Geschäftsführer Volker Waschk begrüßte das Publikum zu diesen „ganz anderen” Festspielen. Denn das Stück „Winnetou I auf Bayerisch” ist wirklich außergewöhnlich. Noch nie wurde in Dasing in bayerischer Mundart aufgeführt. Die Idee kam nach einer bayerischen Lesung im vergangenen Januar. Kurzerhand schrieb der Kabarettist Wolfgang „Woife” Kramer ein Drehbuch auf Bayerisch, erzählte Waschk zu Beginn. Warum der Sachse Karl May plötzlich auf Bayerisch interpretiert wird? Ganz einfach: „Sächsisch kriegen wir nicht hin”, sagte Waschk, sehr zur Belustigung der Zuschauer. Corona hat weitere Auswirkungen: Nicht wie sonst rund 80 Mitwirkende stehen heuer auf der Bühne, sondern lediglich 20. Das Stück dauert auch nur eine gute Stunde, also nicht so lange wie in den vergangenen Jahren. So kommt es auch ohne Pause aus. Trotz alledem gelang es dem Team aus der Western-City, ein kurzweiliges und unterhaltsames Stück auf die Beine zu stellen. Karl May alias Woife Berger betrat die Arena und erzählte von seiner Phantasie und seinen Abenteuern in Amerika. Er bezog das Publikum mit ein, wie er begann, seine Geschichte aufzuschreiben. Im Wilden Westen traf er zuerst Sam Hawkens (Michael Englert), der versprach, ihn westwärts zu bringen. Ein leicht zerlumpter, aber sehr sympathischer Zeitgenosse, dieser Sam Hawkens, mit einer markanten Besonderheit, er beendete jeden Satz mit der Floskel „wenn i mi ned deisch”. Auf ihrem Weg begegneten die beiden dem Schurken Frederick Santa (Volker Waschk) mitsamt seiner Bande von Banditen und dessen Verbündeten Indianerhäuptling der Kiowa, Tangua (Reinhold Summer). Schließlich kam es aber vor allem zur schicksalhaften Begegnung zwischen Old Shatterhand (diesen Spitznamen bekommt Karl May nach einer Schlägerei) und dem Sohn des Apachenhäuptlings Winnetou (Matthias M. alias Matthias Nawo). Die anfängliche Skepsis gegenüber dem Fremden wandelte sich im Laufe des Stücks in Freundschaft und schlussendlich in die Blutsbruderschaft „Mei Bruader Old Shatterhand is scho a besonders guats Bleichgesicht” kommentierte Winnetou den Charakter seines Freundes. Für ausreichend Intrigen und Wirrungen sorgten die Bösewichte Frederick Santer, Rattler (Manuel Schwirtz) und Tangua. Auch eine Romanze darf in keiner guten Geschichte fehlen: So verliebte sich Old Shatterhand in Winnetous Schwester Nscho-tschi (Mia Kastner). Die Geschichte ist bekannt, die Inszenierung neu. Immer wieder sorgten bayerische Pointen für herzliche Lacher beim Publikum. So sagt Santer über Winnetou: „Echt nervig, der Zipfi” und Karl May erzählt „Santer und Rattler ham mi dick wie a Pfund verdorbenen Leberkas”. Dabei war dem niederbayerischen Kabarettisten Berger eines ganz wichtig: Das Stück „soll nicht albern sein, sondern einfach nur Bayerisch” und „respektvoll à la Karl May, mit dem einen Wert Freundschaft, der ganz vorne dran stehen sollt”. In der Tat geht es in „Winnetou I auf Bayerisch” um Freundschaft, aber auch um Toleranz unter fremden Völkern und Glaubensrichtungen. Matthias „Matthias M.” Nawo schlüpft in diesem Sommer bereits zum 16. Mal in seine Paraderolle, die des edlen und stolzen Indianers. Der Sänger und Physiotherapeut hat erstmals sogar eine Doppelrolle, denn er verkörpert nicht nur Winnetou, den Blutsbruder Old Shatterhands, sondern auch Winnetous Vater Intschu-Tschuna. Den Machern der Süddeutschen Karl May Festspiele gelang es trotz widriger äußerer Umstande, Pandemie-Auflagen und verminderter Darstelleranzahl, ein amüsantes und spannendes Stück auf die Bühne zu bringen. Auf die Frage, wie es mit der traditionsreichen Western-City Dasing nach dem verheerenden Brand im Juli 2017 weitergehen wird, erklärte Volker Waschk, dass dies noch vollkommen unklar sei. Auch unter diesem Gesichtspunkt ist es beruhigend für Dasing und die Umgebung, dass zumindest die Karl-May-Festspiele selbst in schwierigen Zeiten nicht ausfallen mussten. „Winnetou I auf Bayerisch” läuft noch an allen Wochenenden bis zum 13. September um 16 Uhr. Karten gibt es online auf der Homepage der Western City unter .