„Das Gesamtpaket macht die Attraktivität einer Innenstadt aus”, weiß Martin Fischer, Mitglied im Vorstand der Aktionsgemeinschaft Aichach (Aga) und Inhaber von Sandra Womenswear am Tandlmarkt. „Die Frequenz in der Stadt ist schon reduziert”, hat er bemerkt. Das liege eben auch an den geschlossenen Restaurants. Diesen Eindruck bestätigen weitere Einzelhändler im Gespräch mit unserer Zeitung. Derzeit sei ihrer Meinung nach aber noch nicht absehen, wie sich das Geschäft in der Vorweihnachtszeit tatsächlich entwickle, weshalb sie sich zum jetzigen Zeitpunkt nicht öffentlich dazu äußern wollten. Sie hoffen jedenfalls auf eine Belebung des Konsums, wenn die Infektionszahlen wieder sinken. Wandern die Kunden fürs Weihnachtsgeschäft dann etwa zu Onlineanbietern ab? Martin Fischer gibt zu bedenken, dass es schon immer unterschiedliche Vorlieben hinsichtlich des Kaufverhaltens gegeben habe: Die einen legen Wert darauf, stationär und regional einzukaufen, andere mögen's lieber online. Allerdings gebe es sicher auch Menschen, die in der momentanen Situation eher ein vorsichtigeres und reduzierteres Konsumverhalten favorisieren, um sich bestmöglich gegen eine Infektion zu schützen. „Wir haben fast alle Phänomene”, sagt Christian Krömer vom gleichnamigen Spielwaren-Geschäft, das insgesamt 24 Filialen betreibt. Eine davon befindet sich in Aichach. Gerade hier seien die Kunden „sehr, sehr treu”, sagt Krömer. Am Standort am Milchwerk erziele man „fast mehr stationäre Einnahmen” als im vergleichbaren Zeitraum des vergangenen Jahres. Auch die Online-Einkäufe der Aichacher hätten laut Krömer zugenommen. Er bietet schon seit rund vier Jahren sowohl die Auslieferung als auch die Abholung in einer Wunschfiliale an - seit Beginn der Pandemie würden diese Angebote verstärkt genutzt. „Ich glaube auch, dass sich die Kunden bei uns wohlfühlen”, sagt Christian Krömer. Er und sein Team seien sehr bemüht, ihnen „ein gutes Gefühl zu geben”, indem man die Anzahl der Kunden im Laden sogar unter der gesetzlich zugelassenen Anzahl halte und den Einkaufsweg steuere, um den Mindestabstand zwischen den Personen jederzeit gewährleisten zu können. Die vier Standorte von Spielwaren Krömer in Einkaufszentren hätten es schwerer, berichtet der 37-jährige Schrobenhausener. Für die Geschäfte dort dauerte der erste Lockdown zwei Wochen länger. Zudem herrscht dort komplette Maskenpflicht, die Gastronomie-Angebote können derzeit nicht zum Verweilen einladen. „Die Kunden fühlen sich an der frischen Luft wohler”, denkt Krömer. Außerdem sei in normalen Zeiten die Zahl der Arbeitnehmer, die ihre Mittagspause in derartigen Zentren verbringt, groß - weil man zuerst etwas essen und dann noch bummeln oder einkaufen gehen könne. So habe sich die Zahl der Kunden auch hier durch die Schließung der Gastronomie reduziert. Auch in der Filiale des Deko- und Geschenke-Geschäfts Depot am Aichacher Milchwerk hat man die Erfahrung gemacht, dass die Kauflust momentan eher gestiegen ist, wie eine Mitarbeiterin im Gespräch mit unserer Zeitung erklärt. „Die Kunden kaufen viel mehr”, sagt sie in Bezug auf weihnachtliche Dekorationsartikel. Sie vermutet als Gründe zum einen, dass es derzeit kaum alternative Freizeitangebote gebe und die Leute daher das Shoppen für sich entdeckten, zum anderen legten sie aufgrund der Kontaktbeschränkungen heuer noch mehr Wert auf Weihnachtsstimmung zu Hause. Der Laden bietet ebenfalls einen Online-Shop mit den Möglichkeiten, entweder nach Hause oder in die Wunschfiliale liefern zu lassen. Das ist auch im Aichacher dm-Standort möglich, der ebenfalls am Milchwerk angesiedelt ist. „Unsere Kunden in Aichach interessieren sich immer mehr für unseren angebotenen Service Express-Abholung”, erklärt Tim Rosentreter, der Gebietsverantwortliche der Drogeriemarkt-Kette. Zwei Wochen nach Beginn des aktuellen Lockdowns hatte das Unternehmen den Zeitraum für die Bereitstellung der Ware im Laden auf drei Stunden halbiert. Doch ein signifikanter Anstieg des Online-Geschäfts aufgrund der momentanen Situation gibt es laut Rosentreter nicht. „Sowohl online als auch vor Ort sind wir mit der wirtschaftlichen Entwicklung sehr zufrieden. So entwickeln sich die Online-Bestellungen proportional zum stationären Umsatzanstieg.” Sehr beliebt seien derzeit auch in der Drogerie insbesondere Lebensmittel mit Weihnachtsbezug und Dekoartikel.