Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 09.03.2020 17:30

Coronavirus: Gesundheitsamt völlig überlastet

Nach wie vor gilt:   Hände waschen oder desinfizieren ist immer noch der beste Schutz vor Ansteckung. (gilt: Hände waschen oder desinfizieren ist immer noch der beste Schutz vor Ansteckung.)
Nach wie vor gilt: Hände waschen oder desinfizieren ist immer noch der beste Schutz vor Ansteckung. (gilt: Hände waschen oder desinfizieren ist immer noch der beste Schutz vor Ansteckung.)
Nach wie vor gilt: Hände waschen oder desinfizieren ist immer noch der beste Schutz vor Ansteckung. (gilt: Hände waschen oder desinfizieren ist immer noch der beste Schutz vor Ansteckung.)
Nach wie vor gilt: Hände waschen oder desinfizieren ist immer noch der beste Schutz vor Ansteckung. (gilt: Hände waschen oder desinfizieren ist immer noch der beste Schutz vor Ansteckung.)
Nach wie vor gilt: Hände waschen oder desinfizieren ist immer noch der beste Schutz vor Ansteckung. (gilt: Hände waschen oder desinfizieren ist immer noch der beste Schutz vor Ansteckung.)

Das klingt nach einer veritablen Notsituation, doch Pürner ist weit davon entfernt, Panik zu schüren. Der Experte beruhigt: Bei den meisten Infizierten verlaufe die Krankheit sehr milde, die Beschwerden seien nicht schwer. Um die Corona-Pandemie in den Griff zu bekommen, müsse man besonnen und pragmatisch handeln. Stand gestern, informiert der Epidemiologe, wurde bisher keine weitere Covid-19-Erkrankung im Landkreis nachgewiesen. Dem bereits bekannten Patienten aus dem Raum Aichach gehe es stetig besser. Zudem befänden sich eine Handvoll Personen in der Region aktuell in Quarantäne. Pürner stellt klar: Alle Kontaktpersonen, die aus anderen Bundesländern oder Risikogebieten wie Südtirol in den Landkreis zurückgekehrt sind, könnten nicht mehr lückenlos identifiziert werden. Um Abstriche bei potenziell Infizierten machen zu können, fehle den Mitarbeitern der Gesundheitsbehörde schlichtweg die dafür nötige Schutzkleidung. Zu dieser gehören eine Brille, ein Mund- und ein Ganzkörperschutz. „Wir haben zwar eine gewissen Vorrat, aber der ist jetzt aufgebraucht. Und nachbestellen lässt sich die Kleidung im Moment auch nicht”, räumt Pürner freimütig ein. Das gelte auch für Röhrchen für die Abstriche. Der Leiter des Gesundheitsamts gesteht offen, dass sich die Sparpolitik der vergangenen Jahre im Bereich der öffentlichen Medizinversorgung nun räche. Seine Abteilung könne die Arbeit personell nicht mehr leisten. Deshalb könne auch nicht mehr jede Kontaktperson zurückverfolgt werden. Und auch eine Hotline, wie sie von vielen Bürgern gefordert wird, könne die Behörde nicht bedienen. Pürner macht seine Kritik konkret: Derzeit arbeiteten zwei Hygienekontrolleure für das Gesundheitsamt. „Einer in Teilzeit, der ist gerade selber krank. Der zweite ist noch nicht richtig ausgebildet.” Der Experte warnt jedoch vor Hysterie und flächendeckender Quarantäne. Wer nicht gesundheitlich vorbelastet sei, könne durchaus einkaufen gehen oder Veranstaltungen besuchen. Eine Ansteckung mit dem Virus sei nur bei direktem Kontakt möglich. Mehr Sorge als eine weitere Ausbreitung machen Pürner die Folgen unbesonnen Handelns. An der Stelle kritisiert der Leiter des Gesundheitsamtes das Vorgehen des Kultusministeriums, Schüler, die etwa in Südtirol waren, vom Unterricht freizustellen. „Die Kinder waren ja schon eine Woche in der Schule. Außerdem gehen sie dann ja, wenn sie keine Symptome haben, trotzdem zum Fußball oder Ringen.” Sollte die „Corona-Welle” den Landkreis erreichen, sei man in den Kliniken an der Paar ausreichend vorbereitet, sagt Dr. Christian Stoll. „Es stehen acht Isolationsbetten bereit”, beruhigt der Mediziner. Im schlimmsten Fall würden elektive Eingriffe eventuell verschoben. Mit dem Begriff „elektiv” bezeichnen Ärzte Eingriffe, die nicht wirklich dringend notwendig sind, beziehungsweise Operationen, deren Zeitpunkt man frei wählen kann. Dazu zählen unter anderem Kniespiegelungen oder etwa Operationen beim Grauen Star. „Notoperationen würden natürlich weiterhin vorgenommen werden”, erklärt Stoll sachlich. Der Mediziner rät in der gegenwärtigen Situation zu Besonnenheit. Momentan werden Patienten des Aichacher Krankenhauses zwar auf einem Plakat darauf hingewiesen, das Gebäude über die Notaufnahme zu betreten - dies gelte aber nur für Menschen mit Atemwegsproblemen. Von