Wer in diesen Tagen die Mitteilungen der Pfarreien in der Region verfolgt, dem mag ein solches Szenario wie in den USA gar nicht mehr so weit hergeholt erscheinen. Oder wer hätte noch vor einem Monat daran gedacht, dass man sich seine Palmbusche einmal in einem Drive-in weihen lassen kann? So wie am vergangenen Sonntag an der Wallfahrtskirche Maria Birnbaum in Sielenbach. Kirchliches Leben hat sich in der Krise massiv verändert. Und mancher mag sich fragen, was noch alles kommt. Findet Beichte künftig nur noch per Videokonferenz statt? Geben sich Paare ihr Jawort demnächst am Telefon, während zeitgleich ein Geistlicher über Skype seinen Segen erteilt? Wohl eher nicht. Doch die Corona-Krise stellt Kirchenverantwortliche und Gläubige vor besondere Herausforderungen. Die größte steht demnächst bevor: die Osterfeierlichkeiten. „Es ist eine sehr schwierige Zeit”, sagt Aichachs Stadtpfarrer Herbert Gugler, wenn er auf die aktuelle Situation angesprochen wird. Wie bei vielen anderen hat sich auch sein Alltag unter den Beschränkungen durch das Coronavirus massiv verändert. Alles laufe „kontaktreduziert” ab, fasst der Geistliche zusammen. Seelsorge und Trauergespräche finden nur mehr telefonisch statt, Beichten sind bis auf Weiteres verschoben, ebenso Tauf- und Erstkommunionfeiern. Um als Kirche in dieser besonderen Zeit nicht abzutauchen, greife er auf andere Formen der Verkündigung zurück, sagt Pfarrer Gugler. „Unsere Gottesdienste werden live im Internet übertragen. Die Erfahrungen bisher sind gut, an den Sonntagen gab es jeweils rund 800 Aufrufe.” Ungewohnt sei es schon, die Messe ganz ohne Gläubige zu zelebrieren, in ein leeres Gotteshaus hinein, räumt der Geistliche ein. Dennoch hält er dies für den richtigen Weg und überlegt sogar, die Live-Übertragungen nach der Krise beizubehalten. „Wir erreichen so Menschen, die wir bisher nicht erreicht haben”, ist Herbert Gugler überzeugt, eine Konkurrenz zum „echten” Gottesdienst sieht er darin nicht. Denn: Diejenigen, denen die erlebte Gemeinschaft in der Kirche wichtig sei, würden auch weiterhin kommen. Für ältere, immobile Gläubige oder Aichacher, die im Ausland leben, sei es hingegen ein willkommenes zusätzliches Angebot. Grundsätzlich findet Gugler: „Es ist völlig egal, über welchen Kanal die Kirche Kontakt zu den Menschen aufnimmt, wichtig ist nur, dass sie versucht, da zu sein, die Leute zu erreichen.” Diesen digitalen Weg beschreitet der Geistliche schon seit geraumer Zeit und fühlt sich bestätigt darin, dass der Facebook-Auftritt der Pfarreiengemeinschaft Aichach mittlerweile über 1000 Abonnenten hat.