Skepsis wachse auch die Zahl derer, die eine Impfung haben wollen.


Von Robert Edler
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