Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 16.06.2020 12:25

So funktioniert die offizielle Corona-Warn-App

Die Corona-Warn-App des Bundes hat eine eigene Homepage (www.coronawarn.app), über die auch die Links zum Download der Versionen für iOS (iPhone) und Android bereitgestellt werden. Pro Land gibt es nur eine offizielle Corona-Warn-App.

Auf welchen Geräten wird die App laufen? Die App setzt auf einem Konzept von Apple und Google auf. Daher müssen die Geräte in der Lage sein, diese Programmschnittstellen zur Verfügung zu stellen. Beim iPhone funktioniert das ab dem aktuellen iOS 13.5. Das gibt es für Geräte ab dem iPhone 6s. Ein iPhone 6, 5S, 5 oder ein älteres Modell reicht nicht aus. Bei Android-Handys muss Bluetooth LE unterstützt werden. Außerdem muss Android 6 oder eine neuere Version laufen, und es müssen die Google Play Services aktiviert sein, weil der Konzern die Schnittstellen nicht über Android zu Verfügung stellt, sondern über diese Google-Dienste. Die neuen Android-Geräte von Huawei wie das P40 haben diese Google-Dienste nicht. Huawei will die App daher mit nachgebauten Google-Diensten auf seinen neuesten Android-Smartphones zum Laufen bringen. Laut Huawei müssen die entsprechenden Huawei-Dienste (HMS Core) auf die Version aktualisiert werden. Nicht laufen wird die App dagegen auf Google-freien Android-Versionen wie LineageOS. Wie funktioniert die App? Die App setzt auf die Funktechnik Bluetooth. Sie funkt je nach Smartphone-Modell im Abstand von zweieinhalb bis fünf Minuten eine anonymisierte Identifikationsnummer 16 Mal in die nähere Umgebung. Zugleich lauscht das Telefon, ob es Bluetooth-Signale von Anderen empfangen kann. Halten sich Nutzer, die beide die App laufen haben, nebeneinander auf, tauschen die Smartphones ihre IDs aus. Saugt die ständige Funkerei nicht den Akku schnell leer? Die Entwickler sagen, dass die App nicht viel Strom zieht und nur einen winzigen Bruchteil der Akkukapazität in Anspruch nimmt. Problematischer als die Corona-Warn-App könnten die vielen anderen Apps sein, die ebenfalls auf einem typischen Smartphone installiert sind. Wenn andere Anwendungen zusammen mit der Corona-Warn-App aus dem Ruhezustand aufwachen - zum Beispiel Social-Media-Clients oder E-Mail-Programme -, dann kann das schon die Laufzeit des Smartphones verkürzen. Das ist auch der Hauptgrund dafür, dass die App nicht ständig funkt, sondern nur alle zweieinhalb bis fünf Minuten. Wie erfährt man, dass man sich in der Nähe eines Infizierten aufgehalten hat? Wer positiv auf Covid-19 getestet wurde, kann diesen Status selbst in die App eintragen. Um einen Missbrauch zu verhindern, muss dieser Status aber offiziell bestätigt werden. Das geschieht zum einen über einen QR-Code, den man vom Testlabor erhält. Alternativ kann man auch eine TAN - also eine Transaktionsnummer - eingeben, die man von einer Telefon-Hotline bekommt, da nicht alle Labore in der Lage sind, QR-Codes zu generieren. Im Infektionsfall erhalten die betroffenen App-Kontakte dann einen Hinweis, dass sie sich testen lassen sollen. Gefährdet die App nicht die Privatsphäre der Anwender? Datenschützer loben inzwischen die App, nachdem es an ersten Konzepten noch heftige Kritik gehagelt hat. Bei der App und den dazugehörigen Diensten werden nun nicht die wahren Identitäten der Anwender ausgetauscht, sondern nur anonymisierte IDs, die sich mehrfach in der Stunde ändern. Die Kontaktdaten werden auch nicht zentral gespeichert - wie zu Beginn vorgesehen -, sondern dezentral auf den jeweiligen Smartphones. Nur die Liste der anonymisierten IDs der Infizierten wird auf einem zentralen Server vorgehalten, der Abgleich findet ausschließlich auf den einzelnen Smartphones statt. Darf ein Arbeitgeber den Einsatz der App für seine Beschäftigten anordnen? Eine solche Frage hätte eigentlich im Arbeitsvertrag geregelt werden müssen, wird dort aber meist nicht erwähnt. In vielen Fällen wird der Arbeitgeber daher trotz seiner Fürsorgepflicht gegenüber Arbeitnehmern und Kunden dies nicht anordnen können. Manche Juristen meinen aber, dass dies bei reinen Diensthandys und häufigen Kontakten mit Kolleginnen, Kollegen und Kunden durchaus angeordnet werden kann. Wie viele Menschen müssen die App nutzen, damit der gewünschte Effekt eintritt? In Berichten zur Corona-Warn-App heißt es immer wieder, dass der volle Effekt erst erreicht wird, wenn sich 60 Prozent der Bevölkerung oder mehr beteiligen. Diese Zahl stammt aus einer wissenschaftlichen Studie aus Oxford. Die Forscher sagen aber auch, dass die Zahl der Infektionen und Todesfälle auch dann sinkt, wenn die Anwendungsquote geringer ist. Kann die App das Tragen von Atemmasken und das Einhalten von Abstandregeln ersetzen? Nein. Die App kann nur dazu beitragen, Infektionsketten schneller zu erkennen. Wer sich und andere vor Infektionen schützen will, sollte auch mit der App im Handy genug Abstand wahren und eine Maske tragen.


Von dpa
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