Gottfried Denkel, Chef des Jobcenters Wittelsbacher Land in Aichach, zeigte sich am Dienstag vorsichtig optimistisch. Grundsätzlich ließen sich in der derzeitigen Situation keine eindeutigen Vorhersagen treffen, sagt Denkel. Keiner wisse genau, wie lange die Corona-Krise anhält und wie schnell die Betriebe anschließend wieder in ihr normales Geschäft einsteigen können. Der Geschäftsführer des Aichacher Jobcenters schöpft aber Hoffnung aus dem Umstand, dass im Wittelsbacher Land der Bau- und Baunebenbereich besonders stark vertreten seien. „Beide Bereiche sind von der Krise weniger stark betroffen als etwa die Metallbaubranche”, verdeutlicht Denkel. In Bezug auf die Landwirtschaft erklärte er: Sie würde von den Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie bisher ebenfalls nur schwach heimgesucht. Indes ergäben sich Probleme wegen fehlender Erntehelfer, vorwiegend aus Osteuropa. Das Jobcenter hat deshalb die Bezieher von Grundsicherung (SGB II, ehedem Hartz IV) in ihrem Bereich angeschrieben, um ihnen anzubieten, zum Beispiel als Spargelstecher zu arbeiten. „Wir werden aber natürlich niemanden zwingen”, sagt Denkel, dem durchaus bewusst ist, dass man für diese Art der Tätigkeit „gesund und fit” sein müsse und nicht jeder Arbeitgeber bereit sei, jeden Kandidaten zu beschäftigen. Darüber hinaus spüre man, dass die Anträge auf Grundsicherung aktuell deutlich mehr würden. Dem Jobcenter gehe es in der derzeitigen Situation darum, „dass die Leute ihr Geld schnell bekommen”, so Denkel. „Das steht für uns momentan absolut im Vordergrund.” „Nichts ist mehr, wie es war. Die Auswirkungen des Coronavirus sind nun auch in unserer Region angekommen”, umschreibt Elsa Koller-Knedlik die Situation. Die Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit in Augsburg bestätigte am Dienstag, „dass die Unternehmen in dieser schwierigen Lage das Instrument Kurzarbeit aktuell rege nutzen”. Dies sei sehr erfreulich, so Koller-Knedlik weiter, denn so blieben die Arbeitsplätze erhalten, „die Firmen können nach der Krise mit der eingearbeiteten Mannschaft nahtlos weitermachen”. Anders als in der Finanzkrise seien dieses Mal nahezu alle Branchen betroffen. „Ausgenommen sind der Gesundheits- und Lebensmittelbereich, der Online-Handel und die Logistik”, erläutert die Arbeitsagentur-Chefin. Für ihren eigenen Betrieb, wenn man so will, gilt das gleiche. Denn die Agentur für Arbeit in der Fuggerstadt arbeitet derzeit „unter Hochdruck”. „Viele Arbeitgeber”, so Koller-Knedlik, „müssen zum ersten Mal in ihrem Leben Kurzarbeit beantragen und haben deshalb viele Fragen.” Im Agenturbezirk Augsburg, dazu zählen die Landkreise Aichach-Friedberg und Augsburg sowie die Stadt Augsburg, haben bereits rund 3500 Unternehmen Kurzarbeit angezeigt. Manche Unternehmen mussten aufgrund der Pandemie auch schon Arbeitnehmer entlassen. Elsa Koller-Knedlik fürchtet, dass sich die Krise irgendwann auf dem Arbeitsmarkt niederschlagen wird. Gleichzeitig macht ihr „die Kreativität der Firmen Hoffnung: Viele gehen dazu über, ihre Waren auszuliefern oder sie telefonieren ihren Kundenstamm ab und fragen nach Aufträgen oder sie verkaufen Gutscheine, die später eingelöst werden können.” Wer dennoch seinen Arbeitsplatz verliere, so die Agentur-Chefin, dem biete sich in der kompletten Kette der Lebensmittelversorgung - von der Landwirtschaft bis zum Endkunden - eine Chance, ebenso in der Gesundheitsbranche, versucht Elsa Koller-Knedlik Mut zu machen. „Ich glaube, dass sich viele Kurzarbeiter, aber auch Studenten zum Beispiel sagen werden: Bevor ich jetzt zu Hause bin, verdiene ich noch was dazu und helfe gleichzeitig mit, die Krise zu bewältigen.” Gottfried Denkel und Elke Koller-Knedlik warfen am Dienstag einen Blick auf den Beginn der Corona-Krise, „als die Welt noch völlig anders war”. Stichpunkt Mitte März lag die Zahl der Arbeitslosen im Landkreis Aichach-Friedberg laut Denkel bei 1673 - das bedeutet eine geringfügige Verschlechterung im Gegensatz zum Vorjahresmonat, da waren es 52 Personen weniger. Die Arbeitslosenquote liegt damit bei 2,2 Prozent, bayernweit beträgt sie 3,1 Prozent. Denkel erklärt diese Entwicklung mit einer schwächeren wirtschaftlichen Entwicklung in diesem Jahr im Vergleich zu 2019. Dennoch seien die Zahlen aus seiner Sicht „sehr erfreulich”. Im nächsten Monat werde sich die Quote aber sicher erhöhen, prophezeit Koller-Knedlik. 438 Menschen im Wittelsbacher Land erhalten Stand Mitte März, eine Grundsicherung, das frühere Hartz IV. Im Vorjahr waren es zum gleichen Zeitpunkt noch 69 Personen mehr. Im so genannten SGB-III-Bereich - dieser umfasst Leistungen und Maßnahmen der Arbeitsförderung - führt das Jobcenter in Aichach aktuell 1235 Personen auf (Vorjahr 121 weniger). Im März waren im Landkreis 701 Berufsausbildungsstellen gemeldet, 477 Jugendliche suchen aktuell eine Ausbildungsstelle. Das Verhältnis Bewerber zu Ausbildungsstellen liegt bei 100 zu 147. Insgesamt gibt es 264 unversorgte Bewerber und 402 unbesetzte Berufsausbildungsstellen. Fragen zur Grundsicherung (SGB II): Menschen, die einen neuen Antrag auf Grundsicherung stellen wollen oder Fragen dazu haben, können sich unter der Hotline 08251/8776970 beim Jobcenter Wittelsbacher Land zwischen 8 und 15 Uhr melden. Dies betrifft zum Beispiel Solo-Selbstständige wie Friseure. Kurzarbeit: Zum Thema Kurzarbeit können sich Arbeitgeber unter der Nummer 0800/4555520 beim Arbeitgeberservice informieren. Anträge, Erklärvideos, Fragen und Antworten zum Kurzarbeitergeld sind zudem auf im Internet über arbeitsagentur.de/ augsburg zu finden. Dort kann auch gleich das Formular für die Anzeige von Kurzarbeit heruntergeladen werden. „Nichts ist mehr, wie es war”