Dass der junge Mann aus dem nördlichen Landkreis, der auf zurückhaltende Art sympathisch wirkt, große Probleme mit sich herumträgt, würde man ihm nicht ansehen. Doch Jugendgerichtshelferin Nicole Jehl berichtete, was Mobbing bei ihm angerichtet hat. Der Angeklagte sei quasi Zeit seines Lebens gemobbt worden, so die Sozialarbeiterin. Es begann im Kindergarten, setzte sich fort in der Grundschule und schließlich in der Mittelschule. Alle Einrichtungen besuchte er im selben Ort, so dass er von seinen Peinigern nie los kam. Das führte nicht nur zu Suizidgedanken bei dem erst Zwölfjährigen, sondern gipfelte in Spielsucht, Drogenmissbrauch und ausbleibendem schulischen Erfolg. Hinzu kamen Probleme im Elternhaus. Mutter und Vater ließen sich scheiden, die Mutter hielt so viele Tiere, dass er sich schämte, jemanden mit nach Hause zu bringen. Er wurde zum Eigenbrötler. Nicole Jehl sprach sogar von einer sozialen Phobie und Depressionen. Immerhin ist eine Psychotherapie mittlerweile beantragt worden, die Mutter des Angeklagten sagte jedoch, die Wartezeit auf einen Termin betrage ein halbes Jahr. Als zwei Polizeibeamte auf Streifenfahrt an diesem Januarnachmittag das Mofa entdeckten, mit dem der Bursche ohne Kennzeichen unterwegs war, wollten sie dessen Fahrt stoppen. Doch er gab Gas, fuhr in Schlangenlinien, um die Polizei am Überholen zu hindern, versuchte, die Verfolger auszubremsen, raste dann mit 90 Stundenkilometern durch ein Dorf. Schließlich bretterte er über einen Grünstreifen auf einen Radweg.