Anfang April, während des bundesweiten Lockdowns, randalierte der Mann in einer Discounter-Filiale, bedrohte die Angestellten und beschimpfte sie als „Missgeburten” und „Opfer”. Aufgrund dieser und weiterer Straftaten im Zusammenhang mit diesem Vorfall wurde der 21-Jährige jetzt vor dem Aichacher Amtsgericht zu einer Freiheitsstrafe von einem Jahr verurteilt. Eigentlich wollte der Mann an dem Tag nur Bier kaufen. Das Pikante daran: Er war just an dem Tag aus dem Gefängnis entlassen worden. Was sich im weiteren Verlauf in dem Discounter genau ereignete, konnte oder wollte er nicht mehr sagen. Nur so viel: Nachdem ihn die Polizei festgenommen hatte, wurde er ins Bezirkskrankenhaus Augsburg gebracht, wo er zwei, drei Wochen bleiben musste. Man nahm an, er habe eine drogeninduzierte Psychose, was sich allerdings als falsch herausstellte. Im Gerichtssaal wirkte der junge Mann, der keine Ausbildung und keine Arbeit hat, eher lethargisch. Er fläzte auf der Anklagebank, betrachtete zeitweilig seine Fingernägel und machte ganz den Eindruck, als ginge ihn das alles nichts an. Nur manchmal schreckte er aus seiner Trägheit auf, etwa, wenn es darum ging, ob er sich die Fahrtkosten erstatten lassen könne - wie die geladenen Zeugen. Das Bild, das sich durch die verschiedenen Aussagen von Angestellten des Ladens und Polizeibeamten ergab, war relativ eindeutig: Der Mann hat sich in dem Discounter aufgeführt wie der sprichwörtliche Elefant im Porzellanladen. Los ging es offenbar damit, dass der 21-Jährige einen älteren Kunden beleidigte. Als die Kassierin dem Angeklagten erklärte, das gehe so nicht, er solle den Laden verlassen, wurde er ihr gegenüber ausfällig. Die Worte „Opfer” und „Missgeburt” fielen. Gegen den 21-Jährigen wurde schließlich ein Hausverbot ausgesprochen - das ihn allerdings nicht davon abhielt, bald darauf wieder auf der Bildfläche zu erscheinen. Diesmal beleidigte er die hinzugezogene stellvertretende Marktleiterin, woraufhin diese die Polizei alarmierte. Ein junger Polizeibeamter konnte den Vorfall dem Vorsitzenden Richter Walter Hell sehr detailliert schildern. Er berichtete, dass sich der Beschuldigte gegen seine Festnahme vehement streubte, dass er später im Polizeifahrzeug wild gegen die Tür trat, den Beamten drohte, er werde sie und ihre Familien töten, und - während der Anfangsphase der Corona-Pandemie - ständig um sich spuckte. Sogar noch im Bezirkskrankenhaus, wo er schließlich an einem Bett fixiert werden musste, habe er noch „massiven Widerstand” geleistet, so der Beamte. Der Angeklagte saß wegen Handeltreibens mit Betäubungsmitteln, Trunkenheit im Verkehr und anderen Delikten schon häufiger im Knast. Auf Nachfrage von Richter Walter Hell, wovon er derzeit lebe, antwortete er: „Meine Oma sponsert mich.” Er wohne derzeit bei seinem „Dad”, sprich seinem Vater, in einem durchaus „korrekten Haus” in einem kleinen Dorf, helfe auf dem Geflügelhof der Oma mit und trinke nur noch Leitungswasser. Demnächst wolle er zudem eine Arbeit in einem Supermarkt beginnen.