Screenings hält Stoll bislang nichts. Gemeint ist damit, Besucher würden beim Betreten der Kliniken auf erhöhte Temperatur geprüft und danach befragt, ob sie ein Risikogebiet, etwa Südtirol oder Oberitalien, besucht haben. Dies habe aber nur beschränkte Aussagekraft, erläutert der Mediziner, weil es sich bei dem Test nur um eine Momentaufnahme handle beziehungsweise die Symptome des Virus sehr unterschiedlich ausfielen. Sollten sich die Covid-19-Fälle im Aichacher Land tatsächlich häufen, kann sich Stoll allerdings vorstellen, Besucher anzuweisen, ihre Angehörigen im Krankenhaus nicht mehr besuchen. Auch an den Schulen im Wittelsbacher Land stellt Corona eine Herausforderung dar. Vom bayerischen Gesundheitsministerium in Kooperation mit dem Kultusministerium erging am Wochenende die Anweisung, dass ab sofort alle Schüler, die in einem Risikogebiet Urlaub gemacht haben, zu Hause bleiben müssen - auch, wenn sie keine Symptome haben. Kommen die Eltern dieser Aufforderung nicht nach, droht ein Bußgeld. Die Verantwortung liegt bei den Eltern, denn die Lehrer können die Kinder nicht gezielt fragen, wo sie in den Ferien waren. Da die Sperre für 14 Tage ab Heimkehr gilt, können die ersten Kinder schon ab Mittwoch wieder die Einrichtungen besuchen. Lehrer, die in Risikogebieten waren, müssen nur zu Hause bleiben, wenn sie Symptome aufweisen. Am Gymnasium Mering musste eine achte Klasse gestern nicht zum Unterricht antreten. Am Freitag wurde bekannt, dass es einen Verdachtsfall gab, die Klasse erhielt Dispens.. Gestern kam das Ergebnis des Virustests: Der Schüler hat sich nicht mit Corona angesteckt. Der ständige Vertreter des Schulleiters, Florian Horak, berichtet zudem, dass rund 20 Kinder, die im Risikogebiet waren, gestern von den Eltern gemeldet wurden. Überdies bespreche man gerade, ob der Infoabend zum Übertritt, der am 17. März stattfinden soll, verschoben wird. Einige Augsburger Schulen hätten das schon so gehandhabt. Am Schulamt Aichach, zuständig für Grund- und Mittelschulen, sammelt man keine Zahlen. Die Schulen melden einzeln ans Ministerium. Schulamtsleiterin Ingrid Hillenbrand weiß von drei bis sieben Fällen an manchen Schulen. Am Deutschherren-Gymnasium gibt Direktorin Renate Schöffer keinerlei Auskunft: „Das fällt unter den Datenschutz.” Am Gymnasium Friedberg sagt Direktorin Ute Multrus: „Es sind einige. Nicht viele.” Doch auch sie fügt an, es seien „interne Statistiken”, die man nicht herausgebe. An der Realschule Mering sind es, wie Direktor Andreas Pimpl erklärt, „weniger als fünf Fälle”. Sein Kollege Hans Friedrich Stock von der Wittelsbacher Realschule Aichach sagt: „Wir geben keine Auskunft.” Sigrid Kehlbach von der Realschule Affing berichtet von einer Handvoll Schülern, die nun daheim bleiben müssen. Man gestern zudem beschlossen, die Theateraufführung zu verschieben. Der Infoabend zum Übertritt vergangene Woche sei gut besucht gewesen. Besonders ist die Situation bei den Beruflichen Schulen im Wittelsbacher Land. Leiterin Cornelia Nieberle-Schreiegg sagt, sie bete zum heiligen Sebastian, dass man von einer Schulschließung verschont bleibe. Schüler, die den Unterricht nicht besuchen dürften, müssten dann aber in ihre Betriebe gehen, um zu arbeiten. Aktuell sei ihr niemand bekannt, der im Risikogebiet war. Die FOS in Karlsfeld ist bis 13. März geschlossen, das Hallertau-Gymnasium in Wolnzach bis 10. März, wie auch die Grundschule Au in der Hallertau. Vier Klassen der Klosterschule in Schwabhausen sind „bis auf Weiteres” geschlossen. Experte rät: Nur noch auf die wirklich Kranke konzentrieren

Da sich die Rückfragen aus der Bevölkerung zum Thema Corona-Virus auch im Landkreis Dachau häufen, richtet das dortige Landratsamt ab dem heutigen Dienstag ein Bürgertelefon unter der Rufnummer 08131/742 50 ein. Während der normalen Dienstzeit (Montag bis Donnerstag von 9 bis 15 Uhr und Freitag von 9 bis 12 Uhr beantwortet das Landratsamt dort allgemeine Fragen zur aktuellen Lage im Landkreis Dachau, Schulschließungen sowie Verhaltensempfehlungen und gibt bei Bedarf Auskünfte zu den zuständigen Fachstellen. Eine medizinische Beratung erfolgt nicht. Allgemeine Informationen zu Coronavirus und der Vorgehensweise hat das Landratsamt Aichach-Friedberg im Internet auf der Homepage lra-aic-fdb.de zusammengestellt.


Von Robert Edler
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