Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 04.03.2021 17:36

Baldwin ist insolvent

Laut dem Wirtschaftsinformationsdienst „Insolvenz-Portal” ordnete das Gericht das vorläufige Verfahren an und bestellte Rechtsanwalt Christian Plail von der Augsburger Kanzlei SGP Schneider Geiwitz zum vorläufigen Sachwalter. Die Geschäftsführung des Maschinenbauers wird durch die Sanierungsexperten Dr. Stephan Laubereau, Georg Stemshorn und Philip Konen von der Restrukturierungsgesellschaft Pluta beratend unterstützt. Die Geschäftsführung bleibt bei einem sogenannten Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung im Amt und führt die Sanierung unter Aufsicht des Gerichts und eines Sachwalters selbstständig durch. „Meine Aufgabe im Verfahren ist es, die Interessen der Gläubiger von Baldwin Technology zu wahren. Gleichzeitig werde ich alle Beteiligten unterstützen, eine tragfähige Lösung zu finden. Das Unternehmen hat durch die Eigenverwaltung die Chance, sich auf die Herausforderungen in der Branche auszurichten”, erklärt Sachwalter Plail. Pluta-Sanierungsexperte Dr. Laubereau ergänzt: „In Zusammenarbeit mit allen Verantwortlichen erarbeiten wir ein umfassendes und sozialverträgliches Sanierungskonzept. Die Corona-Krise stellt insbesondere Branchen vor große Herausforderungen, die bereits zuvor mit schwierigen Entwicklungen konfrontiert waren.

Das Ziel ist es, die Gesellschaft über einen Insolvenzplan zu sanieren. Das Unternehmen muss sich an die veränderten Rahmenbedingungen anpassen.”

Laut „Insolvenz-Portal” sind die Umsätze des Unternehmens seit einigen Jahren rückläufig und besonders im Geschäftsjahr 2019/20 stark eingebrochen. Gründe dafür seien, dass sich die Druck-Branche seit geraumer Zeit in einer schwierigen Lage befinde, zu Beginn des vergangenen Jahres ein großer Kunde weggebrochen sei, weil er nun selbst herstelle, sowie die Auswirkungen der Corona-Krise.

Die Löhne und Gehälter der Mitarbeiter seien über das Insolvenzgeld für drei Monate gesichert. Der Geschäftsbetrieb soll zunächst vollumfänglich und unter erhöhten Hygienemaßnahmen fortgeführt werden. Nach Angaben des Wirtschaftsinformationsdienstes sieht das Unternehmen aber mittelfristig keine Möglichkeit, bei den weggebrochenen Umsätzen die Produktion in Friedberg fortführen zu können. Es sei angedacht, Produkte künftig von einer Schwestergesellschaft, der Ahlbrandt System GmbH in Lauterbach, Hessen, fertigen zu lassen.

Über den damit verbundenen Personalabbau in Friedberg nehme die Geschäftsführung jetzt die Verhandlungen mit dem Betriebsrat über einen Interessenausgleich und Sozialplan auf. „Die angedachte Produktionsschließung ist sehr schmerzhaft. Sie ist aber unvermeidlich, um die Fortführung des Unternehmens und die Arbeitsplätze in den am Standort verbleibenden Bereichen wie Wartung und Instandhaltung, Forschung und Entwicklung, Engineering und Vertrieb weitgehend zu sichern”, wird Dieter Rößler, Geschäftsführer der Baldwin Technology GmbH, zitiert. Auf Rückfrage unserer Zeitung bestätigt er den auf der Informationsplattform dargestellten Sachverhalt.

Baldwin Technology GmbH in Friedberg gehört zur Baldwin Technology Company Inc. aus den USA. Von der Antragstellung ist nur die deutsche Gesellschaft in Friedberg betroffen. Die Baldwin-Gruppe ist an 21 Standorten in zehn Ländern vertreten. Sie ist ein weltweit führender Hersteller und Lieferant von Prozessautomatisierungsanlagen und den dazugehörigen Verbrauchsmaterialien für die Druck-, Verpackungs- und andere Industriesegmente und übernimmt Wartung und Instandhaltung in diesem Geschäftsfeld. Weitere Bereiche sollen erhalten bleiben


Von Nayra Weber
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