Seit 2014 leitet Andrea Mayr die Station, und zwar von Echsheim aus. Bereits 14 Jahre zuvor hat sie ihre Tätigkeit als Familienpflegerin begonnen, das innerhalb der Ausbildung geforderte Berufspraktikum hat sie in Aichach absolviert. Momentan wird die 40-Jährige von weiteren sechs fest angestellten Mitarbeiterinnen unterstützt. Bedarf wäre laut Mayr für zwei weitere Mitarbeiterinnen in Teilzeit und eine Springerin. 2019 war das Team rund 3420 Stunden für 32 Familien im Einsatz. Wie lange und wie viel Unterstützung Familien benötigen, sei sehr unterschiedlich, sagt die Einsatzleiterin. Zwischen drei und acht Wochen werden die Familien bei pädagogischen, hauswirtschaftlichen und pflegerischen Aufgaben unterstützt. Die Familienpflegerinnen kommen zu Hilfe, wenn ein Elternteil oder ein Kind schwer erkrankt oder ein Trauerfall die Familie belastet. In derartigen Fällen könne auch für längere Zeit Unterstützung notwendig werden, sagt Andrea Mayr. Die Arbeit im Landkreis hat in der Corona-Zeit zugenommen. Familien mit Kindern benötigten mehr Hilfe, als Schulen, Kitas und Kindergärten schließen mussten. „Die Mitarbeiterinnen haben Überstunden aufgebaut. Wir hätten die Familien ja nicht hängen lassen können”, sagt Andrea Mayr. Man sei aber auch gut vernetzt mit der Station in Augsburg und könne sich personell aushelfen. Sie hofft, dass diese schwierige Zeit auch nachhaltig dazu beiträgt, „dass sich jetzt was tut”, dass also soziale und pflegerische Berufe mehr Anerkennung und Unterstützung erfahren. Auch die Familienpflege-Station habe Probleme gehabt, an Schutzkleidung und Desinfektionsmittel zu kommen. Genau genommen war bereits 2019 der 30. Jahrestag der Gründung der Familienpflege für Aichach-Friedberg, denn es gibt sie offiziell seit Oktober 1989. Wirklich angelaufen ist die Tätigkeit aber erst im Folgejahr, weshalb man sich entschied, heuer zu feiern. „1990 war das erste komplette Einsatzjahr”, führt Andrea Mayr aus. Insgesamt waren in den drei Jahrzehnten rund zwanzig Familienpflegerinnen für das Wittelsbacher Land im Einsatz. Der Wechsel ist nicht groß, viele sind seit vielen Jahren dabei. Bei der Familienpflegestation handelt sich um ein Angebot des Deutschen Frauenbunds. Gründerin in der Region war Margareta Ziegler, die damalige Vorsitzende des Aichacher Frauenbunds, Nachfolgerin ihre Tochter Margareta Eder, die mittlerweile im Ruhestand ist; von ihr hat Andrea Mayr die Einsatzleitung übernommen. Der Beruf sei „nicht ganz so ohne”, macht sie deutlich. Man müsse zeitlich flexibel sein, auch mit schwierigen Fällen umgehen und die nötige Distanz zum Geschehen wahren können. Der Kontakt zu den Familien hinterlässt Spuren: „Jeder Einsatz ist etwas Besonderes, man nimmt immer was mit, ob positiv oder negativ”, resümiert Andrea Mayr. Um sich über die oft schwierigen Lebensverhältnisse bei den Klienten austauschen zu können, findet ein Mal im Monat eine Dienstbesprechung statt und sechs Mal im Jahr eine Supervision. Es kommt auch vor, dass Familienpflegerinnen abgezogen werden müssten, weil sie die Situation emotional doch nicht verkraften. In den vergangenen Jahren, so Mayr, haben sich die Zeiten, in denen Unterstützung gebraucht wird, geändert. Da Kinder wesentlich länger als etwa noch vor zehn Jahren tagsüber in einer Fremdbetreuung seien, würden die Familienpflegerinnen aktuell meist nachmittags gebraucht. Zudem ist der Einsatzleiterin aufgefallen, dass momentan viele junge Familien in Mering und Kissing Hilfe benötigen. Diese seien zum Beispiel wegen des Jobs in München dorthin gezogen. Allgemein seien viele „Neu-Zugezogene” unter den Familien, da diese sich noch kein unterstützendes Netzwerk an Bekannten und Nachbarn aufbauen konnten, Verwandte leben oft zu weit entfernt. In den vergangenen drei Jahren wurden die Familienpflegerinnen laut Schilderungen von Andrea Mayr außerdem vermehrt in Familien gerufen, in denen es Mehrlingsgeburten und Risiko-Schwangerschaften gab. Seit 2019 ist das Familienpflegewerk in einer gGmbH (gemeinnützige Gesellschaft mit beschränkter Haftung) organisiert und kein Verein mehr. Bis zum vergangenen Jahr arbeitete der Vorstand ehrenamtlich, doch das sei nicht mehr zu stemmen gewesen, erklärt Andrea Mayr. Der Hauptsitz befindet sich in München, dort ist auch die Geschäftsführung der 22 bayerischen Stationen angesiedelt. Einen Teil der Kosten übernehmen die Krankenkassen (bei Krankheit eines Elternteils), die Rentenversicherung (wenn Elternteil auf Kur) oder das Jugendamt (zum Beispiel über KoKi - Netzwerk frühe Kindheit). Darüber hinaus ist die Familienpflege auf Zuschüsse und Spenden angewiesen und wird vom Frauenbund unterstützt. Das Aichacher Team bietet neben der Familienpflege und Haushaltshilfe auch die sogenannte Betreuungs- und Entlastungsleistung für Pflegebedürftige und ihre Angehörigen, Verhinderungspflege bei Abwesenheit des Pflegenden sowie Haushalts-Organisations-Trainings (HOT). Kontakt zur Aichacher Station mit Einsatzleiterin Andrea Mayr: Telefon 08253/2259175, E-Mail familienpflegewerk.de" class="auto-detected-link" target="_blank">aichach@familienpflegewerk.de; Infos: familienpflegewerk.de; Spendenkonto: Augustabank Aichach, IBAN DE95 7209 0000 0005 5979 78.