An Wählen oder aktive Anteilnahme an der Politik war für Frauen im 19. Jahrhundert nicht zu denken. Therese Reithmaier kratzte das wohl wenig. „Sie hat Politik im Hinterzimmer gemacht”, berichtet Christoph Lang, der Leiter des Aichacher Stadtmuseums, mit einem breiten Lächeln. Als Wirtin und Besitzerin des Garausbräu konnte sie das. Dazu rauchte die offensichtlich resolute Dame mit den Honoratioren Zigarre - und ihre Rösser spannte Therese Reithmaier selbst ein. Einen Mann brauchte sie dazu nicht. Sie blieb denn auch unverheiratet. Laut Urkunden im Stadtarchiv war die in Pöttmes geborene Geschäftsfrau, die nach dem Tod ihrer Eltern schon im Alter von 17 Jahren den elterlichen Betrieb übernehmen musste, die Gründerin mehrerer Stiftungen, zum Beispiel der Dienstbotenstiftung: 20 Gulden pro Jahr gingen an ihrem Namenstag abwechselnd an Mädchen und Jungen, wenn diese zehn Jahre lange gute Arbeit in einer Familie geleistet hatten. Außerdem stiftete sie beispielsweise die seitlichen Durchgangsbögen für Fußgänger am Unteren Tor der Stadt, die Chorröcke und das Christuskreuz für die Aichacher Stadtpfarrkirche. Therese Reithmaier starb am 29. März 1887. Eine Besonderheit ist das noch heute erhaltene Grabmal, das einem griechischen Sarkophag aus Marmor nachgebildet wurde. Früher gab es einen Garausweg in Aichach, der aber nach dem Bau des Krankenhauses an dieser Stelle umbenannt wurde in die Krankenhausstraße. Heute findet man aber die Reithmaierstraße als Seitenstraße Am Schlößl. Eleonore Beck wurde 1922 in Aichach geboren, 1942 verließ sie ihre Heimatstadt, um in Wiesbaden Chemotechnik zu studieren. Nach dem Tod ihrer Mutter und ihrer Schwester übernahm sie die Familiengeschäfte und verwaltete das Familienvermögen. Ihre Verbundenheit zur Natur und ihre Tierliebe werden wohl auch den Ausschlag für ihren Wunsch gegeben haben, mit ihrem viele Millionen umfassenden Nachlass der bedrohten Tierwelt zu helfen. Stichwort: Die Serengeti darf nicht sterben. Die erwirtschafteten Erträge der Eleonore-Beck-Stiftung fließen vollständig in die Naturschutzarbeit der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt (ZFG) ein. Nicht vergessen hat Eleonore Beck aber auch ihre Heimatstadt. Das „Haus der Senioren” als Begegnungsstätte für ältere Mitbürger ist den Stiftungsgeldern zu verdanken. Dank Eleonore Beck ist die Stadt darüber hinaus an den nun anstehenden Bauplänen für das Areal an der Franz-Beck-Straße zwischen Hit-Markt und der Beck-Villa beteiligt. Der kommunale Anteil soll denn auch für sozialen Wohnungsbau verwendet werden. Gemeinsam mit dem Internationalen Frauentag feiert die Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen (AsF) Aichach ihren 40. Geburtstag. Als Korrektiv in einer von Männern bestimmten Politik sehe man sich bis heute, wie Kristina Kolb-Djoka als aktuelle Vorsitzende betont. Erstmals kandidierten im Jahr 1984 mit Edeltraud Meilinger, Petra Scholz und Susanne Heinrich AsF-Frauen für den Stadtrat, den Sprung ins Gremium schaffte keine von ihnen. Dies gelang dann sechs Jahre später Christel Reichl. 18 Jahre war die Walchshofenerin für die SPD im Stadtrat aktiv, ebenso lange führte sie nach Edeltraud Meilinger die AsF, ehe Kolb-Djoka übernahm. Reichl kann sich noch gut an die frühen Jahre der Arbeitsgemeinschaft erinnern, als die Männer noch dachten, dass es sich um eine Bastelrunde handeln müsse. Weit gefehlt: Schon von Anfang setzte man sich für die Vereinbarkeit von Beruf, Familie und politischen Ämtern ein. Zukunftsorientiert und hartnäckig sei die AsF stets gewesen, betonen Kristina Kolb-Djoka sowie Christel Reichl und erinnern unter anderem an den erfolgreichen Eilantrag zur Ganztagsschule, den Kinderpark am Bruderhof, den man 30 Jahre lang führte, das Kinderhaus in der Lebenshilfe, an das Jugendzentrum oder auch die aufsuchende Jugendarbeit sowie betreutes Wohnen für Frauen und Kinder in Not. Zuletzt machte man sich für die Geburtshilfe am Aichacher Krankenhaus stark und gehörte zu den Initiatoren eines parteiübergreifenden Aktionsbündnisses. Kolb-Djoka: „Die AsF hat viele Dinge angestoßen, die heute noch aktuell sind.” Zum Internationalen Frauentag am Sonntag, 8. März, sind alle Interessierten um 10.30 Uhr ins Aichacher Stadtmuseum eingeladen. Bei einem Vortrag und einer Führung erfahren die Teilnehmer alles über Eleonore Beck und Therese Reithmaier. Am Ende der Veranstaltung ist ein Empfang zum gemeinsamen Austausch vorgesehen. Das Motto: „Starke Frauen heute in Aichach?!” 40 Jahre AsF in Aichach: „Wir sind nicht laut, wir setzen Dinge durch”