Corona-Schutz made in Aichach und Igenhausen
Igenhausen/Aichach - Wenn es um Engagement und Initiative in Krisenzeiten wie der Corona-Pandemie geht, ist die Firma Haimer aus Igenhausen mit gutem Beispiel vorangegangen. In kürzester Zeit wurde ein hochqualitativer Gesichtsschutz entwickelt, zertifiziert und produziert, der der Gefahr einer Tröpfcheninfektion vorbeugt und mit Ergonomie und Tragekomfort zu überzeugen weiß.
Nach der Entwicklung wurde Haimer auf der Suche nach einem Formenbauer mit einem langjährigen Kunden und Partner aus der Region für das Spritzwerkzeug, der Firma Deckerform aus Aichach, fündig. Dabei konnten die beiden Firmen beweisen, dass sie mit einem ausgeklügelten Produktionsprozess qualitativ hochwertige Produkte zu einem sehr guten Preis-Leistungs-Verhältnis herstellen können.
Nachdem das Coronavirus auch in ihrer Heimat Menschen getroffen hatte, reifte in der Geschäftsleitung der Firma Haimer die Idee, ein Produkt zu entwickeln, das neben Mitarbeitern in Industrie und Handwerk auch Personen in einem anderen Umfeld schützt. Die Ende März entstandene Idee formte sich zu einem Vollvisier- Gesichtsschutz, einem Haimer Face Shield (Gesichtsschild), der gefährliche Tröpfchen durch eine durchsichtige Scheibe von Augen, Nase und Mund fernhält und gleichzeitig vom Tragekomfort für die ganztägige Anwendung angenehmer ist.
Solche Teile gibt es bereits - in der Regel "made in Fernost" und außerhalb von Krisenzeiten für kleines Geld zu kaufen. Aber lässt es sich nicht auch hier in Deutschland, in Bayern wirtschaftlich produzieren? Vielleicht sogar mit verbesserten Funktionen? Haimer war davon überzeugt, worauf sich das eigene Entwicklungs- und Konstruktionsteam im Detail mit erwünschten Funktionen und konstruktiven Details des Gesichtsschutzes auseinandersetzte.
Von vornherein war klar, dass für den Werkzeugbau und den Produktionsprozess ein leistungsstarker Partner mit ins Boot geholt werden muss. Erste Wahl: die Deckerform-Gruppe, Spezialist für Formenbau und Kunststofftechnik, zudem ebenfalls ein Familienbetrieb und im nur knapp zehn Kilometer entfernten Aichach zu Hause. Die Familien Haimer und Tschacha kennen sich schon viele Jahre und sind ebenso lange Geschäftspartner.
Für das Gesichtsschutz-Projekt waren für Haimer die Kompetenzen im Formenbau und in der Ideenschmiede entscheidend. Beim Deckerform-Ansprechpartner Peter Ottillinger stießen die Haimer-Pläne auf große Zustimmung. Und nicht nur bei ihm. Auch Familie Tschacha und die Deckerform-Belegschaft zeigten sich begeistert. Den beiden Unternehmen gelang es, Produktentwicklung und Werkzeugkonstruktion für das Gesichtsschutz-Vollvisier so ineinander zu verzahnen, dass der Werkzeugbau nach einer Woche loslegen konnte.
Ende Mai fand die erste Bemusterung statt, der finale Verbesserungen folgten. Für die Produktion der ersten 1000 Teile stellte Deckerform sein "Technikum" zur Verfügung, eine Halle, in der sich fünf betriebsbereite Toyo-Spritzgießmaschinen mit Schließkräften zwischen 50 und 1300 Tonnen befinden. Für die Montage und Konfektionierung ist Haimer zuständig, ebenso für die zukünftige Serienproduktion auf den hauseigenen Maschinen. Deren Automatisierung übernimmt wiederum die Firma Deckerform.
Die ersten Produkte werden dieser Tage ausgeliefert. Sie gehen als Spende und "kleines Dankeschön" an die Krankenhäuser in Aichach und Friedberg sowie an weitere Pflegeeinrichtungen. "Uns ist der soziale Aspekt dieses Projektes sehr wichtig", bekräftigt Tobias Völker, Marketingleiter bei Haimer.
Ab Mitte Juni ist das Face Shield auch für alle Gewerbetreibenden, Industrie, Handwerk und Handel erhältlich. Bestellt werden kann es bei Haimer in Igenhausen. Der Preis variiert je nach Stückzahl. Das Set mit fünf Schildern kostet 125 Euro, pro Stück ist man also mit 25 Euro dabei. Wer mindestens 100 Stück anfordert, bekommt das Haimer Face Shield für 20 Euro. Die ersten Exemplare gehen an die Kliniken in Aichach und Friedberg.
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Veröffentlicht am 16.06.2020 16:20 Uhr