„Die Auflagen bringen sicher viele Gastronomen in Schwierigkeiten”, prophezeit Marie Hofmann, Restaurantleiterin in Blumenthal. Dort habe man „Glück, weil viel, viel Platz”. Im Biergarten müsse man nämlich nicht auf Tische verzichten, um den Mindestabstand von eineinhalb Metern einzuhalten. Anders sehe es auf der Terrasse entlang des Restaurantgebäudes aus, da müsse man reduzieren, erklärt sie. Und wenn eine Woche später schließlich auch das Restaurant im Inneren geöffnet werden kann, könne man dort nur halb so viele Gäste wie zu normalen Zeiten empfangen. „Allerdings können wir noch auf unseren Hochzeitssaal ausweichen, da momentan ja keine Veranstaltungen stattfinden”, erklärt die Küchenchefin. Neben Biergarten und Restaurant gibt es in Blumenthal auch noch ein Hotel mit 40 Zimmern. Es kann am 30. Mai wieder öffnen. Die vergangenen Wochen durften dort nur Arbeiter übernachten. Ziehen die wieder ab, ist laut Hoffmann „so gut wie keine Auslastung da”. Tino Horack, einer der Geschäftsführer der Blumenthaler Gemeinschaft, beziffert die Übernachtungszahlen in krisenfreien Zeiten auf insgesamt rund tausend im Monat. „Anfang des Jahres waren wir so gut gebucht wie noch nie, dann kam die Corona-Krise”, macht er im Gespräch mit unserer Zeitung deutlich. Mitte März folgte die vorübergehende Zwangsschließung. Innerhalb von sieben Jahren hat die Blumenthal-Gemeinschaft mehr als drei Millionen Euro investiert. Die Schloss Blumenthal GmbH & CO. KG hat Soforthilfe beantragt, doch das Geld deckt die anfallenden Fixkosten laut Horack nicht einmal im Ansatz ab. Und mit jedem Tag der Schließung sei der Schuldenberg gewachsen. „Die diesjährigen Umsatzeinbußen wieder reinzuholen, ist jetzt nicht mehr möglich”, macht auch Marie Hoffmann deutlich. Sie hofft auf die Unterstützung der Bürger und darauf, dass sie den Wirten in der Region die Treue halten. Wie das Geschäft anlaufe, dazu könne sie keine Prognose abgeben. Es gebe ihrer Erfahrung nach sowohl ängstliche Kunden als auch Gäste, die sich auf den Biergarten- oder Restaurantbesuch freuen. Zu den Maßnahmen, welche die Gastronomiebetriebe umsetzen müssen, gehören neben dem Mindestabstand auch Mund-Nasen-Schutz für das Service-Personal - und im Küchenbetrieb, wenn aufgrund der Räumlichkeiten die 1,50 Meter zwischen den Mitarbeitern nicht möglich sind - sowie die Ausarbeitung eines umfangreichen Hygiene-Konzepts. In Blumenthal ist der Weg zur Toilette ab sofort eine Einbahnstraße, so auch der Bereich des Ausschanks, der von Plexiglas geschützt wird. Es gibt keine Selbstbedienungstheke für Speisen; die werden an der Kasse bestellt, dann geht der Kunde mit einem Pager ausgestattet an seinen Platz und bekommt ein Signal, wenn er sein Essen abholen kann - am Pavillon im Freien. Zur Kontaktpersonenermittlung im Fall einer Corona-Infektion müssen die Gastronomen die Personalien jedes Gastes aufnehmen und einen Monat lang aufbewahren. Die Auflagen sind somit auch „mit einem stark erhöhten Personalaufwand verbunden”, stellt Marie Hoffmann klar. Zusätzlich müssen die Besucher nämlich laut Handlungsempfehlung der Bayerischen Staatsregierung von einer Servicekraft an ihren zugewiesenen Platz geführt werden, und, soweit erforderlich, muss der Zugang zu den Toiletten geregelt werden, um auch hier die Einhaltung des Mindestabstands sicherzustellen. Auch Martina Reh vom Aichacher TSV-Re(h)staurant und ihr Team haben einige Tage damit verbracht, den Betrieb auf die Wiedereröffnung vorzubereiten. Für den Biergarten sei es noch „etwas einfacher” als für das Restaurant, das eine Woche später wieder komplett öffne. Neben den Handlungsempfehlungen der Regierung hat das Restaurant-Team auf einen Maßnahmenkatalog der IHK gesetzt. Speisekarten wurden laminiert, so dass sie regelmäßig desinfiziert werden können, Hinweisschilder für die Gäste aufgestellt, eine Desinfektionsstation und Mund-Nasen-Schutz stehen bereit. Der Eingang zum Restaurant erfolgt wie gehabt, der Ausgang über die TSV-Halle. Für die Spülmaschine habe man sich von einem Fachmann die Keimfreiheit bestätigen lassen, und die Schankanlage, die ohnehin regelmäßig gesäubert werde, wurde außerplanmäßig einer zusätzlichen gründlichen Reinigung unterzogen, berichtet Martina Reh.