Landwirte und Umweltschützer wurden zu konkurrierenden Gruppen stilisiert. „Dabei arbeiten wir die allermeiste Zeit sogar sehr gut zusammen”, betont Konrad Hörl. Der Leiter des Amts für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) in Stadtbergen schwärmt beinahe von einem Beispiel dieser Zusammenarbeit, das nächste Woche sogar ausgezeichnet werden soll: „Bienen, Bäume, Blütenträume” nennen die Verantwortlichen ihr Projekt. Die Imker Werner Bader aus Mering sowie Dr. Steffen Watzke und Ursula Lensing von Honiglandschaften aus Affing haben sich mit Monika Fottner und Ulrich Resele, Landwirten auf Gut Mergenthau, zusammengetan und ein Ökosystem geschaffen, das in der Landwirtschaft seinesgleichen sucht. Unter Federführung von Honiglandschaften haben sich die Projektpartner beim Wettbewerb „Imker.Bauern.Miteinander” des Landwirtschaftsministeriums beworben und werden belobigt. Auf Gut Mergenthau bei Kissing wachsen Christbäume. Zwischendrin blühen Malven, Weißklee und Co. Bienen aus Affing und Mering tun sich gütlich an Nektar und Pollen und bewahren, ganz nebenbei, Blaufichten und Nordmanntannen vor Rußtau. Das ist ein Pilz, der die Bäumchen beschädigt. Die Bienen fressen den Honigtau von Läusen, der das Wachstum des Pilzes begünstigt. Es gibt in der Natur weit mehr als diese beiden Gegenspieler. Und das Wissen um derartige ökologische Zusammenhänge ist wichtig für Ulrich Resele und Monika Fottner. Sie bewirtschaften die Christbaumkulturen ökologisch, frei von Pestiziden, auf einer Fläche, auf der bis vor wenigen Jahren Rollrasen herangewachsen ist. Heute blüht und summt es, von der intensiven Nutzung während der Rollrasenproduktion ist nichts mehr zu spüren. „Wir sind hier autark und generieren unser eigenes Trinkwasser”, erklärt Monika Fottner im Gespräch mit unserer Zeitung. Während der Rollrasen angebaut wurde, waren die Nitratwerte im Wasser stets verhältnismäßig hoch. In den ersten Monaten der ökologischen Nutzung im Jahr 2015 sei der Nitratgehalt dann aber rasch und deutlich zurückgegangen. Ohne Spritzmittel lerne man „von Jahr zu Jahr” natürliche Zusammenhänge besser zu verstehen, so seien die Landwirte 2018 auf die Imker zugegangen. Die Honigbienen von Honiglandschaften und dem Biokreis-zertifizierten Imker Werner Bader sind übrigens begrenzt. „Wir wollen vermeiden, dass die Honigbienen den weiteren Bestäubern Konkurrenz machen”, erklärt Ursula Lensing. Sie hat Biologie studiert, genau wie ihr Lebensgefährte Steffen Watzke, mit dem sie seit 2008 in Affing lebt und die Leidenschaft für die Imkerei teilt. Der Erhalt der Biodiversität ist den beiden daher ein großes Anliegen. Und je weniger Bäume und Völker in Mergenthau stehen, desto höher ist die Artenvielfalt. Positiv beeinflusst wird diese übrigens auch durch ein paar Shropshire-Schafe, die die Wiese abgrasen, ohne die Bäume zu verbeißen und darüber hinaus Wühlmäuse vergrämen, die den Bäumen mangels Pestizideinsatz zu Leibe rücken könnten. Der Bioland-zertifizierte Betrieb Honiglandschaften verfolgt laut Lensing zudem das Ziel, den Stellenwert des Honigs als Spezialität der Region zu steigern. Wie Wein oder Olivenöl etwa schmeckt Honig je nach Umwelteinfluss von Jahr zu Jahr unterschiedlich. Vermarktet wird der Honig aktuell hauptsächlich ab Hof, der Onlinevertrieb auf honiglandschaften.de befindet sich im Aufbau. Den sogenannten „Christbaumhonig”, den die Bienen auf Gut Mergenthau herstellen, wird es aufgrund seiner begrenzten Menge nur im Advent geben, wenn auch die Bäume zum Verkauf stehen. „Damit machen wir den Mehrwert in Mergenthau sichtbar”, meint Ursula Lensing. Diesen Mehrwert will auch die Staatsregierung honorieren - wenngleich das ausgelobte Preisgeld nur für die ersten drei Plätze gedacht war. Jetzt erhalten die Projektpartner eine Belobigung. Die wird Konrad Hörl zusammen mit Aichach-Friedbergs Landrat Dr. Klaus Metzger am Freitag überreichen.